Erftstadt-Kierdorf – Als er den Umschlag mit der Kinderhandschrift im Briefkasten fand, war für Wolfgang Meller der Fall klar: Das konnte nur eine Geburtstagseinladung für seine Tochter sein. Doch die gab ihm den Brief prompt zurück: „Ist für dich, Papa.“ Was er las, trieb Meller die Tränen in die Augen. Die achtjährige Jana hatte geschrieben: „Danke, dass es euch gibt und dass ich vielleicht weiterleben darf.“
Operation gut verlaufen
Jana hat Leukämie. Wolfgang Meller und seine Freunde, die in der Band „Kwien – de Stäänefleejer vum Rhing“ spielen, hatten Spenden gesammelt, um eine Typisierungsaktion für das Kind aus Alsdorf bei Aachen zu unterstützen. Der erste Erfolg war, dass 12 500 Euro zusammenkamen, mit denen die Suche nach einem Stammzellenspender und auch die Operation der kleinen Patientin komplett finanziert werden konnten.
Der zweite Erfolg war, dass tatsächlich drei mögliche Spender gefunden wurden. Der dritte und größte Erfolg war, dass die Operation mittlerweile komplikationslos über die Bühne gegangen ist. „Vergangene Woche haben wir Jana besucht“, erzählt Wolfgang Meller. „Sie ist wieder zu Hause und quietschfidel, echt klasse.“ Er selbst engagiert sich seit 2012 für die Kinderkrebshilfe. Die hatte den Kontakt zu Janas Mutter hergestellt, sodass die Band sich für ein konkretes Projekt einsetzen konnte. Kwien, das sind neben Meller Andreas Witton, Jakob F. Queins, Michael Gabriel, Johannes Goebels und Jasmin Block. Zwei von ihnen wohnen in Erftstadt, geprobt wird in Kierdorf. „Wir waren alle jahrelang in Kölner Karnevalsbands unterwegs und hatten mittlerweile das Kommerzielle satt. Wir haben zehn oder 15 Jahre Geld verdient, jetzt war es Zeit, etwas zu geben“, sagt Meller.Gut unterwegs sind die Stäänefleejer immer noch, spielen auf Festen aller Art und haben Buchungen nicht nur für die kommende Karnevalssession, sondern auch schon für die übernächste.
„Kumm danz met mir“ heißt der Song, der das Geld für Jana eingespielt hat. Zwei Versionen davon habe die Band aufgenommen, erzählt der Frontman, eine als Karnevalslied und eine eher für die Mallorca-Party. Unterstützt wurde sie dabei von Profi-Musikern, auch ein ehemaliges Mitglied der Höhner war dabei. Ein bisschen stolz verweist Meller auf mehr als 61 000 Downloads für den Song.
Das reinste Heulkonzert
An dem Abend, als der Brief aus Alsdorf angekommen war, gab es eine Bandprobe der besonderen Art. Er habe ihn den anderen Musikern gleich vorgelesen, erzählt Meller. „An Musikmachen war dann gar nicht mehr zu denken.“ Es seien Tränen geflossen: „Das war keine Bandprobe, das war das reinste Heulkonzert.“ Gemeinsam schrieben die Kwien-Mitglieder einen Antwortbrief an Jana, denn besuchen durften sie das Kind noch nicht.Jana geht es wieder gut, und die Band hat schon neue Pläne. Bei der nächsten Aktion gehe es um ein vierjähriges Kind, verrät Meller. „Wir haben zwei Lieder produziert, die Anfang Januar auf den Markt kommen sollen.“ Jetzt hoffen die Stäänefleejer, dass diese Songs genau so gut laufen wie „Kumm danz met mir“ – und auch genau so viel Geld einspielen. Damit wieder ein Kind weiterleben darf.