KreisparteitagCoumanns, Dobbelstein und Odabasi sind SPD-Landtagswahlkandidaten 2022
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Rhein-Erft-Kreis – Aus sechs mache drei: Das war die nicht ganz leichte Aufgabe, die rund 160 Genossinnen und Genossen am Samstagnachmittag beim Kreisparteitag der Rhein-Erft-SPD in Hürth lösen mussten. Zum Schutz vor Corona tagte man erstmals unter freiem Himmel. Nach dreieinhalbstündiger Aussprache auf den harten Holztribünenbänken des Sportstadions an der Dunantstraße stand das Ergebnis fest.
Bernd Coumanns aus Bedburg, Daniel Dobbelstein aus Kerpen und Halil Odabasi aus Wesseling werden bei der Landtagswahl am 15. Mai kommenden Jahres als SPD-Direktkandidaten in den drei hiesigen Wahlkreisen versuchen, die 2017 allesamt an die CDU verlorenen Teilgebiete für die Sozialdemokraten zurück zu erobern.
Alle drei Gewinner hatten es in ihren Wahlkreisen mit jeweils einem Mitbewerber beziehungsweise einer Mitbewerberin zu tun, und alle drei erzielten nach ausführlichen Vorstellungsrunden am Ende recht klare Abstimmungsergebnisse zwischen gut 59 und knapp 61 Prozent. Wenn es bei der Landtagswahl auch so läuft, dürfte das Kandidatentrio mehr als zufrieden sein.
Im nördlichen Wahlkreis 5 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Pulheim) setzte sich Bernd Coumanns gegen die Elsdorferin Melani Schmielewski durch. Der 46-Jährige ist Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Bedburg, seit über 20 Jahren Stadtratsmitglied und beruflich als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dürener SPD-Bundestagsabgeordneten Dietmar Nietan tätig.
Wer zum Parteitag wollte, kam an Coumanns nicht so leicht vorbei: Am Stadioneingang hatte er mit Bedburger Parteifreunden das aus dem Kommunalwahlkampf bekannte „Rote Currywurst-Mobil“ postiert und erfreute die Eintreffenden mit Deftigem vom Grill. „So kommt man auf Augenhöhe mit den Menschen ins Gespräch, und so möchten wir auch vor den nächsten Wahlen Straßenwahlkampf machen. Dass wir damit durchaus erfolgreich sein können, haben wir bei der Kommunalwahl in Bedburg mit über 41 Prozent für die SPD gezeigt.“
Coumanns’ Hauptkonkurrentin im Wahlkampf dürfte die amtierende und voraussichtlich erneut kandidierende Landtagsabgeordnete Romina Plonsker aus Pulheim werden. Die Aufstellung steht bei der CDU erst im August auf der Tagesordnung.
Wahlkreis 6: Dobbelstein vor Thielemann
Im mittleren Wahlkreis 6 (Frechen, Hürth, große Teile von Kerpen) gab Daniel Dobbelstein seinem Frechener Mitbewerber Thomas Thielemann das Nachsehen. Dobbelstein (41) ist seit 2009 in der Kerpener SPD aktiv und leitet seit anderthalb Jahren gemeinsam mit Dagmar Andres zudem den SPD-Kreisverband.
Auch aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit als Geschäftsführer einer Familienhilfe-Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt liegen ihm die Sozialthemen besonders am Herzen. Neben einer Familien- und Bildungsoffensive fordert der studierte Informatiker ein konsequenteres Vorantreiben der Digitalisierung. „Die Ansiedlung einer Chip-Fabrik hier im Rhein-Erft-Kreis wäre eine Idee, um die wir uns im Zuge des Strukturwandels intensiv kümmern sollten.“
Mit wem Dobbelstein es im Kampf ums Direktmandat seitens der CDU zu tun bekommt, ist noch offen. Die Christdemokraten suchen noch einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den 2017 im Wahlkreis 6 erfolgreichen, inzwischen aber als Landrat tätigen Frank Rock.
Wahlkreis 7: Odabasi gewinnt gegen Spandau
Im südlichen Wahlkreis 7 (Brühl, Erftstadt, Wesseling und südliche Stadtteile von Kerpen) tritt Halil Odabasi für die SPD an. Der 42-Jährige gewann gegen den Brühler Ralph Spandau und ist Ratsmitglied in Wesseling. In Köln als Sohn türkischer Zuwanderer in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, war Odabasi der erste in der Familie, der studieren konnte. Als Beamter beim Landschaftsverband Rheinland betreut er nun Pflegefamilien behinderter Kinder und ist Dozent am Rheinischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung.
„Meine Aufstiegsgeschichte ist leider immer noch selten anzutreffen, da es Kindern aus wirtschaftlich schwachen Familien nicht leicht gemacht wird. Da sind wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in besonderem Maße gefragt“, sagte Odabasi, der seinen Schwerpunkt auf die Gebiete Integration, Inklusion und Bildung setzen möchte. Hauptgegner im Wahlkampf könnte der voraussichtlich erneut kandidierende CDU-Landtagsabgeordnete Gregor Golland aus Brühl werden.
In unterschiedlichen Ausprägungen forderten alle drei SPD-Kandidaten unter anderem kostenlose Kitas und Ganztagsbetreuung für alle Familien, neue Impulse beim sozialen Wohnungsbau durch kommunale Gesellschaften und eine bessere Digitalisierung in den Schulen. Zudem plädierten sie für den Ausbau des S-Bahn-Netzes, die Ansiedlung von Wasserstoffproduktion im Kreis und für einen Strukturwandel, der vorrangig keine abgehobenen Forschungsprojekte, sondern die Schaffung zukunftssicherer Arbeitsplätze im Blick haben müsse.