Der Heimatvereinsvorsitzende in Wiehl-Drabenderhöhe, Dominik Seitz, berichtet im Interview vom Engagement im Heimatverein.
InterviewDominik Seitz aus Wiehl-Drabenderhöhe sieht Dorfleben in Gefahr
Dominik Seitz ist Vorsitzender des Drabenderhöher Heimatvereins. Der 39-Jährige fürchtet, dass das dörfliche Sozialleben ausblutet. Reiner Thies sprach mit ihm über das Problem.
Sie engagieren sich untypisch für ihr Alter in mehrfacher Hinsicht als Vereinsmitglied. So amtieren Sie auch als Vorsitzender der FDP-Stadtratsfraktion. In ihrer Haushaltsrede haben Sie beklagt, dass Neubürger aus Köln für das Vereinsleben oft nicht greifbar sind. Und wenn zugleich heimische Familien wegziehen, sei ein Vereinssterben zwangsläufig. Sieht es wirklich so schlimm aus?
Dominik Seitz: Ich war in der Flüchtlingshilfe aktiv und habe beobachtet, dass es in vielen Fällen leichter war, einen Syrer im Ort zu integrieren als einen Kölner. Ich kenne Leute, die vom Rhein hierher gezogen sind und ihre Kinder morgens auf dem Weg zur Arbeit mit nach Köln nehmen, um sie dort zur Schule zu schicken. Aber nur wer im Ort Wurzeln geschlagen hat, interessiert sich für einen Heimatverein. Wenn zugleich alteingesessene junge Leute wegziehen, wird es schwierig.
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Warum bleiben die jungen Familien nicht hier?
Weil sie kein Haus finden. Die früheren Untersuchungen der Stadt Wiehl, dass in der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung viele Häuser leer stehen werden, haben sich nicht bewahrheitet. Zwar gibt es ältere Leute, die sich verkleinern wollen. Sie möchten aber in der gewohnten Umgebung von Drabenderhöhe bleiben. Da fehlt es am Angebot.
Es gibt zu wenige altersgerechte Appartements, darum bleiben die Senioren lieber zu zweit oder allein in ihren viel zu großen Häusern wohnen. In der Folge finden junge Drabenderhöher, die eine Familie gründen wollen oder bereits haben, keine Immobilie und ziehen weg. Gleiches gilt für diejenigen, die wegen Studium oder Ausbildung weggegangen sind und wiederkommen würden. Die gehen uns für alle Zeit verloren. Im politischen Ehrenamt beobachten wir das schon seit längerer Zeit.
Was haben Sie unternommen, um Neubürger für den Verein zu begeistern?
Die Sportvereine mit ihrem Angebot für die Jugend haben es da leichter. Im Heimatverein macht dagegen nur mit, wer sich mit dem Ort und seiner Geschichte identifiziert. Wir sind unheimlich aktiv in den Sozialen Medien. Dazu habe ich mich von Anfang an bemüht, den Heimatverein vom etwas angestaubten Image zu befreien. Ich habe einen Schwerpunkt auf die Dorfentwicklung gesetzt. Wir arbeiten mit der Grundschule und dem Kindergarten zusammen, etwa beim Martinszug. Wir setzen darauf, dass die Eltern sagen: „Cool, was die da machen.“
Und wie bringt man sie dazu, im Verein mitzuarbeiten?
Da bin ich ehrlich gesagt etwas ratlos. Die Leute lassen sich offenbar leichter begeistern für konkrete Projekte in einem bestimmten Bereich, der sie persönlich betrifft, als für kontinuierliche Vereinsarbeit. Solch ein Angebot zu machen, und zwar auch ohne Mitgliedschaft von Anfang an, das ist wohl die Zukunft des Ehrenamts.