- Seit Dienstag ist Leverkusen Corona-Risikogebiet.
- Wie der Abgeordnete Karl Lauterbach die neue Entwicklung einschätzt, was die Stadt gut macht und wo sie nachjustieren müsste, erfahren Sie bei uns.
- Sorge bereitet dem Bundestagsabgeordneten auch der Schulunterricht.
Leverkusen – Lobende Worte für das Vorgehen der Stadtverwaltung findet der Leverkusener Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexperte der SPD, Professor Karl Lauterbach. Leverkusen habe frühzeitig die richtigen Entscheidungen getroffen und stehe zurzeit, obschon jetzt auch als Risikogebiet eingestuft, besser da als andere Großstädte.
So sei beispielsweise schon im Mai eine wöchentliche Testung der Pflegekräfte in stationären Einrichtungen verfügt worden. Daher habe es in diesen Einrichtungen bisher kaum Einschläge gegeben. Allerdings sollten die Tests ab sofort zweimal pro Woche stattfinden.
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Denn der jetzt absehbare Anstieg von Infizierten mit Sars-Cov-2 sei absehbar und zu erwarten gewesen. „Wir sind an einem Wendepunkt. Es wird deutlich mehr Fälle in den nächsten zehn Tagen geben“, so Lauterbach im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Die Stadt Leverkusen sei sehr gut vorbereitet, das habe er in enger Abstimmung mit dem Sozialdezernenten Alexander Lünenbach mitbekommen.
Schulbetrieb bereitet Sorgen
Sorge bereitet Lauterbach allerdings der Schulbetrieb. Neben der Maskenpflicht müsse es jetzt ein tragfähiges Konzept zur Aufteilung von Schulklassen für einen Schichtunterricht an Vor- und Nachmittagen geben. Ferner müssten jetzt dringlich Luftfilteranlagen für alle Klassenräume bestellt werden. Der Bund habe dafür Mittel bereitgestellt, das Land müsse diese rasch freigeben. „Es ist klar, dass wir für das gesamte Schuljahr denken müssen. Es wird in dieser Zeit keine Impfungen für Kinder geben und ich erwarte keine Entspannung der Pandemielage bis zum Sommer.“
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Die von Unionspolitikern vorgebrachte Idee, die Weihnachtsferien um zwei bis vier Wochen zu verlängern, um die höhere Ansteckungsgefahr in der kalten Jahreszeit zu reduzieren, hält Lauterbach für „unsinnig bis grotesk“. Das löse keine Probleme, sondern schaffe nur neue. Es sei wichtig, den Schulbetrieb am Laufen zu halten und dafür die geeigneten Vorkehrungen zu treffen. In jedem Fall müsse es auch eine kostenlose Online-Nachhilfe für Kinder aus einkommensschwachen Familien geben. Wichtig sei, sich an die Regeln zu halten und einen neuerlichen Lockdown wenn eben möglich zu verhindern.
Lauterbach attackiert
Dass er mit seinen vielen Fernsehauftritten inzwischen – wie der Virologe Christian Drosten – „ein Gesicht der Corona-Auflagen“ geworden sei, bekommt Lauterbach inzwischen auf ungewohnt heftige und aggressive Weise zu spüren. So sei er im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg sehr aggressiv angegangen und bedroht worden. Dreharbeiten mit der Deutschen Welle mussten dort abgebrochen werden, weil feierwütige junge Männer ihn attackiert hätten: Er betreibe Propaganda, um ihnen die Freiheit zu feiern zu nehmen. „Die Stimmung hat sich in den letzten Tagen gedreht. Es gibt da viele, die in den Clubs ohne Rücksicht auf Verluste feiern wollen. Die Lage hat sich zugespitzt.“ Lauterbach benötigt inzwischen Schutz.
„Die Lage in Leverkusen ist nicht so extrem wie hier in Berlin“, berichtet Lauterbach im Telefongespräch. „Die Leute sind noch erreichbar.“ Das will der SPD-Abgeordnete nutzen, solange es noch geht, und mit den Migrantenvertretern im Integrationsrat der Stadt über die Gefahren der Pandemie sprechen. Die Erklärungen der Virologen seien teils schwer zu verstehen, mit Sprachproblemen unter Umständen erst recht. „Es gibt in Leverkusen viele Migranten. Sie zu erreichen und zu informieren ist eine dringende Aufgabe in dieser Situation.“