Am 8. August 1974 eröffnete in der Siegburger City der Kaufhof. Eine ehemalige Mitarbeiterin erinnert sich an ganz besondere Momente.
EröffnungVor 50 Jahren herrschte am Siegburger Kaufhof „mehr Gedränge als auf Pützchens Markt“
Die Eröffnung von Kaufhof-Filialen haben immer an einem Donnerstag stattgefunden. So auch in Siegburg am 8. August 1974 – heute vor genau 50 Jahren. Eigentlich war der erste Tag mit Publikumsverkehr für den 14. August geplant, doch warum der Termin um eine Woche vorverlegt worden ist, daran kann sich Edda Streitz nicht mehr erinnern.
Die damalige Sekretärin des Geschäftsführers erinnert sich aber noch gut an den Eröffnungstag wie auch an die Wochen zuvor. „Wir haben um 8 Uhr morgens aufgemacht und es bildeten sich lange Schlangen vor dem Haus“, sagt die Siegburgerin, die insgesamt 29 Jahre dem Unternehmen die Treue gehalten hat.
Auch die Tageszeitung von damals war voll mit dem außergewöhnlichen Ereignis. In der Ausgabe von 8. August 1974 gab es eine doppelseitige Werbung mit tollen Angeboten von Kinder-Jeans für 5 Mark bis zum Farbfernseher für 1598 Mark. Einen Tag später titelte die Tageszeitung „Noch viel größeres Gedränge als auf Pützchens Markt“ und berichtete von 10.000 Menschen schon nach einer Stunde.
Kaufhof-Filiale bildete den neuen Mittelpunkt der Siegburger City
Begonnen hatte das Unterfangen Kaufhof-Eröffnung bereits am 1. April des gleichen Jahres. Der Kaufhof hatte in der Kaiserstraße 35 gleich nebenan, wo derzeit das neue Kaiser-Carré der Kreissparkasse Köln entsteht, eine ganze Etage angemietet. Hier wurde die Eröffnung des Kaufhofs knapp ein halbes Jahr vorbereitet.
Die Bauphase wurde von hier aus begleitet mit unzähligen Besprechungsterminen. Sowohl mit Handwerksbetrieben, wie auch mit Vorständen und Direktoren der Hauptverwaltung aus Köln, die bei der Innengestaltung des Hauses maßgeblichen Einfluss nahmen.
Natürlich war auch die Stadt Siegburg an dem neuen Mittelpunkt in der City stark interessiert. „Bürgermeister Herkenrath und Stadtdirektor Jakobs sowie die Spitze des Ordnungsamtes gaben sich im Büro des Geschäftsführers die Klinke in die Hand“, erinnert sich Edda Streitz.
Die Geschäftsführung, Personalchef sowie mehrere Sekretärinnen kümmerten sich ab dem 1. April 1974 um die Einstellung der Abteilungsleiter sowie des Personals.
Wolfgang Overath eröffnete Lotto-Annahmestelle im Kaufhof
„Inklusive der Aushilfen eröffnete der Kaufhof im August mit 150 Beschäftigten“, erinnert sich Edda Streitz. Auch die Planung des Sortiments wurde in der angemieteten Etage der Kaiserstraße 35 vorbereitet. Einen ersten Einblick konnte sich die Bevölkerung schon wenige Tage zuvor verschaffen. Am Sonntag vor dem 8. August gab es einen Tag der offenen Tür.
Kurz vor der Eröffnung zog die Verwaltung in die vierte Etage des fertiggestellten Gebäudes ein. Edda Streitz weiß noch genau, was im Kaufhof wo zu finden war. Im sogenannten Basement – dem Untergeschoss – gab es eine große Lebensmittelabteilung. Hinzu kam die Radio- und Fernsehabteilung und weiße Wahre wie Kühlschränke und Waschmaschinen.
Im Erdgeschoss wurden Schmuck, Kosmetik, Kurzwaren und Stoffe angeboten. Zudem gab es die Foto- und Schreibwaren-Abteilung und „Alles für das Kind“, wie sich Edda Streitz erinnert. Neben dem Reisebüro hatte der frisch gebackene Weltmeter Wolfgang Overath eine Lotto-Annahmestelle eröffnet, die sein Schwager leitete.
Eröffnung am 8. August 1974 fand mit ganz viel Prominenz statt
Damenoberbekleidung und Miederwaren sowie Herrenausstattung und die Schuhabteilung waren in der ersten Etage angesiedelt. Im zweiten Obergeschoss glänzte das Kaufhaus mit Möbeln sowie Bettwaren. Zudem gab es hier ein großes Restaurant.
Die dritte Etage war am Anfang hingegen nicht für Kunden zugänglich, weil das Amtsgericht die Räumlichkeiten für ein Jahr angemietet hatte. „Offensichtlich hatten die wegen ihres Neubaus Platzprobleme“, so Edda Streitz. Da dort auch Verhandlungen durchgeführt worden, gab es sogar eine eigens eingerichtete Gefängniszelle.
Die Eröffnung am 8. August 1974 fand mit ganz viel Prominenz statt. Sogar die Abtei war mit Abt Placidus Mittler vertreten. In der Folgezeit versuchte der Kaufhof auch immer mit Attraktionen die Kunden zu binden. So gab es Autogrammstunden mit Ilse Werner, Gunter Phillip Rosi Mittermeier, Christian Neureuther oder Harald Juhnke.
Aber auch die legendären britischen Posträuber kamen nach Siegburg, um ihr Buch zu vermarkten. „Wie können Sie diesen Verbrechern eine Plattform geben“, reagierte ein entsetzter Kunde.
Das Parkhaus gab es so wie es heute ist, bereits mit 540 Parkplätzen. „Da hat sich nicht viel verändert“, so Edda Streitz. Allerdings habe das Gebäude auf der Kaiserstraße in der Mitte nur einen Eingang gehabt und nicht wie zuletzt zwei Eingängen an den Ecken. Überhaupt habe es viele Sanierungsmaßnahmen und Veränderungen immer wieder gegeben.
Mit Wehmut blickt die ehemalige Kaufhof-Angestellte Edda Streitz heute zurück und ist besonders traurig über die Schließung Anfang diesen Jahres. „Das macht mich traurig, wenn man da vorbeigeht. Wo kann man heute denn noch einen Knopf kaufen“, fragt sie sich. Zu ehemaligen Mitarbeitern habe sie noch zu einigen wenigen Personen Kontakt, aber allzu oft sei sie auch nicht in den Verkaufsräumen gewesen. „Ich habe ja in der Verwaltung gearbeitet und war im Kaufhaus selbst nur einfacher Kunde“, so Edda Streitz.