Die c/o pop macht’s möglich: Das Festival holt die acht Frauen am 26. April auf die Festivalbühne.
Mit fast 90 am MischpultSeniorinnen legen als DJ-Kollektiv „Forever Fresh“ in Köln auf

Die 79-jährige Inge Dobrinski (M.) und Ingrid Jatho (r.) lernen von einer DJ-Dozentin neue Fähigkeiten am Mischpult.
Copyright: Costa Belibasakis
Blaue und pinke Lichtkegel tanzen über die mit Stickern übersäten Wände des Club Bahnhof Ehrenfeld. Die Nebelmaschine stößt Rauchschwaden in Richtung der Tanzfläche. Mittendrin sitzt Irmgard Schlösser auf ihrem Rollator. Fröhlich wippt sie mit den Händen zum Takt von Shirin Davids Hits „bauch beine po“. Die 72-jährige Ingrid Jatho steht am Mischpult und bereitet den nächsten musikalischen Übergang vor, wippt im Takt.
Statt dem üblichen Feiervolk hat heute das DJ-Kollektiv „Forever Fresh“ den beliebten Club gechartert. Es entstand im Rahmen einer kostenlosen DJ-Ausbildung für Seniorinnen. Über vier Workshoptage durften acht Frauen über 70 das Auflegen erlernen. Irmgard Schlösser ist mit ihren 89 Jahren die Älteste der Teilnehmerinnen. Heute proben einige von ihnen für den allerersten Auftritt vor Publikum von „Forever Fresh“.
Im Rahmen des Musikfestivals „c/o pop“ wird das Kollektiv am 26. April ab 21 Uhr im Bürgerzentrum Ehrenfeld auflegen. Aufgeregt sei sie noch nicht, aber das komme bestimmt noch, erzählt Jatho, deren DJ Name „Ingroove“ ist. Einige Lieder, die sie bei der Show spielen werden, kannten sie vorher nicht. Es sei aber für jede und jeden etwas dabei: „Wir legen alle sehr unterschiedliche Musikrichtungen auf. Das ist toll.“
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Die Idee für den außergewöhnlichen Kurs kam von Elke Kuhlen, Direktorin des „c/o pop“ und selbst als DJ aktiv. Sogar Bewerbungen aus Spanien flatterten für den Workshop ein. Vorerfahrung war nicht nötig, sondern nur Freude an der Musik. Pia Leonhardt arbeitet im Booking-Team des Festivals und betreut das Projekt. Sie sagt: „Es gibt für ältere DJs in Deutschland noch keine Vorbilder. Vielleicht schaffen wir das mit ‚Forever Fresh‘ zu ändern.“

Das DJ-Kollektiv „Forever Fresh“ in schillernden Bühnenoutfits
Copyright: Nadine Heller Menzel
Jatho zeigt bei den Proben, wie viel sie schon gelernt hat. Nach ein paar Anläufen findet sie den nahtlosen Übergang von Shakiras „Hips Don't Lie“ zu einem Song von Shirin David und reißt dabei vor Freude die Hände hoch. Geleitet wird der Kurs unter anderem von einer Kölner DJ-Dozentin, die in dem Kollektiv „e.p.i.q.“ spielt. Sie steht neben Jatho am Pult, gibt ihr wertvolle Tipps und freut sich sichtlich über den Lernfortschritt ihrer Schülerin.
Uschi Ophir und Elisabeth Wagner haben durch einen Flyer von dem Kurs erfahren. Ophir habe vor ihrer Bewerbung zwar gewusst, was ein DJ sei, aber wie komplex das Mischpult ist, habe sie erst in den Workshops erfahren. Ähnlich war es auch bei ihrer Mitstreiterin: „Das ist schon eine große Herausforderung“, erzählt Wagner von ihrer Teilnahme.
Trotzdem ist die Bilanz der Frauen positiv. „Man ist fröhlich dabei und es macht Spaß. Ich kriege Gänsehaut, wenn ich daran denke, vor einem großen Publikum zu spielen“, sagt Ophir strahlend. Wagner nickt bestätigend und ergänzt: „Einfach mal was Neues lernen, das wollte ich.“ Ihr größtes Vorbild: DJ Vika aus Polen. Mit ihren 86 Jahren ist die Künstlerin aus Warschau die älteste unter den weiblichen DJs in Europas.
Ich kriege Gänsehaut, wenn ich daran denke, vor einem großen Publikum zu spielen.
Leonhardt findet, dass Momente wie der Festivalauftritt von „Forever Fresh“ Jung und Alt auf eine einzigartige Weise zusammenbringen können. „Die Musik kann als generationenübergreifendes Element eine Verbindung schaffen.“ Der erste Auftritt soll aber nicht der letzte sein. Pläne, dem Kollektiv weitere Termine zu verschaffen, seien in Arbeit.
Als Nächstes übt Teilnehmerin Inge Dobrinski (79) ihre Fähigkeiten am Mischpult. Mit ihrer Musik spielt sie sich sofort in die Herzen aller anwesenden Köln-Fans. Die Hymne des 1. FC Kölns von den Höhnern mischt sie mit dem rockigen „I Was Made for Lovin You“ von Kiss. Jetzt hält kaum noch jemand der Mitstreiterinnen die Füße still. Mit einem Ohrwurm verlassen sie den Club. Erschöpft, aber glücklich darüber, heute wieder viel gelernt zu haben.