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Freude in SeniorenheimenFrechener geht mit "Quetsch" von Zimmer zu Zimmer

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt Eduard Mahlke mit seinem Akkordeon.

Eduard Mahlke weckt mit seinen Melodien die Erinnerung vieler Senioren.

Eduard Mahlke gibt für Menschen in Altenheimen individuelle Ständchen.

Eduard Mahlke (81) hält es mit Erich Kästner. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ schrieb der Schriftsteller einst, und Eduard Mahlke sieht es genauso. „So ist es“, sagt der Hobbymusiker aus Leidenschaft und nickt. Er besucht gern Senioren und liebt es, sie mit seinen Melodien aufzumuntern. „Es gibt nichts Schöneres“, sagt er bewegt. „Das ist ein Erlebnis, wenn ich die Menschen mitreißen kann.“ Eines ist ihm dabei wichtig, erklärt Eduard Mahlke nachdrücklich. „Das sind keine Auftritte, sondern Begegnungen. Das ist etwas ganz anderes.“

Seit Jahren besucht er mit seinem Akkordeon Seniorenheime wie das St. Katharinenstift in Frechen, die Residenz am Kölner Dom oder die Demenzgruppen im Haus „Dabeisein“. Dann geht er mit der „Quetsch“ von Zimmer zu Zimmer, immer in Begleitung einer Pflegerin oder eines Pflegers, die je nach Temperament manchmal auch mitsingen. Die meisten der bettlägerigen Senioren freuen sich riesig über die musikalische Überraschung. „Auf den Fotos an der Wand kann ich schon erkennen, was die Menschen mögen und welche Musik sie gerne hören“, verrät er und schmunzelt.

Bei den Caprifischern fließen oft die Tränen
Eduard Mahlke, Frechen

Mal sei es das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich“, mal „Am Brunnen vor dem Tore“, Seemannslieder oder die „Caprifischer“. „Bei den Caprifischern fließen oft die Tränen“, verrät Eduard Mahlke. „Bei vielen kommen dann schöne Erinnerungen an vergangene unbeschwerte Italien-Urlaube mit der Familie wieder hoch.“ Ein Renner sei auch stets das Liebeslied „Tiritomba“ von Margot Eskens aus den 1960er-Jahren. „Wenn ich das anstimme, singen immer alle mit“, freut sich der Hobbymusiker. „Manchmal ziehe ich mich dann zurück, und sie singen alleine weiter. Die alten Texte aus glücklichen Zeiten gehen auch bei Senioren mit Demenz nicht verloren.“

81-Jähriger steckt voller Abenteuerlust

Der 81-Jährige steckt noch immer voller Abenteuerlust. In seiner Jugend war er Liftboy, wechselte später in ein Hotel in der Schweiz, wurde Personalchef in einem Hotel in Remscheid und übernahm später gemeinsam mit seiner Ehefrau Katharina den legendären „Tillmann's Laden“ in Königsdorf. Zu „Zigarren-Mahlke“, wie er damals oft genannt wurde, kamen viele Königsdorfer nicht nur wegen der Tabakwaren und Zeitschriften, sondern auch, weil er immer ein offenes Ohr für seine Kundschaft hatte. Beim Königsdorfer Zoch ging er viele Jahre für den Karnevalsverein „Zugvögel“ mit der Quetsch voran.

Doch am liebsten sind Eduard Mahlke die Begegnungen mit den Senioren. Seine Familie, allen voran Ehefrau Katharina, unterstützt ihn dabei. In der Adventszeit begleitet ihn manchmal Sohn Jochen in die Senioreneinrichtungen und singt. „Das ist etwas Wunderbares, die Leute glücklich zu sehen“, schwärmt Eduard Mahlke. „Das sind so tolle Menschen, denen ich dabei begegne. Das macht auch mich glücklich.“