Märchenhafte WeihnachtenFeierliche Beleuchtung im Märchenwald bei Altenberg
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Odenthal – Ein Glühwein mit der Gänsemagd, ein lauschiges Date bei Dornröschen? Im Altenberger Märchenwald ist das gerade möglich, und an Winterabenden ganz schön was los, denn: Dunkel, das war einmal bei den Gebrüdern Grimm.
Betreiber Marcel Kreber hat die Häuschen mit Lichterketten geschmückt, so dass sogar der böse Wolf Weihnachtsatmosphäre verbreitet, während der Vollmond über dem nebligen Tal die Missetaten von Max und Moritz glasklar beleuchtet. Heimelig dekoriert klingen Rumpelstilzchens Flüche gleich ein bisschen weniger furchterregend, und wirkt das Lebkuchenhaus der bösen Hexe geradezu einladend.
Gute Alternative in Pandemiezeiten
„Das ist eine schöne Idee. Gerade jetzt in Coronazeiten“, freuen sich Stephanie Meuter und Jana Winkelhausen. Die beiden Odenthalerinnen haben sich an der Kasse die mitgebrachte Thermoskanne mit Glühwein füllen lassen und genießen vor dem Haus von Frau Holle die buchstäblich märchenhafte Atmosphäre.
Calice und Jan Klenke sind sogar aus Solingen gekommen, um den Märchenwald mal bei Nacht zu erleben – vor allem jetzt, wo die meisten Weihnachtsmärkte zu sind. Kurz vor 21 Uhr kommt Regine Landwehr mit ihren erwachsenen Kindern und deren Freunden.
Zuerst stärkt sich die Gruppe mit Glühwein, für den Rest des Weges kommt Kinderpunsch in die Kanne; den Kater möchte man schließlich nur in gestiefelter Form vor sich haben. „Für uns ist es obligatorisch, einmal im Jahr hierhin zu gehen, sagt die Odenthalerin, die sich als „alteingesessene Märchenwaldbesucherin“ outet.
Märchenwald kann Unterstützung gebrauchen
Gerade in diesen Zeiten gelte es auch, die Betreiber solcher Anlagen zu unterstützen. „Das ist ein finanzieller Kraftakt, das alles hier zu erhalten“, ist sie überzeugt. „Vor allem braucht man auch viel Power“ ergänzt der Chef.
Zäune müssen erneuert, Bäume beschnitten und manchmal auch gefällt werden, Häuser und Einrichtungen gilt es instand zu halten. Früher musste Schneewittchen das Haus der Zwerge sauber machen, heute hat sogar Rapunzel eine Putzfrau. Vor zwei Jahren wurde die komplette Technik erneuert – seitdem keift die böse Kammerzofe in derselben Stimmlage wie nebenan die neidische Schwiegermutter.
Manch eine Schattenseite, die der Märchenwald früher hatte, wussten die Besucher aber auch zu schätzen. „Als noch mehr Bäume im Wald standen, ist es hier vor allem in heißen Sommern angenehm kühl gewesen“, erinnert sich Regine Landwehr. Schweißtreibend ist der Aufstieg aber auch bei niedrigeren Temperaturen. Landwehrs Sohn Gereon Blum kennt übrigens jede Abkürzung und jede Ecke. Als Mitschüler des heutigen Betreibers hat er als Grundschulkind viel Zeit auf der Anlage mit dem 1,5 Kilometer langen Rundweg verbracht.
Die Gruppe ist kaum in die Märchenwelt eingetaucht, da kommt schon die nächste Familie um die Ecke – allen voran die griechische Mischlingshündin Sally, die passend zur Illumination ein Leuchthalsband trägt. An diesem ersten langen Wochenende nach der Testphase am zweiten Advent zieht es nach 20 Uhr vor allem Erwachsene in den Park.
Romantischer Abend im Märchenwald
Überhaupt hat Kreber festgestellt, dass die Zielgruppe generationsübergreifend ist. Längst sind es nicht mehr nur die Eltern und Großeltern, die mit Kindern und Enkeln auf den Spuren der Erinnerung wandeln, auch viele junge Pärchen schätzen die Atmosphäre für einen romantischen Abend zu zweit. „Der Märchenwald ist auch eine Date Location“, formuliert es Kreber. „Es gibt Leute, die hier ihr erstes Treffen hatten und später hier geheiratet haben.“ Allerdings nicht im Hexenhaus oder bei Frau Holle – wer will denn auch schon die Pechmarie als Trauzeugin.
Der Versuch scheint auf jeden Fall gelungen. Vermutlich bis Februar dürfen Rotkäppchen, Rumpelstilzchen und Co. abends länger aufbleiben – meist bis 21 Uhr; freitags und samstags sogar bis 22 Uhr. Sollte die Resonanz weiterhin so gut sein, überlegt Kreber, im nächsten Winter vielleicht ein paar Weihnachtsmarktstände aufzustellen. An den Feiertagen bleibt übrigens geöffnet. Und wo könnte man Heiligabend besser aufs Christkind warten, als im festlich angestrahlten Märchenwald.