AboAbonnieren

Traditionelles HandwerkIn dieser Pulheimer Werkstatt entsteht etwas Bleibendes

Lesezeit 3 Minuten
Die Steinmetzmeistern steht in ihrer Werkstatt und modelliert eine Figur. Sie trägt eine grüne Weste und eine Brille. 

Entwürfe für Steinskulpturen modelliert Adelheid Biermann vorab mit Ton.

Für unsere Adventsserie erzählt uns die Pulheimer Steinmetzmeisterin Adelheid Biermann von einem der ältesten Handwerksberufe überhaupt.

Das Steinmetzhandwerk ist eines der ältesten überhaupt. Seit Menschen Werkzeuge benutzen, bearbeiten sie auch Gestein - so entstanden die ältesten bekannten Felsreliefs bereits vor 40 000 Jahren, die ersten monumentalen Bauwerke um 10 000 v. Chr. in Göbekli Tepe in der heutigen Türkei und die vielleicht bekanntesten, die Pyramiden von Gizeh in Ägypten, vor mehr als 4 500 Jahren.

Dabei verwendeten die Handwerker schon damals ähnliche Werkzeuge, wie sie auch heute noch in Steinmetzwerkstätten zu finden sind - Meißel, Knüpfel und Fäustel (Hammer), Krönel und Winkel. „In unserem Beruf ist noch ganz viel von der traditionellen Arbeitsweise übrig“, weiß Adelheid Biermann.

Pulheim: Für die Meisterin ist jeder Stein anders

Die Steinmetz- und Steinbildhauermeisterin führt einen Betrieb mit Werkstätten in Pulheim und Köln. Diese besondere Geschichte und die Arbeit mit dem über Jahrmillionen entstandenen Werkstoff Naturstein machen für sie den besonderen Reiz des Berufs aus. „Jeder Stein und jede Arbeit ist anders. Ich habe großen Respekt vor dem Material und mag das Gefühl, etwas Bleibendes zu schaffen“, beschreibt es die 58-jährige Brauweilerin.

Alles zum Thema Eifel

Die Werkzeuge stehen auf einem großen Steinquader in der Werkstatt.

Knüpfel und Meißel sind die traditionellen Steinmetzwerkzeuge.

Adelheid Biermann stammt aus einer Steinmetzfamilie. Ihr Großonkel, Cousin, Großvater und Onkel arbeiteten in dem Beruf - unter anderem in der Benediktinerabtei in Maria Laach in der Eifel. „Dort habe auch ich meine Ausbildung gemacht, eher durch Zufall, weil ich nach dem Abitur nicht genau wusste, was ich machen wollte“, erinnert sie sich.

„Allerdings konnte ich als Frau anschließend nicht weiter in dem Männerkloster arbeiten.“ Und auch die Stellensuche in weltlichen Bauhütten und Handwerksbetreiben habe sich zunächst als schwierig erwiesen. „Der Steinmetzberuf war Anfang der 1990er-Jahre noch eine echte Männerwelt. Daher habe ich mich, sobald ich meinen Meisterbrief hatte, selbstständig gemacht“, sagt Biermann. Das war 1994, vor inzwischen 30 Jahren.

Steinmetze arbeiten mit modernen und traditionellen Werkzeugen

„Ich habe mir damals einen Lkw besorgt und los ging's.“ Heutzutage arbeitet Adelheid Biermann kaum noch „am Stein“, wie sie sagt. Als Firmeninhaberin kümmert sie sich eher um die Organisation, berät Kunden und fertigt Entwürfe an. Dabei entstehen in Pulheim und Köln aus Granit, Kalk- und Sandstein, Marmor oder Basalt unter anderem Steinfußböden und Küchenarbeitsplatten, aber auch Grabsteine und Skulpturen.

Dafür kommen moderne Maschinen wie CNC-Fräsen, Schleif- und Druckluftgeräte zum Einsatz, je nach Steinsorte und Werkstück arbeiten Adelheid Biermanns Mitarbeiter aber auch noch manuell. „Es kommt auch vor, dass wir Stücke bei den Kunden mit Rollen und Dielen bewegen, wenn das Gelände vor Ort keinen Einsatz von Hebemaschinen zulässt“, sagt sie.

Und auch in der Ausbildung lernen junge Steinmetze noch den Umgang mit den althergebrachten Werkzeugen. Dass ihr Handwerk neben der langen Geschichte auch eine Zukunft hat, ist sich Adelheid Biermann sicher, auch wenn ihr, wie so vielen anderen Handwerkern, derzeit die Fachkräfte fehlen. An Aufträgen fehlt es nicht.