AboAbonnieren

„Muckibude für Kopf und Seele“Reul eröffnet in Brühl besondere Räume für die Polizei

Lesezeit 2 Minuten
Reul Besuch Brühl

Herbert Reul wirkte nachdenklich, als es um belastende Situationen für Polizisten im Beruf ging.

Brühl – „Polizistinnen und Polizisten erleben in ihrem Arbeitsalltag oft belastende, grenzwertige und grenzüberschreitende Situationen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul am Mittwoch bei der Eröffnung der beiden neuen Ethikräume „Grenzgang“ und „Kraftraum“ im Bildungszentrum der Polizei in Brühl. Gekommen waren führende Polizeibeamte und Polizeiseelsorger sowie Landrat Frank Rock und Brühls Bürgermeister Dieter Freytag.

„In kaum einem anderen Beruf werden täglich derart gravierende, oft weitreichende und einschneidende Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden abverlangt“, betonte Reul. Immer wieder müssten die Polizistinnen und Polizisten sich und ihren Wertekompass deswegen neu justieren und sich um ihre seelische Verfassung kümmern.

Für die Polizei, aber auch persönlich freue er sich, dass mit der Installation der neuen Räume nun auch in Brühl die Möglichkeit dieser besonderen Aufarbeitung und Reflexion geschaffen wurde. „Hier geht es um Reflexionskultur, aber auch um ein Stück Gewissensbildung“, betonte er.

Das steckt hinter den Ethikräumen in Brühl

Hinter „Grenzgang“ stecken vier Themenräume. Geplant ist ein gelenkter Austausch von maximal 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auf einer Fläche von 280 Quadratmetern werden sie mit verschiedenen Grenzgängen ihrer Arbeit auf Plakaten und Transparenten sowie in kurzen Videobeiträgen konfrontiert, zum Beispiel dem Umgang mit Randgruppen der Gesellschaft, aber auch mit Polizei und Gewalt.

Polizeihauptkommissar Detlev Schrör führt durch den „Grenzraum“. Die letzte Station dort ist das Gleichgewicht, das symbolisch auf der Waage auch mit Steinen erreicht werden kann.

„Jeder geht mit dem Erlebten anders um,“ sagte Reul. Das bestätigte Polizeihauptkommissar Detlev Schrör. Er führte durch die Themenräume. Es geht es aber längst nicht nur um die Aufarbeitung belastender Einsätze. „Ziel ist es auch, zu reflektieren, was mache ich, und was macht die Arbeit mit mir“, erläuterte Schrör.

Ein Beispiel ließ dann auch die Gäste zusammenzucken, als in einem kurzen Video gezeigt wurde, wie ein Polizist bei einer Massendemo gegen einen schon am Boden liegenden Demonstranten tritt. „Hier geht es auch darum, sich zu einem solchen Vorfall zu positionieren und sich Klarheit zu verschaffen“, sagte Schrör. Ein solches Vergehen müsse angezeigt werden und habe nichts mit Verrat am Kollegen zu tun.

Herbert Reul: „Eine Muckibude für Kopf und Seele“

Gute drei Stunden kann es dauern, bevor die Teilnehmer nach dem Grenzgang in den Kraftraum gelangen. „Doch nur so gelingt der Perspektivwechsel, von den kräftezehrenden, grenzerfahrenden hin zu den kraftspendenden Gedanken“, erläuterte Reul.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Atmosphäre im Kraftraum ist sehr angenehm. Reul beschrieb den Raum als eine Art „Muckibude für Kopf und Seele“. Man lerne durch Training, den negativen Gedanken etwas Positives entgegenzusetzen.

Dies könne für den einen der letzte Urlaub, für den anderen der Sport sein. Wichtig sei nur, dass die Ressourcen genutzt würden.