Much/Neunkirchen-Seelscheid – Nach elf Jahren an zwei Standorten haben die Mitarbeiter des gemeinsamen Bauhofes der beiden Berggemeinden ihren neuen Betriebshof in Nackhausen bezogen. Eigentlich arbeiten sie dort schon seit März. Jetzt stellten sie ihren Betrieb Familie, Nachbarn und Politik vor. „Wir können durchaus stolz sein auf das, was wir hier geschaffen haben,“ stellte Johannes Hagen fest, im Hauptberuf Kämmerer und als Vorstand Chef des Kommunalunternehmens mit immerhin 38 Mitarbeitern.
Pioniere im Bundesland
Vor elf Jahren seien die beiden Berggemeinden mit die ersten in Nordrhein-Westfalen gewesen, die sich mit ihren Bauhöfen zusammengetan hätten, um gemeinsam Geld zu sparen, berichtete Hagen im Gespräch. Bis heute wisse er nur von einem ähnlichen Zusammenschluss im Oberbergischen Kreis.
Damalige Prognosen gingen von einer Million Euro Ersparnis pro Kommune in 20 Jahren aus. Hagen: „Jetzt können Sie das Doppelte ansetzen.“Zunächst hatte die Gemeinde Much einen Bauhof in einer ehemaligen Firma in der Nähe der katholischen Kirche weiter betrieben. Das Gelände wurde 2018 verkauft und inzwischen anderweitig bebaut. Der Bauhof bezog ein ehemaliges Fitnesszentrum in Kreuzkapelle als Übergangslösung. Der zweite Standort blieb in Neunkirchen in einem 1980 errichteten Gebäude.
Der Spatenstich für den Neubau erfolgte 2020. 6,5 Millionen Euro investierte das Kommunalunternehmen, das im Auftrag der Gemeinden deren Aufgaben erfüllt und zum Beispiel öffentliche Rasenflächen mäht, Bankette pflegt, Bäume beschneidet, Kinderspielplätze instand setzt, Schilder aufstellt und wartet und Straßen in Ordnung hält.
Auf 800 Kilometer schätzt Hagen die Länge der Gemeindestraßen im 50 Quadratkilometer messenden Neunkirchen-Seelscheid und dem 80 Quadratkilometer großen Much. Unterschiedliche Strukturen in der Besiedlung glichen am Ende den Aufwand und die Kosten wieder aus, so dass beide Gemeinden im Schnitt die gleichen Kosten hätten.Der Mucher Bürgermeister Norbert Büscher erinnerte an einen
Sparvorschlag, den er als Beigeordneter seinerzeit gemacht habe: Ein Mann Besatzung auf dem Schneepflug sollte reichen. „Die haben mich dann mal morgens um drei aus dem Bett geholt und mitgenommen“, berichtete er. Danach sei das Thema vom Tisch gewesen. Dass Straßenreinigung in Bergischen Dörfern etwas anderes als auf der Autobahn ist, bestätigte Bauhofleiter Kurt Pütz. Da änderten auch Rückfahrkameras nicht viel.
Als spektakulärsten Einsatz seines „Teams Orange“ nannte Pütz die Aufräumarbeiten nach der Flut in Swisttal und Rheinbach, die damals seine Kollegen aus Hennef koordinierten. Auch Thorsten Krumbe erinnerte sich lebhaft, wie er und Kollegen mit zwei Lastwagen und einem Radlader im Katastrophengebiet im Einsatz waren. Berichten können die Männer und Frauen vom Bauhof auch vom Klimaschutz. Nach einem harten Winter sei vor fast zehn Jahren eine Fräse angeschafft worden. „Die schafft mehr als einen Meter Schnee“, schilderte Pütz. Gebraucht wurde sie nie. Inzwischen könnten Streufahrzeuge sogar an manchen Tagen ohne schweres Räumschild fahren, um Energie zu sparen, erklärte Pütz. „Wir denken sogar daran, die Fräse zu verkaufen“, ergänzte Hagen.
Während Kinder gebannt die Arbeitsplätze von Vätern, Großvätern und Onkeln aus der Nähe betrachteten, freuten sich Nachbarn und Politiker über einen Plausch mit den Mitarbeitern und den Kollegen aus der Verwaltung. „Bei euch kann man ja vom Boden essen“, lobte die Neunkirchen-Seelscheider Bürgermeisterin Nicole Berka. Sie hatte einen Beitrag zur Weihnachtsfeier Ende Oktober mitgebracht. Dass es im Schilderregal einen Stapel mit der Aufschrift „Der Bürgermeister“ gab, kommentierte sie schlagfertig: „Das sind Mucher Schilder.“