Bergisch Gladbach – Was vom Regionalliga-Abenteuer übrig bleiben wird, sind die Aufkleber der Gastvereine. Sticker von Rot-Weiss Essen oder dem Wuppertaler SV haben die Gastfans an so manchem Laternenmast in Stadionnähe angebracht.
Was von den Fußballern des TV Herkenrath sonst noch übrig bleibt, wird so viel nicht sein. Nach sechs Aufstiegen in neun Jahren aus der Kreisliga C in die Regionalliga West droht ein Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Die Herkenrather sind nicht die ersten, denen es so ergehen könnte. Im deutschen Fußball gibt es Beispiele, SSV Ulm 1846, FSV Frankfurt oder Wattenscheid 09 sind bekannte Größen, die abstürzten. Auch Fortuna Köln ist solch ein Beispiel. Was verbindet, ist die Abhängigkeit von einem Sponsor.
Ein halbes Dutzend Spieler haben den Klub bereits mit Auflösungsverträgen verlassen. Viele Leistungsträger sind weg, und die Konkurrenten lachen sich ins Fäustchen. Die erste Regionalligasaison der Vereinsgeschichte, in der der Club glänzen wollte, wird zum Albtraum. Das ist so nicht geplant gewesen. Abteilungsleiter Wolfgang Preiss sucht händeringend nach Kickern, die das Herkenrather Trikot in den verbleibenden Spielen tragen. An den Klassenerhalt denkt bei zehn Punkten Rückstand keiner mehr. Spielerberater bieten in diesen Tagen Bankdrücker anderer Vereine an, die in Herkenrath Spielpraxis bekommen sollen. Das nächste Ligaspiel steht nach der Winterpause bei Rot-Weiss Essen an. 5000 Heim-Fans werden erwartet, mit 50 000 Euro Einnahmen kalkulieren die Essener. Zu Wettbewerbsverzerrungen werde es nicht kommen, beteuert der Vorsitzende des Gesamtvereins Uwe Tillmann. Sportlich fair werde weitergespielt.
Geld fehlt an allen Ecken
Das Geld fehlt der Fußballabteilung an allen Ecken. Meinungsverschiedenheiten zwischen Preiss und dem Gesamtvorsitzenden Uwe Tillmann auf der einen, und dem Hauptmäzen Manfred Faber auf der anderen Seite sollen den Spielbetrieb ins Schlingern gebracht haben. Seit Monaten, schon seit dem unverhofften Aufstieg im Spätsommer 2018, laufen im Hintergrund Gespräche um Macht und um Einfluss in der Abteilung. Seit einigen Wochen ist der Sponsor, Eigentümer einer Steuerberatungsfirma in Bergisch Gladbach, endgültig weg. Und damit ist der Geldhahn zu. Ersatz ist nicht in Sicht.
Im Sommer, direkt nach dem überraschenden Aufstieg, sollte eine Fußball-GmbH des TV Herkenrath das Finanzielle regeln. Diese GmbH ist nie gegründet worden, bestätigt Tillmann. Jetzt mache es keinen Sinn. Die Frage, wer in der GmbH das Sagen bekommen sollte, entzweite offenbar die Akteure. Nach DFB-Statut hätte die 50 plus 1- Regel gegriffen – 51 Prozent Klub, 49 Prozent Sponsoren. Ein Pool um die Intersport-Haeger-Geschäftsführerin Ulrike Haeger mit Manfred Faber als Geldgeber im Hintergrund schien möglich. Die Frage nach Mitsprache, auch die Personalie des ehemaligen sportlichen Leiters Oliver Bonato, brachte das Konstrukt zum Kentern. Bonato wird dem Faber-Lager zugerechnet.
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„Wir haben keine finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Spielern, die den Verein verlassen haben“, sagt Tillmann. Geld-Ansprüche könnten höchstens aus privaten Absprachen mit anderen herrühren. „Auf keinen Fall sind das Sachen, die den Verein betreffen.“ Nachfragen zu diesen Themen laufen beim Ex-Sponsor seit längerem ins Leere. Dass die Situation den Gesamtverein betreffe, bestätigt Tillmann. Aber sie gefährde ihn nicht. Die Fußballer sind eine Abteilung von mehreren beim TV Herkenrath, und sie sind eine der kleinsten. Leichtathleten gibt es, sie sind sehr erfolgreich, Basketballer, Turner und die Turn- und Spielabteilung mit einem umfangreichen Kursprogramm. Diese Abteilung leitet Uwe Tillmann. „Wir mussten gegensteuern“, sagt er zur Auseinandersetzung mit dem Sponsor. Tillmann steht auch zum Finanzplan, den nach Saisonstart der neue Berater Walter Convents vorgelegt hat. Dort sind mögliche Zuschauerzahlen hinterlegt. Alle Zahlen habe der Vorstand einvernehmlich besprochen, „logisch und nachvollziehbar“ seien diese Zahlen, sagt Tillmann.
Im Mai endet die Regionalliga, voraussichtlich mit dem Abstieg des TV Herkenrath. Nächsttiefere Spielklasse wäre die Mittelrheinliga, für die auch ein Finanzplan aufgestellt werden müsste. „Ich kann momentan keine Aussage für die nächste Saison treffen“, sagt Tillmann. Nicht ausgeschlossen scheint, dass es mehrere Klassen tiefer zurück geht. Im Gespräch deutet Tillmann an, dass der Verein seinen ehemaligen Gönner ausschließen könnte.