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Fest in WaldbrölEvangelische Kirchengemeinde richtet Feier aus

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Am Tisch von Mohammed Raad (l.) und seiner Ehefrau Sharifa Moussa war nicht nur Waldbröls Bürgermeister Peter Koester (2.v.l.) willkommen: Auch Dieter Brüser (2. v.r.) vom „Freundeskreis Asyl“ gesellte sich gern hinzu.

Waldbröl – Hier sei er unter Freunden, hier könne er feiern und in der Gemeinschaft auch seinen Glauben praktizieren, sagt Basil Aminrasho. Vor bald zwei Jahren ist der kurdische Jeside in Deutschland angekommen – allein und damals noch minderjährig. 17 Tage hat seine Flucht gedauert, sechs Länder habe er durchquert, sagt der heute 19 Jahre alte Schüler. „Und jetzt bin ich in Sicherheit, auch gefällt es mir in Waldbröl sehr gut.“ Basil ist am späten Samstagnachmittag nicht nur einer von mehr als 250 Gästen der Adventsfeier im evangelischen Gemeindezentrum am Wiedenhof, sondern auch einer von etwas mehr als 250 Asylbewerbern, die in Waldbröl derzeit auf ihre Anerkennung warten.

Beginn in den 1990er Jahren

Gastgeber der Feier sind die Kirchengemeinde und der „Freundeskreis Asyl“. „Unsere Feier war schon immer ein Teil der Asylarbeit“, blickt Dieter Brüser von der Leitung des Freundeskreises zurück und erinnert an die Wurzeln in den 1990er Jahren: „Zu jener Zeit tobte der Krieg in den Ländern des früheren Jugoslawien.“ Damals wie heute agil und immer mitten drin mit seiner unvergleichlichen Art: Pfarrer Richard Stahl, 68 Jahre alt und inzwischen im Ruhestand. Dass so viele Asylbewerber der Einladung in den Gemeindesaal gefolgt sind, rührt Brüser. „Die Muslime tun sich etwas schwer“, sagt er. „Aber die Christen und Jesiden unter den Flüchtlingen kommen gern.“ Auch die muslimische Familie um Sharifa Moussa und Mohammed Raad aus Syrien war gern gekommen: „Die Religion spielt an solchen Tagen doch keine Rolle“, findet Mohammed Raad. „Wir kommen zusammen, um feiern.“ Der Radiologe und die Hebamme sind vor etwas mehr als einem Jahr nach Oberberg gekommen. Sie hoffen, in ihre Berufe zurückkehren zu können.

Immer agil und immer für eine Geschichte gut: Pfarrer Richard Stahl (l.), hier im Kreis junger Jesiden.

Damit jeder der Feier folgen kann und etwa die Weihnachtsgeschichte verstehen kann, übersetzen Basil Aminrasho das Vorgetragene ins Kurdische und Hesham Ahmad Mohammad ins Arabische. Er ist bekannt geworden als „Held von Köln“, nachdem er die amerikanische Studentin Caitlin (27) in der schlimmen Silvesternacht vor dem wütenden Mob beschützte. Inzwischen ist auch seine Familie in Waldbröl eingetroffen. Sie und die anderen Gäste erleben dann auch die Ankunft vom Nikolaus.

Fahrradhelm statt Nikolausmütze

Im roten Gewand steckt Pfarrer Jochen Gran, der aber nicht wie gewohnt auf dem Motorrad heranbraust, sondern auf dem Fahrrad strampelt und statt Nikolausmütze erstmal einen Sturzhelm trägt. Dann verteilt er Geschenke und blickt in leuchtende Kinderaugen. Musik machen dazu Ratsherr Jürgen Hennlein auf der Gitarre, Masoud Sulaiman auf der Laute. Und es singt der Jugendchor „In Scene“.

Unterdessen lobt Waldbröls Bürgermeister Peter Koester das große Engagement des „Freundeskreises Asyl“, der nahezu rund um die Uhr Hilfesuchenden zur Seite stehe. „Zudem klappt die Zusammenarbeit mit unserem Sozialamt hervorragend“, ergänzt der Rathauschef. Man habe selbst sehr viel dazu gelernt, sagt Dieter Brüser, „sogar für die Vorbereitungen unserer Adventsfeier“. So stünden Kuchen und Kekse bei den Flüchtlingen gar nicht so hoch im Kurs: „Sie essen bei solchen Anlässen lieber herzhaft“, erzählt Brüser und deutet auf Schalen voller Falafel und Dips, dazu gibt es Rindswürste und reichlich Tee.

Und mit leeren Händen geht auch niemand nach Hause: Für die Frauen gibt es leuchtend rote Weihnachtssterne, für die Männer Fahrradflickzeug.