Anekdoten zum DomFrühere Baumeisterin Barbara Schock-Werner las in Loope

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Lesung mit Barbara Schock-Werner in der Herz-Jesu-Kirche in Engelskirchen-Loope.

Lesung mit Barbara Schock-Werner in der Herz-Jesu-Kirche in Engelskirchen-Loope.

Kaum einer kennt den Kölner Dom so gut wie Barbara Schock-Werner. Sie las in Loope aus ihren Büchern „Mein Melaten“ und „Domgeschichten“.

In diesem Jahr feiert die Bücherei der Katholischen Herz-Jesu-Kirche in Engelskirchen-Loope ihr 100-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass gab es am Freitagabend eine Lesung mit einem besonderen Gast: Barbara Schock-Werner kam zum ersten Mal ins Oberbergische und las aus ihren Büchern „Mein Melaten“ und „Domgeschichten“ in der Kirche an der Bruchstrasse.

Von 1999 bis 2012 war die in Ludwigsburg geborene Architektin und Kunsthistorikerin erste und bisher einzige Dombaumeisterin in Köln und wurde dadurch vielen Menschen bekannt. Nach wie vor ist sie die Vorsitzende des Fördervereins „Römische Stadtmauer“ in Köln und der „NRW-Stiftung“. Ihre freie Zeit verbringt die 76-jährige mit Reisen, Spaziergängen oder in der Kölner Philharmonie bei klassischen Konzerten.

Weil Schock-Werner im privaten Kreis immer viele Geschichten aus dem Dom erzählte, sagten ihre Zuhörer irgendwann: „Schreib die doch mal auf!“ Und so entstanden im Jahr 2020 die „Dom Geschichten“ in denen sie mit Anekdoten die gotische Kathedrale und deren Kunstwerke vorstellt, berichtete sie im Gespräch vor der Lesung. Zahlreiche weitere Buchveröffentlichungen gibt es mit ihr als Autorin oder Co-Autorin.

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Gut 200 Besucher kamen in die Kirche

In der mit etwa 200 Interessierten überraschend gut gefüllten Kirche begrüßte zunächst der Looper Ortssprecher Hermann Kliem die Autorin und die Zuhörer. „Ich hoffe, man kann mich gut hören“ wendete sich Barbara Schock-Werner dann an ihr Publikum. „Ich habe eine fürchterliche Stimme, mein Mann sagte immer: „Ich sehe nicht, wo du bist, aber ich höre, wo du bist.“ Gleich zu Beginn hatte sie damit schon das Publikum mit einem Lachen auf ihrer Seite.

Im ersten Teil der Lesung ging es um die Geschichten aus dem Dom, sie berichtete das die Kathedrale während der Zeit der französischen Besatzung in den Jahren 1794 bis 1804 zwar als Gefangenenlager diente, nicht aber als Pferdestall, wie Gerüchte lange Zeit behaupteten. Dafür gebe es keine Belege. In dieser Zeit wurde der Schrein der Heiligen Drei Könige in einem Stift in Wedinghausen bei Arnsberg in Sicherheit gebracht.

Idee, den Dom von außen zu reinigen

Weitere Geschichten handelten von der Beseitigung der großen Ziegelausbesserung an der Hauptfassade während ihrer Amtszeit oder von der absurden Idee, einmal den Dom komplett von außen zu reinigen – dies sei die meistgestellte Frage an die Dombaumeisterin während ihrer Amtszeit gewesen.

Im zweiten Teil der Lesung, nach der Pause, gab es dann noch Auszüge aus dem Buch „Mein Melaten“ zu hören. Unterhaltsam und humorvoll etwa las Schock-Werner aus der Biografie der Nonne Maria Clementine Martin (1775-1843), sie entwickelte und vermarktete den bekannten Klosterfrau Melissengeist.

Ein Ofen anstelle eines Grabensteins

Auch von unbekannten Kölnern wie dem Trinker August Broichschütz gab es Anekdoten, sein Grab ziert der alte Ofen seiner Stammkneipe - für einen Grabstein war kein Geld da. Sein Wirt stellte ihn mit einer kleinen Gedenktafel vor etwa 160 Jahren auf.

Nach zwei Stunden endete die Lesung, im Anschluss daran bildete sich noch eine lange Schlange vor dem Vorlesetisch der prominenten Kölnerin. Viele Interessierte hatten ein Buch an diesem Abend gekauft und wollten es noch signieren lassen.

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