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Homburger PapiermühleNeue Veranstaltungshalle für Kunst, Kultur und Musik

Lesezeit 4 Minuten

„PM 1“, nach der alten Papiermaschine 1, soll die neue Veranstaltungshalle für Kunst und Kultur auf dem Gelände der Homburger Papiermühle heißen. Auch Feiern können darin ausgerichtet werden. Danach richtet sich dann die Ausstattung, zum Beispiel mit großer Feuerschale.

Homburger Papiermühle – Er suchte eine Halle. Doch er fand die Homburger Papiermühle. Als sich Lars-Helge Geitz vor mehr als sieben Jahren in Nümbrecht nach einem Standort für seinen Strahlservice zur Oberflächenreinigung mit Sand und Trockeneis umsah, stieß der Unternehmer auf die riesige Industriebrache im Westen der Gemeinde. Geitz kaufte das rund zwölf Hektar große Gelände – jedoch hatten die Verhandlungen fast zweieinhalb Jahre verschlungen.

„Am Anfang war das ein Riesenspielplatz“, blickt der 46-Jährige, der längst neue Pläne geschmiedet hat, zurück: Auf dem Areal soll jetzt eine Veranstaltungshalle für Kunst und Kultur entstehen, auch möchte Geitz weitere Flächen an Jungunternehmer vermieten oder verkaufen, „das ist noch nicht entschieden“. Eine Handvoll Kleinfirmen und Start-ups hat sich dort bereits angesiedelt, darunter der Baustoffhandel Biomaderas, der nachhaltig produziertes und fair gehandeltes Tropenholz aus Südamerika importiert. Geplant sind zudem 200 Parkplätze mitten auf dem Gelände.

Pläne bis 7. November einsehbar

Noch bis Montag, 7. November, sind die geänderten Bebauungspläne für die Homburger Papiermühle im Nümbrechter Rathaus einsehbar, voraussichtlich im kommenden Februar werden erst der Planungsausschuss und dann der Rat der Gemeinde über die Neuausrichtung diskutieren. Zuständige Genehmigungsbehörde ist allerdings die Bauaufsicht des Oberbergischen Kreises. Dort bestätigt man das laufende Verfahren. Wann die Genehmigung Gummersbach verlassen wird, sei indes offen.

Investor Geitz hofft derweil, dass diese Entscheidung bald fällt. Die Umwidmung des Fabrikgeländes von einer Industriefläche in ein Gewerbegebiet mit Sonderflächen sei der größte bürokratische Brocken. Wohl seit dem 16. Jahrhundert bis ins Jahr 2007 war dort Papier hergestellt worden.

Lars-Helge Geitz mit dem neuen Bebauungsplan: Orangefarben markiert sind die Stellen, an denen gebaut werden soll.

Mit Sondergenehmigungen ausgestattet, hat Geitz in der jüngeren Vergangenheit bereits Veranstaltungen ausgerichtet, „Public Viewings“ etwa während der Fußball-Weltmeisterschaft und der Europameisterschaft. „Die kamen bombig an“, sagt der Geschäftsmann, der seine Hallen auch als Drehort für Filme, als Location für Fotostrecken oder auch für Hochzeiten und Familienfeiern zur Verfügung stellt, die Zahl der Anfragen steige. Eine Bar mit rustikalem Industriecharme hat er ebenso eingerichtet wie einen Büfettraum mit groben Holzmöbeln.

Bühne für Musiker, Comedians, Kabarettisten

Zudem möchte er Musikern, Comedians und Kabarettisten eine Bühne bieten, auch wenn Geitz nicht die ganz großen Namen nach Nümbrecht holen möchte: „Ich will nicht nur einer von vielen Veranstaltern sein“, betont er das Besondere. „Das ist hier kein Steinmüllergelände.“ Einer wie der Dortmunder Comedian Torsten Sträter aber sei in der Papiermühle genau richtig: „Der hat hier schon Filme gedreht.“

Heißen soll die Kunst- und Kulturhalle „PM 1“, nach der alten Papiermaschine 1. Die Bewirtschaftung soll zunächst eine Cateringfirma übernehmen. Ob Geitz später vollwertige Gastronomie einrichtet, lässt er offen. Obwohl die Anlage nicht unter Denkmalschutz steht, will Geitz nur im Bestand umbauen. Etwa 30 000 Quadratmeter will er einer neuen Nutzung zuführen und auch diese dann kleineren Firmen anbieten. „Genau das braucht Nümbrecht“, betont Bürgermeister Hilko Redenius, der dem Unternehmer Geitz die Unterstützung der Gemeinde zusagt. Er hofft, dass Gründer dort Fuß fassen und sich später in Nümbrecht vergrößern und neubauen – zum Beispiel im Gewerbegebiet Elsenroth.

Blick in die Chronik

Die Homburger Papiermühle gilt als die älteste Produktionsstätte ihrer Art im Oberbergischen. Wahrscheinlich reichen ihre Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert. 1806 übernahm der Papiermeister Johann Rudolf Geldmacher die Produktionsstätte am Brölufer, später sein Sohn Wilhelm. 1945 wurde sie während des Zweiten Weltkriegs zu großen Teilen zerstört. Lars-Helge Geitz, im Dezember 2011 Käufer des Geländes, schätzt, dass die ältesten erhaltenen Gebäude aus der Zeit um 1890 stammen.

1997 übernahm der finnische Papierkonzern Ahlstrom die Homburger Papiermühle, spezialisiert war das Unternehmen auf Tapetenpapier. Am 30. April 2007 aber gingen an der Bröl die Lichter aus: Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Produktion eingestellt, die Firma geschlossen.

Den heutigen Immobilienbestand will Unternehmer Geitz erhalten. Als Denkmal geschützt ist nur das Holzhaus an der Einfahrt. Ein Freilichtmuseum habe bereits sein Interesse daran bekundet, verrät Geitz. Möglich also, dass das Haus ab- und an einem neuen Standort aufgebaut wird. (höh)