Much/Neunkirchen-Seelscheid – Schneller als die Bürokratie (sonst) erlaubt, haben die Mucher und Neunkirchen-Seelscheider ihren ersten Bürgerradweg bekommen. Während Windeck seit mehr als zehn Jahren auf Lückenschlüsse beim Siegtalradweg wartet, wurde zwischen Nackhausen und Schwellenbach entlang der Landesstraße 318 ein Radweg in nur 18 Monaten geplant und gebaut – auch dank des Einsatzes der Bürger.
Finanziert wurde das Projekt über das Landesprogramm Bürgerradwege Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche Anwohner waren zur Eröffnung gekommen.
Bürgerkoordinator Hubert Ulbig beschleunigte den Radwegbau
„Ich weiß nicht, wie Sie das immer machen. Es muss mit Ihrer Person zu tun haben“, lobte die Neunkirchen-Seelscheider Bürgermeisterin Nicole Berka den Hauptakteur Hubert Ulbig, der unter anderem in der Flüchtlingshilfe aktiv ist.
Der Bürgerkoordinator hatte bei Behörden nicht lockergelassen, Gespräche mit Eigentümern geführt und so das Verfahren erheblich beschleunigt. Er habe sich eine Auszeichnung verdient, sagte Berka und überreichte ihren in diesem Jahr selten verliehenen Karnevalsorden.
Geschenke gab es auch von ihrem Mucher Amtskollegen Norbert Büscher. Der betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Kreis und Landesbetrieb Straßenbau. Der Radweg verläuft von Schwellenbach kommend abseits der Landesstraße über das Gelände des interkommunalen Bauhofes und weiter zum Radwegenetz an der Bundesstraße 56.
Vize-Landrätin Notburga Kunert lobte das Projekt. Nicht nur die Bewohner der vier Orte Nackhausen, Mohlscheid, Schwellenbach und Meisenbach profitierten von dem sicheren Weg entlang der vielbefahrenen Landstraße, es sei auch ein weiterer Schritt für den sanften Tourismus im Kreis.
Abseits der Prioritätenliste
Allerdings sei da noch „viel Luft nach oben“, betonte sie. Mit Landrätin und Bürgermeistern, die sich von Anwohnern spontan Fahrräder liehen, startete Ulbig nach der feierlichen Eröffnung zur Jungfernfahrt auf der rund 400 Meter langen neuen Trasse.
Landesweit gebe es eine Prioritätenliste für Radwege, berichtete Thomas Raithel vom Landesbetrieb. Irgendwo auf dieser Liste habe auch der Radweg entlang der L318 gestanden. Wenn Bürger vor Ort aktiv würden, könnten aber auch abseits der Listen Projekte verwirklicht werden. Je nach Einsatz der Bürger und Engagement von Gemeinden und Kreisen sei das unter Umständen sogar kostengünstiger. Das Land habe seit dem Jahr 2005 über dieses Modell 400 Kilometer Radwege gebaut und 27 Millionen Euro investiert.
Für den Rhein-Sieg-Kreis hatte dessen Radverkehrsbeauftragter Sven Habedank das Projekt auf der Grenze zwischen Much und Neunkirchen-Seelscheid maßgeblich betreut. Wenn alles glatt laufe, so berichtete er am Rande der Eröffnung, könnten die Arbeiten für den Radweg entlang der Bundesstraße 256 zwischen Rosbach und Au in Windeck Ende 2022 ausgeschrieben werden.