Bergneustadt – Bei Temperaturen sehr nahe dem Gefrierpunkt hat die SPD Oberberg am Freitagabend Michaela Engelmeier zu ihrer Kandidatin für die Bundestagswahl am 26. September gekürt. Das Ergebnis war allerdings nicht ganz das vom Kreisvorsitzenden Thorsten Konzelmann erhoffte starke Signal für die erste von zwei Schicksalswahlen für die SPD, „nachdem wir bei der Kommunalwahl mit einem tiefblauen Auge davongekommen sind“.
33 von 40 Delegierten stimmten für die 60-Jährige, fünf waren gegen ihre inzwischen fünfte Bewerbung um das Bundestagsmandat, zwei enthielten sich. Engelmeier erhielt, was man gemeinhin bei solchen Anlässen als „ehrliches Ergebnis“ bezeichnet.
Kandidatin macht Kälte nichts aus
Mit der Wahl des Bisterfeldstadions im Bergneustädter Sportzentrum Stentenberg hatte die SPD das Corona-Risiko extremst niedrig gehalten. Die Delegierten saßen verteilt auf der Tribüne, die Versammlungsleitung bestrahlt vom Stadionflutlicht hinter drei Tischen und auf Abstand auf dem Kunstrasenplatz. Die Landespartei hatte die Halbierung der Delegiertenzahl auf 40 zugelassen.
Der Kandidatin machte die Kälte nichts aus. Den ihr vom Hausherrn SSV Bergneustadt überlassenen Mantel legte sie vor ihrer Rede ab, den Schriftzug „1. Mannschaft“ darauf nahm sie hingegen gerne auf. So eine starke erste Mannschaft sei die SPD auch. Ihre Minister in Berlin hätten nicht nur während der Pandemie Hervorragendes geleistet.
Engelmeier erinnerte an die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse in der Fleischindustrie ebenso wie an die Maßnahmen gegen Altersarmut: „Die Menschen müssen wissen, von wem die sozialen Errungenschaften kommen.“
Sorge wegen „brauner Subkultur“
Engelmeier war von 2013 an bereits Abgeordnete in Berlin. 2017 scheiterte ihr Wiedereinzug ins Parlament trotz vermeintlich aussichtsreichem Listenplatz. Seit 2020 ist die Gummersbacherin als Generalsekretärin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft häufig beruflich in der Hauptstadt. Ihre politische Arbeit dort will sie ab dem 26. September erneut als Mitglied des Bundestags für die Anliegen Oberbergs fortsetzen. Die kennt sie, bis vergangenen September saß sie 16 Jahre lang im Kreistag.
Zu tun gebe hier es genug. Der Öffentliche Personennahverkehr müsse verbessert werden, die Ärzteversorgung werde ein ganz großes Problem, und längst sei der Klimawandel auch in Oberberg angekommen. Die Verschuldung der Kommunen müsse man endlich in den Griff bekommen und den Kreis familienfreundlicher machen. Dazu gehöre die Abschaffung von Kita- und von Schulbetreuungsgebühren.
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Mit großer Sorge sieht Engelmeier, „was sich an brauner Subkultur in Oberberg breitgemacht hat“. Die AfD im Kreistag ist ihr ein Graus. „Alle zusammen müssen wir gegen diese Faschisten vorgehen“, rief sie unter dem Beifall der Delegierten.