Der Landrat Frank Rock fühlt sich zu Unrecht angegriffen, denn der Pflegerin Salimatou Diallo drohe gar keine Abschiebung.
„Lasse mir das nicht vorwerfen“Einsatz für Pflegerin in Bergheim – Landrat fühlt sich angegriffen
„Sali muss bleiben“. Mit Pfeifen, Schildern und Sprechchören machten Mitarbeiter und Bewohner des Seniorenzentrums Haus Rosental ihren Standpunkt deutlich. Vor dem Kreishaus haben sie dagegen protestiert, dass Pflegerin Salimatou Diallo nach Guinea abgeschoben wird. Mit teils heftigen Vorwürfen wandten sie sich an Landrat Frank Rock.
Der machte aber klar: Pflegerin Diallo droht gar keine Abschiebung. „Menschlich verstehe ich den Protest sehr gut. Wir suchen deshalb nach Möglichkeiten, dass Frau Diallo rechtssicher bei uns bleiben kann“, sagte Rock zu den Protestierenden. Er kenne auch die schwierige Lage in ihrem Heimatland. „Wir haben 15 Jahre keinen Menschen mehr nach Guinea abgeschoben und werden das auch wahrscheinlich jetzt nicht tun.“
Rhein-Erft-Kreis: Landrat sieht Bundesregierung in der Verantwortung
Der Landrat verstand sich nicht als der richtige Ansprechpartner. Für das Ausländerrecht sei die Bundesregierung verantwortlich und nicht der Rhein-Erft-Kreis, erläuterte Rock. „Emotionen werden das Recht nicht verändern.“ Damit stieß er bei Peter Gauchel aber auf taube Ohren. „Wir pfeifen auf Paragrafen. Wir brauchen emphatische Mitarbeiter wie Frau Diallo“, sagte der Leiter des Seniorenzentrums Haus Rosental.
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Einer der Bewohner des Seniorenzentrums schloss sich der Meinung an. Er warf Rock vor, nicht menschlich zu handeln. Das brachte den Landrat in Rage: „Ich lasse mir das nicht vorwerfen. Sie kennen mich nicht. Ich lege großen Wert auf eine menschliche Amtsführung“, erwiderte Rock. Auch habe er selbst seine Ausbildung in einem Altenheim gemacht. „Ich weiß, wie wichtig emotionale Nähe in einem Heim ist.“
Zurzeit stellt die Ausländerbehörde Diallo nur Duldungen aus. „Es droht aber keine Abschiebung, nur weil wir nicht sofort einen Aufenthaltstitel verleihen“, erläuterte Martin Gawrisch, Ordnungsdezernent des Kreises. Auch treibe die Ausländerbehörde nicht die Abschiebung der Pflegerin voran – ganz im Gegenteil. „Der Landrat hat das Ministerium gefragt, ob wir nicht eine Ausnahme für Frau Diallo machen können. Bisher haben wir keine Antwort erhalten.“
Also habe sich der Kreis zunächst mit der Anwältin von Diallo abgestimmt. Das Ergebnis: Sie erhält eine Aufenthaltsgenehmigung, wenn sie entsprechende Deutschkenntnisse und einen Pass vorweisen kann. „Das entspricht im Grunde sogar den Forderungen der Anwältin von Frau Diallo. Das heißt aber auch, dass sie uns nun entgegenkommen muss“, sagte Gawrisch.
Sie müsse zumindest nachweisen, dass sie bei der guineischen Botschaft vorgesprochen habe. Die Kollegen von Salimatou Diallo jedenfalls glauben an die Pflegerin. Ihr ehemaliger Ausbilder Tobias Broszeit ist sich sicher, dass sie sich die nötigen Deutschkenntnisse schnell erarbeitet. Fleiß zeige sie täglich im Seniorenzentrum, sagt er. „Sie verzichtet auf Pausen, damit die Leute sich wohlfühlen. Und manchmal auch nur, um ihnen die Haare zu machen.“