Als das Waldbröler Kreiskrankenhaus vor fast genau 50 Jahren eingeweiht wurde, gehörte die Laborausstattung zur Modernsten der End-Sechziger.
Es gab sogar Kreißsäle mit der sensationellen Errungenschaft eines „Gerätes, das bereits die Herztöne des ungeborenen Kindes“ überwacht.
Die Geschichte des Krankenhaus beinhaltet alles von qualmenden Ärzten bis vermeintlichen Todeslisten.
Waldbröl – Satte 41 Millionen D-Mark hat Ende der 1960er Jahre der Bau des Waldbröler Kreiskrankenhauses gekostet. Zumindest numerisch entspricht dies der Summe von 23 Millionen Euro, die vom Klinikum Oberberg in den vergangenen Jahren allein in die Sanierung des Waldbröler Hauses investiert worden sind.
Mit seiner hellen, freundlichen Fassade ist das Krankenhaus schon von weitem gut sichtbar, vor allem aber sind in Waldbröl jene „Unken“ verstummt, die unermüdlich und teils wider besseren Wissens kolportierten, das Haus werde geschlossen oder sogar ganz von Gummersbach „geschluckt“.
Solche Gedanken waren den Erbauern des Hauses, das vor fast genau 50 Jahren eingeweiht wurde, äußerst fremd, im Gegenteil. Schon beim ersten sonntäglichen Tag der offenen Tür nutzten mehr als 25000 Menschen die Gelegenheit, sich mit der damals topmodernen Ausstattung des Krankenhauses und seiner Fachabteilungen vertraut zu machen.
Bauherr war der Oberbergische Kreis, Architekt der Düsseldorfer Klaus Monnerjan, der so ziemlich alle Kliniken im weiteren Umfeld gebaut hat, so auch das Haus in Gummersbach oder früher das heute nicht mehr existente Krankenhaus in Bergneustadt. Nachgerade euphorisch kommentierte vor 50 Jahren diese Zeitung die „Superlative der technischen Einrichtung“ und Günther Mieth, Redaktionsleiter, wertete den Krankenhausneubau in erster Linie so positiv, „... weil hier für den Bürger spürbar wurde, dass für ihn – und nur für ihn ganz allein – etwas geschaffen wurde“. In der Tat war die Ausstattung des Kreiskrankenhauses Waldbröl 1969 auf dem aktuellsten Stand der Technik, sie setze Maßstäbe für die kommenden zwei bis drei Jahrzehnte, hieß es damals.
Festprogramm
Die Maus kommt – und auch der Bundesgesundheitsminister. Während die Maus aus dem WDR sicher Stargast beim Kinderfest am Nachmittag sein wird, hält Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Vormittag eine der Hauptreden beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Krankenhauses in Waldbröl. Der Festakt beginnt am Samstag, 31. August, um 10,30 Uhr, der Tag der offenen Tür mit den Kinderattraktionen, Führungen und Aktionen starten um 12 Uhr.
Zum Tag des offenen Tür gibt es außerdem medizinische Vorführungen im Hause und zahlreiche Ausstellungs- und Mitmach-Angebote auf dem Außengelände. (mf)
Die Laborausstattung gehörte zum Modernsten der End-Sechziger, die „Innere“ verfügte über Einrichtungen für die Spiegelung von Organen, der Chirurgie standen unter anderem vier Operationssäle zur Verfügung, und während der Operationen konnten sogar Röntgen-Fernsehaufnahmen gemacht werden. Es gab alleine vier Kreißsäle mit der sensationellen Errungenschaft eines „Gerätes, das bereits die Herztöne des ungeborenen Kindes“ überwacht.1969 war statistisch das letzte Jahr der „Babyboomer“ in Deutschland (1955 bis 1969), also der geburtenstarken Jahrgänge. Waldbröl hatte darauf seine Geburtshilfe-Abteilung ausgerichtet, für die Frühchen gab es einen Krankentransportwagen mit Brutkasten, vier Hebammen sorgten rund um die Uhr für eine optimale Versorgung. Sogar an die werdenden Väter wurde gedacht: Sie hatten einen eigenen Warteraum mit der Option, dort sogar rauchen zu dürfen.
„Waldbröler Krankenhausskandal“
Das Rauchen wäre heute undenkbar, war aber damals gang und gäbe, selbst in der Ärzteschaft. So ließ sich einer der ersten Chefärzte, der Chirurg Prof. Dr. Hansgeorg Pfisterer, noch mit brennender Zigarette in der Hand für das Eröffnungsfoto ablichten. Direktor des Waldbröler Kreiskrankenhauses war bei der Eröffnung Werner Möller, eine durchaus umstrittene Persönlichkeit, der letztlich wenige Tage vor seinem für 1992 vereinbarten Ausscheiden noch fristlos gekündigt worden war.
Der eigentliche „Waldbröler Krankenhausskandal“, der in den 1980er Jahren bundesweit für medialen und politischen Furor sorgte, hatte mit seinen vermeintlichen Todeslisten und ärztlichem Fehlverhalten nicht nur das Krankenhaus nachhaltig in seinem Image beschädigt, sondern die gesamte Region.
Noch heute auf neuestem Stand der Technologie
Medizinisch und auch von der Ausstattung her war das Krankenhaus über all die Jahrzehnte stets auf neuestem Stand, für das akademische Lehrkrankenhaus der Uniklinik Bonn lag die Messlatte hoch. Einzelne Abteilungen, die es 1969 so noch gar nicht gab, wie etwa die viele Jahre von Prof. Dr. Karl-Otto Bischoff aufgebaute und geleitete Kardiologie, ließen den Imageschaden mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Prof. Dr. Bernd Kessler, bis 2008 Chefarzt der Gefäßchirurgie (die es 1969 auch noch nicht gegeben hatte) stellte sich sogar nach seinem Ausscheiden weiter in den Dienst der Medizin, als Ehrenamtler bei meist waghalsigen Einsätzen für „Ärzte ohne Grenzen“.
Heute sind die Krankenhäuser in Gummersbach und Waldbröl unter dem Dach des Klinikums Oberberg vereint, haben aber ihre Schwerpunkte, wie etwa Waldbröl die Kardiologie und Geriatrie und Gummersbach die Neurologie und die Geburtshilfe. Letztere allerdings ganz ohne Raucherzimmer. (mf)