Die Bürgerinitiative „Neunkirchen-Seelscheid ist bunt“ hatte zur Kundgebung auf dem Marktplatz aufgerufen.
Kundgebung300 demonstrieren in Neunkirchen-Seelscheid gegen Rechtsextreme
Mit Kreide auf den Boden gemalte Zitate von AfD-Politikerinnen und -Politikern wiesen den Weg zur Kundgebung für Vielfalt und Demokratie, die am Samstag auf dem Marktplatz in Neunkirchen-Seelscheid stattfand. „Die Pläne für einen Massenaustausch der Bevölkerung sind längst geschrieben“, stand da etwa über dem Namen von Beatrix von Storch, der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion.
Der angebliche Bevölkerungsaustausch durch die Bundesregierung ist eine Verschwörungstheorie in extrem rechten Kreisen – und denen wollten die rund 300 Anwesenden auf dem Marktplatz die rote Karte zeigen. Die Bürgerinitiative „Neunkirchen-Seelscheid ist bunt“, ein Zusammenschluss aus sieben Frauen, hatte zur Kundgebung aufgerufen, „Wir stehen gemeinsam für Vielfalt und Demokratie“ war das Motto.
Kundgebung in Neunkirchen-Seelscheid: Plakate und Regenbogenflaggen
Menschen jeden Alters waren gekommen, Eltern mit Kindern, Seniorinnen und Senioren. Einige hatten Schilder dabei, auf denen „Ausländer? Meine Freunde sind alle Menschen“ oder „Aktive Demokratie“ stand, auch Regenbogenflaggen waren zu sehen.
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„Wir handeln im Interesse vieler, wie uns die Bestätigung im Vorfeld gezeigt hat“, sagte Moderatorin Leonie Adam im Namen ihrer Mit-Organisatorinnen. „Ihr alle zeigt uns, dass wir viele sind.“
Neunkirchen-Seelscheid habe selbst eine Einwanderungsgeschichte, schilderte Adam: „Vor vielen tausend Jahren siedelten hier die ersten Menschen – und ohne sie wäre unsere Gemeinde nichts als Wald und Matsch.“
Bürgermeisterin Nicole Berka: „Es geht um die Verteidigung unserer Verfassung“
Auch die Deutschen seien vor 150 Jahren massenhaft in die USA eingewandert und hätten die größte Gruppe an Emigranten gestellt. „Wir sollten also wissen wie es ist, Haus und Hof zu verlassen und alles aufzugeben, in die Fremde zu gehen, wo uns niemand kennt, wir die Sprache nicht sprechen und komplett von vorne anfangen müssen“, sagte Adam. Deswegen sollten die Menschen offener gegenüber Menschen sein, die aus anderen Ländern hierher kämen.
Dann zitiert sie aus dem Parteiprogramm der AfD, ohne den Namen der Partei zu nennen. „Fossile Brennstoffe sind die Grundlagen unseres Wohlstands“, las sie vor und kommentierte sarkastisch: „Das war die Sklaverei auch mal.“
Auch Bürgermeisterin Nicole Berka hielt zwischen Musikbeiträgen eine Rede. „Es geht um die Verteidigung unserer Verfassung, die am 23. Mai dieses Jahres 75 Jahre alt wird“, so Berka. „Wenn wir klare Kante gegen Rechts zeigen und widersprechen, für unsere Demokratie und Menschenrechte eintreten, dann haben auch unsere Kinder eine gute Zukunft.“