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„Aus allen Wolken gefallen“27-Jährige flüchtet aus Guinea nach Rhein-Erft – nun droht die Abschiebung

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Salimatou Diallo. Die Pflegefachkraft soll abgeschoben werden. Dagegen will sich ihr Arbeitgeber wehren.

Die Pflegefachkraft Salimatou Diallo soll abgeschoben werden. Dagegen will sich ihr Arbeitgeber wehren.

Die Ausländerbehörde hat den Asylantrag von Salimatou Diallo abgelehnt. Er sei „aus allen Wolken gefallen“, sagt Arbeitgeber Peter Gauchel.

Mangel an Pflegekräften, hohe Anforderungen an die Qualifikation des Personals. All das bereitet Peter Gauchel Kopfschmerzen. Umso mehr hat sich der Leiter des Seniorenzentrums Rosental über Salimatou Diallo gefreut. Die aus Guinea geflüchtete Frau löst gleich beide von Gauchels Problemen – und überzeugte ihn bereits bei einem Praktikum mit ihrem Einfühlungsvermögen. Doch jetzt droht ihr die Abschiebung. Mit Bewohnern und Mitarbeitern des Heims will Gauchel deshalb vor der Ausländerbehörde des Rhein-Erft-Kreises demonstrieren.

Er sei „aus allen Wolken gefallen“, als er von der drohenden Abschiebung erfahren habe, sagt Gauchel. Für ihn – und auch für die junge Frau – schien alles in Ordnung zu sein. 2022 erhielt sie eine Arbeitserlaubnis für ein Jahr, absolvierte ein Praktikum und eine einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistentin im Seniorenzentrum Rosental. Im April aber lehnte die Ausländerbehörde des Kreises den Asylantrag von Diallo ab. Seitdem hangelt sich die 27-Jährige, die in Wesseling lebt, von Duldung zu Duldung. Sie selbst wolle sich aktuell nicht dazu äußern, lässt Diallo über Gauchel mitteilen.

Auch bei den Bewohnern kommt sie toll an.
Peter Gauchel

Seit September 2022 sei Diallo unbefristet bei ihm beschäftigt, sagt Gauchel. „Sie macht sich sehr gut, spricht gut deutsch. Und auch bei den Bewohnern kommt sie toll an.“ Leute wie sie würden in der Pflege dringend gebraucht. Sein Fazit: Die 27-Jährige habe „auf jeden Fall“ das Potenzial, eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft zu schaffen. Und die würde Diallo benötigen, um zumindest eine Ausbildungsduldung zu erhalten. Diallos einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistentin wird nicht anerkannt.

Doch selbst dann, wenn das Seniorenzentrum Diallo den praktischen Teil der Ausbildung ermöglichen würde, gäbe es noch immer ein Problem: „Es ist fraglich, ob sie überhaupt die schulischen Voraussetzungen und entsprechende Dokumente mitbringt. Sie ist schließlich geflüchtet“, erläutert Gauchel. Ausweispapiere aus ihrer alten Heimat Guinea jedenfalls hat die 27-Jährige nicht. Dafür ist laut Diallos Anwältin auch die guineische Botschaft verantwortlich. Sie zeige sich nicht kooperativ.

Fast alle Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenheims haben unterschrieben

Deshalb hat Seniorenheimleiter Gauchel mittlerweile alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine andere Lösung zu finden. Mehrere Briefe hat er geschrieben, an die Ausländerbehörde, an das Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Eine Antwort vom Landesministerium hat er bis heute nicht.

Gauchel sieht nur noch eine Option: Den Protest vor dem Kreishaus in Bergheim. „Wir haben bisher etwa 200 Unterschriften für Frau Diallo gesammelt“, erläutert er. 200 Unterschriften – das entspricht fast allen Bewohnern und der ganzen Belegschaft des Seniorenzentrums. Im Haus Rosental leben 133 Bewohner, 110 Mitarbeiter hat die Einrichtung.

Unterschriften gegen mögliche Abschiebung werden übergeben

Ob der Protest erfolgreich ist, ist fraglich. Auch die hiesige Ausländerbehörde hofft auf Deeskalation. „Wir beabsichtigen nicht, Frau Diallo abzuschieben. Unser Anliegen ist es, eine angemessene Lösung für die Situation zu finden“, erläutert Thomas Schweinsburg, Sprecher des Kreises.

Auch dem Rhein-Erft-Kreis sei klar, dass es in Deutschland eine hohe Nachfrage nach Fachkräften gebe – vor allem in der Pflegebranche. „Natürlich sind wir aber auch an die gesetzlichen Vorgaben des Aufenthaltsgesetzes gebunden. Wir stehen in engem Austausch mit dem Landesministerium für Flucht und Integration, um Möglichkeiten für Frau Diallo zu prüfen.“

Am Donnerstag, 25. Mai, 15 Uhr, versammeln sich Mitarbeiter und Bewohner des Seniorenzentrums Rosental vor dem Kreishaus in Bergheim. Gauchel will dann die Unterschriftenliste überreichen und hofft auf ein Gespräch mit Landrat Frank Rock (CDU). Und selbst wenn der Protest kein Gehör finde, wolle er nicht lockerlassen.