Ein mutmaßlicher Serieneinbrecher aus Reichshof steht vor Gericht. Er soll bei einem nächtlichen Diebeszug ein Mädchen missbraucht haben.
GerichtsprozessAngeklagter hat „keine Erinnerung“ an sexuellen Missbrauch

Am Landgericht Bonn wird verhandelt.
Copyright: dpa (Symbolfoto)
Die Aussage der jungen Mutter hinterlässt ein beklemmendes Gefühl: Vor dem Bonner Landgericht wurde am Mittwoch das Verfahren um einen mutmaßlichen Serieneinbrecher fortgesetzt, der bei einem seiner nächtlichen Diebeszüge ein minderjähriges Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Offenbar hatte das Kind den Täter auf frischer Tat erwischt. Die Mutter beschrieb als erste Zeugin des dritten Verhandlungstages, wie sie nachts gegen 3 Uhr aufgewacht war und sehen musste, wie der Täter ihre Tochter in den Armen hielt.
Begonnen hatte der Verhandlungstag mit einer Erklärung von Strafverteidiger Peter-René Gülpen. Sein Mandant erinnere sich nicht an die Vorkommnisse, sagte der Anwalt des 21-jährigen Angeklagten. An den ersten beiden Prozesstagen hatte der Angeklagte komplett geschwiegen. Eine Behauptung, die möglicherweise gar nicht so falsch ist: Im bisherigen Verlauf der Beweisaufnahme hatten so gut wie alle Zeugen die auffällige Teilnahmslosigkeit und Ruhe des Reichshofers ohne festen Wohnsitz geschildert. Das Gericht hat daher auch einen psychiatrischen Sachverständigen mit der Begutachtung des Angeklagten beauftragt.
Mutter schildert dem Gericht, was sie in der Tatnacht erleben musste
Mit bemerkenswerter Gefasstheit schildert die Mutter dann dem Gericht, was sie in der Tatnacht erleben musste: Auch sie berichtete, dass der nächtliche Eindringling auf sie „völlig verrückt“ gewirkt habe. Sie sei zwei Tage vorher operiert worden und habe daher einen tiefen, festen Schlaf gehabt. Dennoch sei sie gegen 3 Uhr von einem Geräusch aufgewacht. Sie sei dann in einen Abstellraum gegangen und habe nach der Rückkehr bemerkt, dass im Flur unzählige Gegenstände herumgelegen hätten.
Alles zum Thema Amts- und Landgericht Bonn
- Arbeitgeber über Jahre beklaut Edelmetall-Diebe aus dem Siebengebirge erhalten Bewährungsstrafe
- Waren hatten Einfuhrverbot Siegburgerin erhält Strafbefehl über 3000 Euro wegen Töpfen aus Russland
- Korruption Marien-Hospital Euskirchen: Ex-Klinikchef zu fünf Jahren Haft verurteilt
- Prozess um „Washcoat“ Bonner Staatsanwaltschaft plädiert auf Bewährungsstrafen
- Prozess in Bonn Familie aus Ostdeutschland klagt gegen Freizeitveranstalter aus Alfter
- Prozess Dealer aus Wiehl und Gummersbach gestehen Drogenverkauf an Minderjährigen
- Mordprozess 35-jähriger Mann aus Zülpich legt vor Gericht ein Geständnis ab
Im Zimmer ihrer Töchter brannte aber Licht und beim Betreten des Raumes habe sie ihre jüngste Tochter in den Armen eines unbekannten Mannes gesehen. Ein Blick in die Augen der völlig verängstigten Zwölfjährigen habe gereicht, um sofort die Lage zu verstehen. Sie habe den Unbekannten gepackt, und der schwarz gekleidete und maskierte Mann habe die Wohnung verlassen. „Er hat ein Messer“, habe ihre Tochter noch gerufen. Mittlerweile war auch der Familienvater aufgewacht, er begann eine kurze Verfolgung, in deren Verlauf der Dieb vor dem Haus kurz hinfiel. Eine aus dem Fenster gerufene Warnung seiner Frau hielt ihn aber von einer weiteren Verfolgung ab.
Der Einbrecher erbeutete rund 840 Euro Bargeld. Der Mann soll laut Anklage dann nur wenig weiter in ein anderes Haus eingedrungen sein. Mit einem gestohlenen Motorroller fuhr er schließlich von dannen.
Ihre Töchter litten nach der Tat genau wie sie an anhaltender Schlaflosigkeit, berichtete die Mutter den Richtern von den Folgen des Vorfalls. Besonders schockiert habe sie, dass so etwas in einem so ruhigen Ort in der Stadtgemeinde Wiehl geschehen könne. Die Familie war erst wenige Tage in den Ort gezogen.
Im weiteren Verlauf der Verhandlung hörte die Kammer dann das Mädchen als Zeugin an. Dies geschah mit Blick auf das Befinden des Kindes, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Verfahren wird fortgesetzt.