Neunkirchen-Seelscheid1000 begeisterte Zuschauer beim Auftritt von Köbes Underground
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Neunkirchen-Seelscheid – Elf Mitglieder der veranstaltenden Bürgerstiftung Seelscheid nahmen es bei deren Open-Air-Konzert selbst in die Hand, krachende drei Stunden lang die rund 1000 Gäste auf dem Gelände von Wilms Touristik im Gewerbegebiet zu unterhalten. Bei ihrem ersten Auftritt vor drei Jahren waren die zehn Musiker und Saxofonistin Tanja Svejnoha von Köbes Underground als neue Bürgerstifter spontan dem emsigen Verein beigetreten. Das wurde am Freitagabend bejubelt, als Vorsitzender Horst Schmitz und Ober-Organisator Heinz-Günter Scholz bei ihrer Begrüßung an das Treue-Bekenntnis erinnerten.
Die Kölner zahlten umgehend zurück und spielten sich bereits beim eröffnenden „Let Me Entertain You“ die Seelen aus den Leibern. Die ansteckende Freude, wieder Konzerte geben zu können (Frontmann Ecki Pieper: „2020 waren es drei, im vergangenen Jahr sechs“) war Treibstoff für das kräftezehrende Tun.
Köbes Underground in Neunkirchen-Seelscheid: Melodien gekonnt frisiert
Denn neben den knapp 30 Stücken galt es, sich zwischendurch immer wieder ins passende Outfit zu werfen. So gab es hinter der Bühne gleich mehrere sauber sortierte Kleiderständer und Boxen mit Jacken, Kostümen, Fummel, Perücken. Doch waren die kurzen Überbrückungspausen bei den ausgelassen mitsingenden und tanzenden Gästen durchaus willkommen, um ebenso wie die Band zu Atem zu kommen. Trotz der dichten Programmfolge, die Akkordeonist Winni Rau als „Unser Best of aus den Stunksitzungen“ bezeichnete, und der Umkleide-Rallye herrschte Ruhe in den Reihen der Hausband der Kölner Stunksitzung. Auch die Anforderungen der durchweg komplexen Arrangements brachten niemanden ins Wanken.
Dabei steckt hinter ihrer Musik weit mehr als das pure Covern bekannter Ohrwürmer. Die Melodielinien werden gekonnt frisiert, durch andere Instrumentierung oder genrefremde Rhythmik, wie etwa bei „Bohemian Rhapsody“ von Queen, wo kurze Blasmusik-Marsch-Phrasen und Dreivierteltakt ins Lied schlichen. Schließlich musste ja Piepers Behauptung Rechnung getragen werden, das Lied stamme von Willi Ostermann. Doch belegte der Ewigkeitshit zugleich die musikalische Finesse und das hohe technische Vermögen aller Band-Angehörigen. Da trieben einen der mehrstimmige Gesang, die brillanten Höhen, die Präzision und die durchdringende Wucht prickelnde Schauer über den Rücken.
Köbes Underground liefern grandiose Momente am Fließband
Unterhaltungswert bester Comedy garantieren die pointenreichen Texte und der Ideenreichtum, diese mit Inhalten zu füllen, die mit dem Original nicht im Zusammenhang stehen, gleichwohl passen wie der sprichwörtliche Deckel auf den Topf. So besang Pieper zu Grönemeyers „Bochum“ seine Magenprobleme nach durchzechter Nacht. Grandiose Momente gab es am Fließband.
Aus der „Kaffeebud“ der Bläck Fööss wurde die „Muckibud“, in dem das Treiben in den Fitness-Centern beäugt wurde. Gefeiert wurde nicht minder Jacques Offenbachs „Can can“, bei dem sich auch das Publikum am Zungenbrechertext versuchen durfte.
Mit dem „Spielermann“ nahm die Bühnen-Elf die im Männer-Fussball immer noch tabuierte Homosexualität aufs Korn, der „Bofrostmann“ wurde zu Dusty Springfields „Son Of A Preacherman“ zum Brüller. In die Herzen sang sich der raderdolle Ozan Akhan, der mit Rüschenjacke unter der Uniformjacke seinen türkischen Wurzeln und einer deutschen Tradition gleichermaßen die Ehre erwies.