Reichshof-Denklingen – Es war seine erste Karnevalsmesse in der St.-Antonius-Kirche. „Ich trage eine schwere Last mit mir“, bekannte Pfarrer Tobias Zöller bei der Predigt am Sonntag. Als gebürtigem Leverkusener sei ihm der Fastelovend nicht in die Wiege gelegt worden. „Und als damals der Eifeler Pfarrer versuchte, bei der Messe in kölscher Mundart zu sprechen, war für mich erst mal Schluss mit Karneval.“
„Karneval und Kirche passen gut zusammen“
Launig erzählte Zöller, dass er Jahre später bei einem Urlaub in Wien einen Anruf vom Morsbacher Bürgermeister erhalten habe, dass der Karnevalszug wegen Sturm ausgefallen sei und nun am 1. Fastensonntag nachgeholt werden solle. „Um Himmels Willen – das geht nicht“, habe er geantwortet.
Dann sei ihm jedoch der Erzbischof in den Rücken gefallen, als der einen Nachholtermin für den Düsseldorfer Zug in der Fastenzeit erlaubt habe. Da sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als ebenfalls zuzustimmen – unter der Bedingung einer vorherigen Karnevalsmesse: „Die war dann gar nicht so schlecht.“
Applaus nach Bläck-Fööss-Song
Karneval und Kirche passen überhaupt gut zusammen, weiß Zöller heute: „Wer erlöst wird, darf auch froh sein.“ Schon von der lateinischen Wortherkunft „carne vale“ (Fleisch, lebe wohl) sei der Karneval ein guter Einstieg in die Fastenzeit.
Einen Riesenapplaus erntete Solistin Angelina Cesek-Köckerling für ihren Vortrag des Bläck-Fööss-Songs „Unsere Stammbaum“, der die ganze Kirche zum Schunkeln animierte. Die Burgmäuse präsentierten „E janz klei Stöck vun Kölle“ von den Labbese, und karnevalsfroh begleitete auch der Kirchenchor Cäcilia Denklingen unter Leitung von Tobias Merkel-Piontek die Messe. Sänger Hans Steffens hatte das Stimmungslied „Denn wenn et Trömmelche jeiht“ der Räuber eigens für die KG Denklingen umgetextet und vorgetragen. Natürlich hieß es dann „Denklingen Alaaf“.
Risse in der Gesellschaft zeigen sich auch im Verein
„Das war eine tolle Überraschung für uns“, sagte Prinz und Präsident Hansi Welter. Bei der Karnevalsmesse vor zwei Jahren sei die jetzige Entwicklung nicht vorstellbar gewesen, das Wort Pandemie nicht einmal geläufig. Inzwischen seien viele Menschen verunsichert und lebten am Rande der Erschöpfung. Die Risse in der Gesellschaft zeigten sich auch im Verein, vor allem in Diskussionen über den richtigen Weg aus der Krise. „Aber der Karneval wird überleben“, bekundete er. „Diese Messe ist ein Zeichen der Hoffnung, Pfarrer Zöller hat seine Feuertaufe in Denklingen bestanden.“
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Dafür bekam dieser nach dem Schunkellied „Schön, dat mer zesamme sind“ den Sessionsorden von Prinz Hansi und Prinzessin Karolin verliehen, ebenso wie Gabriele Bergau, für deren Kinderhilfsprojekt „Aanchal“ im indischen Bhopal die Kollekte dieser besonderen Messe bestimmt war. „Eines haben wir nicht aus dem Auge verloren – unsere Gemeinschaft“, sagte Vereinsvorsitzender Dennis Spexard. „Die Kirche ist der richtige Ort, verzeihen zu können. Und jetzt geht es mit Volldampf in die nächste Session.“