Nümbrecht – Gibt es am Bett eine Leselampe? Wird die Tageszeitung angeboten? Liegen im Badezimmer Zahnpasta und Einwegrasierer bereit? 270 Fragen dieser Art finden sich auf dem Bewertungsbogen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), darauf werden Punkte vergeben. Und 600 Punkte braucht, wer sein Hotel mit vier Sternen dekorieren will.
So wie Thorsten Derichsweiler: Seit kurzem zählt der „Derichsweiler Hof“ in Nümbrecht zu den sechs Vier-Sterne-Herbergen, die es nach Angaben des Dehoga und auch der Naturarena Bergisches Land im Obergischen Kreis gibt. Mit fünf Sternen bewertet ist zurzeit kein Hotel.
Kleiderschränke nach eigenem Konzept
Vor zwei Jahren hat der 34-jährige Derichsweiler die Unterkunft an der Jakob-Engels-Straße von seinen Eltern Anne und Karl übernommen, 1978 wurde sie eröffnet. „Vorher war hier in Weizenfeld“, erzählt der Chef, der den Beruf des Hotelfachmanns erlernt und sich bis zum Hotelbetriebswirt fortgebildet hat. Sein Ziel sei seit der Übernahme bereits der vierte Stern gewesen, sagt er. „Denn eine solche Klassifizierung ist heute unbedingt notwendig, will man als Familienbetrieb auf dem Markt bestehen.“
Zumal der Gast heute zunehmend Urlaub in der Heimat buche, berichtet Derichsweiler und denkt dabei nicht nur an Wanderausflügler, sondern auch an Paare und Familien, die sich eine Auszeit vom Alltag in der Stadt gönnen. Mathias Johnen, stellvertretender Dehoga-Geschäftsführer für den Bezirk Nordrhein, bestätigt diesen Trend und ergänzt: „Reist der Gast in die Stadt, bucht er gern ein Zimmer bei einer bekannten Kette, weil er da den Standard kennt und weiß, was er bekommt.“
So sei der eine Gastgeber immer am Waschtisch zu erkennen, der andere an der Bettauflage. „Zieht es den Gast aber aufs Land, bevorzugt er inhabergeführte Häuser.“ Und da kämen eben wieder die Dehoga-Sterne ins Spiel: „Sie ermöglichen die Vergleichbarkeit der Häuser, sie schaffen Verlässlichkeit.“ Zudem, sagt Johnen, bekäme ein Hotelier auf dem Land die Unzufriedenheit eines Besuchers immer sofort zu spüren. „Dann schreibt dieser Gast aber auch noch der örtlichen Touristeninformation, dem Bürgermeister und des weiteren uns einen Brief.“
„Sterne sind objektiv“
Die Sterne-Bewertung ist für Derichsweiler auch ein gutes Gegenwicht gegen die Gastbewertungen, die in den Onlineportale zu lesen sind: „Denn die Sterne sind nun mal objektiv, weil sie sich an feststehenden Kategorien orientieren.“
Nach Auskunft von Dehoga-Mann Johnen haben sich im vergangenen Jahr 50 Hotels im Bergischen Land der Bewertung gestellt. In Nümbrecht gibt es mit dem Park-Hotel ein weiteres Vier-Sterne-Haus, in Gummersbach gibt es drei, Victor’s Residenz-Hotel, die Mühlenhelle in Dieringhausen und das Wydham Gardens Hotel in Windhagen.
Für Thorsten Derichsweiler ist die Sanierung und die regionalgeprägte Ausrichtung ein wichtiger Baustein im Konzept für die Zukunft: 22 von 46 Zimmern sind bereits umgestaltet, ebenso auf Vordermann gebracht worden sind Seminar- und Tagungsräume.
Nach Ideen Derichsweilers angefertigt worden sind in den Gästezimmern begehbare Kleiderschränke, in deren Mitte ein postergroßes Foto jeweils ein Motiv der Region zeigt, Schloss Homburg zum Beispiel. „Meine Eltern haben damit begonnen, Jahr für zu renovieren“, blickt der Eigentümer zurück. „Und das setze ich fort.“ 23 Mitarbeiter hat der Derichsweiler Hof, der junge Leute zu Köchen und Hotelfachleuten ausbildet, sieben Auszubildende sind es zurzeit.