Mit Schattenspielen wurde die Illusion höfischen Lebens auf Schloss Türnich lebendig. Doch wie funktioniert das Spiel mit dem Licht?
Außergewöhnliches SchauspielBlick hinter die Kulissen der Schattenspiele auf Schloss Türnich
Nach Einbruch der Dunkelheit lässt sich das außergewöhnliche Schauspiel auf dem Hofweihnachtsmarkt auf Schloss Türnich besonders gut beobachten. Dann gehen in 20 Fenstern des bunt angestrahlten Herrenhauses die Kronleuchter an, und das gemeine Volk draußen auf dem Marktplatz kann erahnen, was sich in dem historischen Gemäuer gerade abspielt oder einst abgespielt hat.
Im Salon trifft sich die feine Gesellschaft zum Tanz, im Dachkämmerlein liest jemand ein Buch, eine Hofdame nimmt gerade ein Bad, im Musikzimmer werden die Instrumente gestimmt. Neben dem Froschkönig, der Witwe Bolte, dem Dornröschen, dem gestiefelten Kater und weiteren Märchengestalten hat sich aus moderner Zeit sogar ein Kind eingeschlichen, bei dem es sich um das berühmte Luftballon-Mädchen des Straßenkünstlers Banksy handeln könnte.
Genau erkennen kann das alles von außen nicht, aber die schwarzen Umrisse all dieser Figuren sind im Kontrast von Hell und Dunkel ganz scharf zu sehen. „Wir haben uns überlegt, wie wir wieder Leben oder zumindest eine wunderschöne Illusion von Leben ins Herrenhaus zaubern könnten. In Wirklichkeit ist das Gebäude ja leider gar nicht mehr bewohnbar.
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Schloss Türnich: Tage und Nächte an den Figuren gearbeitet
Das Ergebnis sind die Schattenspiele auf Schloss Türnich, die unserem Weihnachtsmarkt einen besonderen optischen Zusatzreiz geben“, erklärt Hausherr Severin von Hoensbroech. Das Schattenspielprojekt hat er mit dem Kulturmanager Urban Plößl und dessen Ehefrau Christina erdacht und umgesetzt. Hinter dem, was von außen betrachtet so romantisch wirkt, steckt tatsächlich jede Menge höchst filigrane Handarbeit und wochenlange Tüftelei.
Denn bei den märchenhaften Schattenmenschen, die da lebensgroß in den Fenstern stehen, handelt es sich um ganz fein ziselierte Scherenschnittfiguren, gefertigt aus kaum Din-A4-großen Papierbögen. „Meine Frau hat viele Tage und Nächte gebraucht, um all die Figuren und Gegenstände so fein zurechtzuschneiden.
Leuchtet man die kleinen Karten dann im richtigen Winkel an, wachsen die Konturen auf ein Vielfaches der tatsächlichen Größe an. Es muss aber alles ganz genau platziert werden, damit die Größenverhältnisse stimmen. Auch die Suche nach der richtigen Lichtquelle war nicht einfach. Die besten Ergebnisse haben wir schließlich mit 4-Watt-LED-Leselampen von Ikea erzielt“, berichtet Urban Plößl augenzwinkernd.
Für einige Szenen haben sich die pfiffigen Macher nicht Standbildern begnügt, sondern die Figuren in Bewegung versetzt. So huscht ein Tanzpaar immer wieder kurz am Fenster vorbei und verschwindet dann in der Dunkelheit. Tatsächlich handelt es sich um Scherenschnittfiguren, die auf einer beim örtlichen Modellbahnclub ausgeliehenen elektrischen Eisenbahn montiert sind und permanent im Kreis fahren.