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Weihnachtsmarkt in Bergisch GladbachBeliebte Kerzenhütte macht für immer Schluss

Lesezeit 3 Minuten

Irmgard Schiffling ist mit Liebe und viel Herzblut in ihrem Reich.

Bergisch Gladbach – Gefühlt 100.000 Kerzen, Seifen, Räucherware, Duftöle und noch viel mehr „Gemütlichkeitsartikel“ hat Hildegard Schiffling (65) in ihrer Kerzenhütte in Szene gesetzt. Die selbstgezimmerte Theke ist so gestaltet, dass die Kinder alles sehen – und die Erwachsenen in die Auslagen hineingreifen können.

35 Jahre lang hat die gelernte Schaufenstergestalterin, zusammen mit ihrem Mann Gerd (70), jeden Weihnachtsmarkttag vor der täglichen Öffnung die Ware mit Herzblut und viel Liebe neu aufgefüllt. „Das Besondere ist, dass wir viele Sachen haben, die es sonst nirgendwo mehr gibt“, weiß die Bergheimerin zu berichten und verkauft gleich mehrere Pakete rote Baumkerzen. „Unheimlich viele meiner Stammkunden haben noch einen Tannenbaum mit originalen Baumkerzen“, hat sie erfahren. „Und, egal welche Farbe gerade im Trend liegt, die Weihnachtsfarbe war und ist rot.“

„Kerzenhütte“ wird nach Weihnachten nicht mehr weitergeführt

Eigentlich ist alles ist wie immer, doch in diesem Jahr ist alles anders. Das Ehepaar hat beschlossen, zu Saisonende ihre „Kerzenhütte“ nicht mehr weiterzuführen. Hildegard Schiffling sagt, „aus Altersgründen“. Alles sei sehr schwer, dieses Aufbauen, Einräumen, fast den ganzen Tag stehen. Die Artikel kaufe sie in großen Mengen ein, der Vorrat reiche immer so für vier Jahre. Nach diesem langen Advent wäre es wieder soweit. Doch wer weiß schon, was noch kommt.

Angefangen hatte die Erfolgsgeschichte 1983 übrigens in Bensberg mit den damals „schwer im Trend“ liegenden Duftkerzen. Bald wurden mit Freundin Irmgard selbstgebundenen Adventskränze angeboten. „Es waren tolle Sachen“ schwärmt Hildegard Schiffling. Bald stellten sie auch in Bergisch Gladbach aus, blieben letztendlich ganz dort. Inzwischen gießt Gerd Schiffling alle Honigkerzen in 300 unterschiedlichen Kautschukformen aus bester Qualität. Die beiden kleinen Wachsmäuse im Regal waren seinerzeit die ersten ihrer Art. Etwas später erfand Schiffling die große, gedrehte Wachskerze für zehn Euro. „Wir wollten unseren Kunden was Gutes tun, heute sind wir berühmt dafür.“

Bergisch Gladbach: Was wird jetzt aus der „Kerzenhütte“?

Doch jetzt heißt es erstmal, einen Käufer für die Hütte zu finden. Hildegard Schiffling weiß noch, wie die Hütte im Sommer bei der Schwiegermutter in Cuxhaven entstand. „Es war so schön“, wird sie wohl nie vergessen, wie ihr Mann an der praktischen Konstruktion gearbeitet hat und die Kerzenhütte mit sechs Metern Breite in garagenfähigen Teilen à 1 Meter baute. Und wie stolz sie waren, als diese das erste Mal zum Einsatz kam, so mit Lichtanlage, Schaltkasten und Inneneinbauten. „Das tut mir schon sehr leid“ ist Hildegard Schiffling doch spürbar gefasst. „Die Zeit auf dem Weihnachtsmarkt zu Zeiten unserer Berufstätigkeit war immer der Jahresurlaub.“

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Ein bisschen geht es ja auch noch ohne Hütte weiter. Ihre besten Kunden möchte Hildegard Schiffling noch eine Weile weiter versorgen. Hat schon einen kleinen, roten Aufkleber vorbereitet mit einem „Danke“, und kleine Aufmerksamkeiten zum Abschied.

Für die Zeit „danach“ steht schon der neue Plan im Raum: Sie möchte sich mit ihrer Freundin Irmgard ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) einbringen. Und es gibt Haus, Garten, Kinder, Enkelkinder und den Labrador-Berner-Sennenhund, der nie allein bleibt. So wäre es ihr am liebsten, wenn sie bis zum 24. Dezember alles verkauft hätte: die Hütte aus wasserfestem Holz an einen Liebhaber, die Kautschukformen gern an einen interessierten Imker, die Ware vielleicht an Blumenläden.