Bergheim-Glesch – Am 30. September 1921 ist Heinrich Kaltenberg in dem Haus an der Grevenbroicher Straße geboren, in dem er bis heute lebt. Heute feiert er dort 100 Jahre später seinen runden Geburtstag.
Die Volksschule direkt gegenüber, in der die Glescher, die vielfach noch kein fließendes Wasser hatten, damals auch für 50 Pfennig eine Badewanne nutzen konnten, hat er noch abgeschlossen. Für die Berufsschule war keine Zeit mehr. „Da bin ich einmal hingegangen, das war's“, sagt der geistig hellwache Senior. Vater Ludwig war früh bei einem Unfall gestorben, als er im Dorf ein durchgegangenes Pferd eines Fuhrwerks einfangen wollte.
Bergheimer musste als 13-Jähriger anpacken
So musste er schon als 13-Jähriger im elterlichen Hof anpacken. „Das Getreide wurde mit der Sichel gehauen und auf Garben gestellt, die Rüben mit der Hand ausgemacht“, erinnert er sich. Gepflügt wurde hinter Pferd Rosa, im Krieg, als die Pferde requiriert waren, mit einem Ochsen. Die Pferde hat er in der Hofschmiede selbst beschlagen.
„Von den vier Milchkühen haben wir gelebt, vom Getreide den Pachtzins bezahlt und vom Rübenerlös Anschaffungen gemacht. In Urlaub war ich nie“, erinnert sich der Jubilar. Die Kühe wurden anfangs mit der Hand gemolken. „Nach dem Krieg haben wir eine Melkmaschine gekauft. Das war die reinste Erholung.“ Den ersten Traktor, einen Lanz Bulldog 25, hat er sich Ende der 40er-Jahre für 2500 Mark gekauft.
Auch Söhne bereits im Ruhestand
1950 heiratete er Julchen Mons aus Angelsdorf, die beiden Söhne sind heute auch bereits im Ruhestand. Heinrich Kaltenberg legte mit 60 wegen Herzproblemen die Vieh- und Landwirtschaft nieder, saß dann noch viele Jahre lang für befreundete Ortsbauern regelmäßig auf dem Trecker.
Schon als Kind ging Heinrich Kaltenberg regelmäßig als Helfer mit auf die Jagd. Das Hobby begleitet ihn bis heute. „Wenn wir heute zur Treibjagd in die Eifel fahren, bleibe ich aber auf dem Hochsitz sitzen“, räumt er ein. Noch bis vor zwei Jahren hat er Dutzende von Hochsitzen gezimmert.
Seit 85 Jahren Mitglieder der Feuerwehr Bergheim
Seit 85 Jahren ist Heinrich Kaltenberg Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, deren Chef er sieben Jahre lang war. In der Jugend hat er für die Glescher Viktoria als linker Verteidiger gekickt. Noch heute besucht er jedes Heimspiel. Ein fester Bestandteil der Woche ist auch der sonntägliche Kirchgang mit anschließendem Frühschoppen.
Seit 1969, als seine Frau starb, lebt Heinrich Kaltenberg allein, kocht und kauft ein. Fast täglich schauen seine Söhne nach dem rechten. „Meine Mutter Wilhelmine ist auch 96 Jahre alt geworden. Das liegt wohl in den Genen“, sagt er und führt sein hohes Alter auch darauf zurück, dass er „immer in Bewegung“ ist.