Wiehl – So viel Wandel war selten in Wiehl: Wählervotum und Stimmenarithmetik lassen den Stadtrat um acht auf nun 44 Mitglieder anwachsen, darunter 17 neue Gesichter. Mit jetzt sieben Fraktionen bekommt das Stadtparlament eine ganz neue, wackligere Statik.
Die CDU konnte die Zahl ihrer Mandate um zwei auf 15 erhöhen, verfehlte aber deutlich das ehrgeizige Ziel einer Mehrheit, mit der sie gern durchregiert hätte. Spektakulär ist auch in Wiehl der Zugewinn der Grünen, deren drei bisherigen Ratsmitglieder gleich fünf neue Fraktionskollegen bekommen. Damit erhebt sich die Ökopartei auf Augenhöhe mit der SPD, die drei Sitze abgeben und sich mit zehn Mandaten bescheiden muss. Die FDP kommt mit einem zusätzlichen Sitz auf die drei Mandate, die die UWG bereits bei der vergangenen Wahl gewonnen hat. Die Linke behält ihre beiden Sitze. Und schließlich rückt die AfD mit drei Ratsmitgliedern ein.
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Kommt es zur Neuauflage der informellen großen „Koalition der Vernunft“ von CDU und SPD? Unionsfraktionssprecherin Larissa Gebser neigt dazu. Nach klassischen Kriterien gibt es einen bürgerlichen Block aus CDU, FDP und UWG, der aber nur über 21 Sitze verfügt – zwei zu wenig für eine Ratsmehrheit. Auf der linken Seite kommen SPD, Grüne und Linkspartei zusammen auch bloß auf 20 Sitze.
Eine Kooperation mit der AfD hat CDU-Fraktionssprecherin Gebser am Montag strikt ausgeschlossen: „Wir arbeiten nicht mit den Extremen zusammen.“ Schwarz-Grün hätte eine Mehrheit. Im Wahlkampf ausgerufene Projekte wie Radschnellwegenetz und Klimaneutralität böten auch inhaltliche Anknüpfungspunkte. Wer die handelnden Personen und ihren distanzierten Umgang in der Vergangenheit beobachtet hat, muss allerdings bezweifeln, dass die Chemie zwischen diesen Partnern jemals stimmen könnte.
Auch ohne eigene Mehrheit kommt der Union als mit Abstand stärkster Fraktion nun eine Führungspflicht zu. Dass ihre Protagonisten das persönliche Vertrauen der Bevölkerung genießen, zeigt sich darin, dass sie 15 von 18 Direktmandaten geholt hat. In drei Wahlbezirken konnten CDU-Kandidaten der SPD das Direktmandat abjagen: Lydia Tittes (25) in Marienhagen, Moritz Müller (30) in Weiershagen und Sebastian Schmidt (41) im Bechtal – allesamt junge und sehr junge Politiker. Diese könnten dafür sorgen, dass es auch innerhalb der CDU einen Wandel gibt, von dem die Stadt profitiert.