Auch und gerade wenn die Pandemie das gesellschaftliche Leben ausbremst, kann sich Gemeinschaftssinn beweisen.
Das Erntefest in Drabenderhöhe ist eine Klammer, die das ganze Dorf zusammenhält.
Am Wochenende ist es nicht ersatzlos ausgefallen, sondern hat sich in viele kleine Erntefeste aufgeteilt, um die Tradition mit dem Infektionsschutz zu vereinbaren.
Drabenderhöhe – Vorsitzender Volker Stache hat im Ernteverein Skeptiker überzeugen müssen. „Natürlich ist es immer einfacher, alles abzusagen. Ich wollte aber unter den gegebenen Spielregeln etwas ins Laufen bringen.“ Immerhin stehe der Erntedank als christliches Fest im Kalender und auch in diesem Jahr gebe es Anlass zu danken.
Zu den Stationen, die Stache am Wochenende abklapperte, gehörte das Haus der Eheleute Seimen in der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung. Diese werden wegen Corona erst im kommenden Jahr als neues Erntepaar inthronisiert, hatten die Nachbarn aber zu Bier und frisch gegrillten Mitsch-Würstchen eingeladen. Monika Schmidt brachte ihre Gitarre mit und bedankte sich mit einer umgetexteten Variante von „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Mit dem Rat: „Weine nicht, weil Corona ist, dam-dam, dam-dam.“
Gruß an das Erntepaar und Freiluftgottesdienst
Thomas Seimens Eltern Gertrud und Michael gehörten zu den ersten Zuwanderern, die über Umwege aus Rumänien nach Drabenderhöhe kamen und dort eine neue Heimat fanden. Mit Gemüseanbau und Kleinviehhaltung in ihren großen Gärten gaben die vielen Neubürger dem kleinbäuerlichen Leben im Dorf einen ganz neuen Stellenwert. Auch für die Seimens war das Erntefest deshalb schon immer eine feste Größe.
Das gilt erst recht für die Scheidter Nachbarschaft im Altdorf am anderen Ende von Drabenderhöhe. Diese traf sich am Samstag vor Claas’ Scheune, wo früher legendäre Tennenfeste gefeiert wurden. Auch wenn es keinen Erntezug gibt: Als Gruß an das Erntepaar haben die Scheidter zwei Heuballenfiguren errichtet, eine vor der Scheune, die andere 50 Meter entfernt an der Linde, wo man sonst den Zug vorbeiziehen lässt.
Anne Schmallenbach, der die Scheune gehört, erläutert: „Damit machen wir deutlich, dass wir ,Erntefest auf Abstand’ feiern.“ Peter Lutter, der 2018 mit Ehefrau Inga selbst das Erntepaar bildete, sagt: „Wir wollten auf jeden Fall etwas machen.“ Anne Schmallenbach nickt: „Den Karnevalisten fällt es ja auch schwer, auf ihr Fest zu verzichten.“
Am Sonntag ging es weiter mit einem Freiluftgottesdienst im Pfarrgarten. Anschließend pflanzte das designierte Erntepaar Seimen der Tradition folgend einen Obstbaum im Pfarrgarten. Die Sorte heiße „Bürgermeisterbirne“, verriet Thomas Seimen, wollte diese Entscheidung aber nicht politisch verstanden wissen – trotz Kommunalwahl. Die Stimmenernte verlief für ihn übrigens erfolgreich: Der CDU-Fraktionssprecher ist wieder in den Stadtrat gewählt worden.