Rhein-Erft-Kreis/Guidel – Zwei Jahre lang tat sich nichts im Jugendbegegnungszentrum des Kreises in Guidel, in 1030 Kilometer Entfernung an der französischen Atlantikküste. Corona ließ auch in der Bretagne kaum etwas zu, was auch nur annähernd mit Tourismus in größeren Gruppen zu tun hat.
Nun aber soll es einen Neustart im Centre Franco-Allemand im Departement Morbihan geben, dem Partnerkreis des Rhein-Erft-Kreises: Die Defrabe Gesellschaft zur Förderung übernationaler Begegnungen hat die Immobilie auf einem parkähnlichen Grundstück für 20 Jahre gepachtet.
„Es wird dort neue Formen der Begegnung zwischen deutschen und französischen Gruppen geben“, versprach Landrat Frank Rock bei der Schlüsselübergabe am Dienstag im Kreishaus in Bergheim. „Viele Menschen aus dem Kreis haben in ihrer Jugendzeit Guidel kennengelernt und gute Erinnerungen daran. Dort lernt man nicht nur etwas über die Kultur der Gastgeber, sondern man knüpft Freundschaften und tauscht Erfahrungen und Traditionen mit anderen aus.“
Jedoch blieben die deutschen Jugendlichen bei Klassenfahrten, Ferienfreizeiten oder Fahrten von Jugendämtern in der Begegnungsstätte selbst unter sich. Mit dem neuen Konzept der Defrabe soll sich das ändern, junge Deutsche und Franzosen sollen in Guidel gemeinsam in dem Haus untergebracht werden.
Die Geschichte
In den 1960er-Jahren fanden in Guidel zunächst Zeltlager für die deutschen Jugendlichen statt, später entstand auf dem fast 17.000 Quadratmeter großen Grundstück ein Haus mit Platz für 80 Gäste in 20 Zimmern sowie mit Räumen für Spracharbeit, Freizeitaktivitäten und Abendprogramm – rund 4000 Übernachtungen gab es zuletzt im kreiseigenen „Landschulheim“ jährlich. (dv)
„Unsere Aufgabe ist es, junge Leute zusammenzubringen, und Guidel ist dafür ein sehr attraktiver Ort“, sagte Franz Schoser, Geschäftsführer der Defrabe, die eine Tochter der Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit (GÜZ) mit Sitz am Bodensee ist. Nach Angaben von Robert Kampe von der GÜZ soll die Begegnungsstätte nach der unfreiwilligen Coronapause nun am 1. Mai wieder in Betrieb genommen werden. Auch mehrere Gruppen aus dem Rhein-Erft-Kreis, für die es ein vertraglich zugesichertes Belegungsrecht gibt, seien eingeplant. „Allerdings sind die Schulen wegen der Pandemie noch verunsichert“, sagte Kampe.
Die Gründung der Begegnungsstätte geht auf die Partnerschaft zwischen der Stadt Guidel und der damaligen Gemeinde Brauweiler im heutigen Pulheim zurück, die 1969 besiegelt wurde. Die interkulturellen Begegnungen hat sich der Kreis über die Jahrzehnte eine stattliche Summe kosten lassen. Die jährlichen Zuschüsse betrugen zuletzt rund 300.000 Euro. Mit der Fortsetzung der Arbeit setze man als Kreis den Aachener Vertrag von 2019 über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration um, sagte Frank Rock.