Bergisch Gladbach – Die meisten Parteien haben ihr Personaltableau für die Kommunalwahl abgesteckt. Zuletzt hatte die SPD ihre Mannschaft für die 26 Wahlkreise benannt. Zu erwarten ist ein echter Lagerwahlkampf: Auf der einen Seite das Bündnis aus SPD, Grünen und FDP mit ihrem Spitzenkandidaten Frank Stein, dem derzeitigen Kämmerer von Gladbach mit SPD-Parteibuch. Auf der anderen die CDU, mit ihrem Kandidaten Christian Buchen.
Bei der SPD führt Klaus Waldschmidt die Wahlliste an. Er will auch im nächsten Rat den Fraktionsvorsitz übernehmen. Das spricht für Kontinuität. Dabei hat innerhalb der Gladbacher SPD eine kleine Palastrevolution stattgefunden. Parteivorsitzender Andreas Ebert spricht von einer „kleinen Eintrittswelle“: Für die sorgten Mitarbeiter der Papierfabrik Zanders. Ebert: „Ich freue mich besonders darüber, dass unsere gute Arbeit für die Firma Zanders auch von den Zandrianern honoriert wird.“
Zanders kämpft ums Überleben
Ob das der eigentliche Grund für diese Parteieintritte ist darf allerdings bezweifelt werden. Die Zandrianer hatten sich zuletzt bitterlich über die mangelnde politische Unterstützung durch die Stadt beim Kampf für den Erhalt der Arbeitsplätze beklagt. Zumindest über die SPD hatte Zanders-Betriebsratsvorsitzender Taner Durdu bei seinen Kollegen für einen Parteieintritt geworben. Nun können die Zandrianer zumindest auf die SPD-Gremien direkten Druck ausüben. Zanders kämpft ums Überleben und dabei ist der immer noch nicht abgeschlossene langfristige Mietvertrag zwischen Stadt und Papierfabrik ein zentrales Thema.
Bürgermeisterkandidat Frank Stein sieht sich jedenfalls von der SPD optimal unterstützt: „Das ist eine super Mannschaft.“
Frischer Wind bei den Grünen
Weniger Kontinuität, sondern viel frischen Wind durch neues Personal gibt es bei den Grünen. Theresia Meinhardt und Maik Außendorf bilden ein – so nennen sie es bei den Grünen – „Spitzenduo“. Meinhardt und Außendorf sind zwei der Architekten des Bündnisses von SPD, Grünen und FDP. Meinhardt steht auf dem ersten Listenplatz. „Bisher standen wir Grünen meist am Spielfeldrand und konnten oft nur durch kritische Zwischenrufe wirken. Nun wollen wir mit dem Dreierbündnis die Chance ergreifen, die Stadtgesellschaft auf einen Weg nachhaltiger Lebensqualität mitzunehmen“, sagt sie. Zumindest vor der Corona-Krise war die Perspektive auch, dass die Grünen innerhalb dieses Bündnisses die stärkste politische Kraft werden. Das scheint derzeit nicht mehr so klar.
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Die FDP schließlich setzt auch für den neuen Rat auf Jürgen Krell als Fraktionsvorsitzenden. Krell ist im derzeitigen Rat so etwas wie der personifizierte Widerstand bei allen Versuchen, den Stellenplan der Stadt weiter auszubauen und die Finanzen der Stadt noch mehr zu belasten. Für Parteivorsitzende Anita Rick-Blunck spiegelt die aufgestellte FDP-Mannschaft aber die gesamte Bandbreite liberaler Politik wider. Die FDP arbeitet noch – genau wie die SPD – an ihrem kommunalpolitischen Wahlkampfprogramm. Von dem Dreierbündnis haben bislang nur die Grünen ein solches Programm vorgelegt.
Alle Parteien arbeiten in Corona-Zeiten mit neuen Wahlformaten. Insbesondere werden Diskussionen im Internet angeboten. Allerdings, so die ersten Reaktionen auf diesen virtuellen Wahlkampf, sei die Resonanz gering, beziehungsweise schwierig einzuschätzen. SPD-Parteivorsitzender Andreas Ebert: „Ich empfinde das derzeit ein wenig wie ein Blindflug. Wir wissen nicht genau wo wir stehen, wie unsere Themen und Personen ankommen.“ Ähnlich klingt es auch bei den anderen Parteien.