Kommunalwahl in RodenkirchenDas Duell der Ex-Bürgermeister
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45 Wahlbezirke gibt es in der Stadt. Bis zur Wahl am 13. September, bei der auch Oberbürgermeister, Bezirksvertretungen und Integrationsrat neu gewählt werden, berichten wir aus allen Veedeln der Stadt.
Im Wahlbezirk 10 treten zwei altbekannte Konkurrenten gegeneinander an: Die beiden Ex-Bürgermeister Monika Roß-Belkner (CDU) und Mike Homann. (SPD)
Streitthemen sind neben vielen die Schulpolitik und der Kölnberg in Meschenich.
Köln – Die Ex-Bezirksbürgermeisterin Monika Roß-Belkner und der fast Ex-Bürgermeister Mike Homann konkurrieren nicht zum ersten Mal im Wahlkreis 10 um das beste Ergebnis – in einem besonders spannenden Wahlbezirk im tiefen linksrheinischen Kölner Süden mit den großen Gegensätzen. Da trifft Hahnwald mit seinen Villen auf Meschenich mit dem problematischen Kölnberg. Da trifft Rondorf mit dem explosionsartigen Wachstum auf das verträumte Immendorf in seiner Insellage. Auch Raderthal Süd mit dem Bau der neuen Nord-Süd-Stadtbahn vor der Nase gehört dazu.
Ex-Bürgermeisterin ist die klare Favoritin
Schon bei der Kommunalwahl 2014 kämpften die CDU-Frau und der SPD-Mann gegeneinander um einen Platz im Rat. Monika Roß-Belkner, die bis 2009 Bezirksbürgermeisterin war, gewann deutlich. Die 69-jährige Volkswirtin aus Hahnwald, die in Godorf aufgewachsen ist, gilt als die energische Stimme aus dem Kölner Süden. Zu ihrer Mannschaft vor Ort hält sie engen Kontakt, sie habe die Fäden in der Hand, heißt es. Im Rat ist sie Mitglied im Fraktionsvorstand sowie in den Ausschüssen für Stadtentwicklung und Verkehr.
Mit ihr will es Mike Homann nun erneut aufnehmen. Der 45-jährige Rechtsanwalt aus Rodenkirchen ist seit Februar 2012 Bezirksbürgermeister. Jetzt will er nicht mehr, kandidiert für den Rat und zeigt sich zuversichtlich, dass er diesmal gewinnen wird. „Die Menschen haben mich achteinhalb Jahre als Bezirksbürgermeister erlebt und sie wissen, was sie an mir haben“, sagt er und meint, dass es an der Zeit wäre, dass der Wahlkreis wieder einmal einen sozialdemokratischen Vertreter im Rat haben sollte – auch wenn die Ergebnisse von 2014 eher nicht dafür sprechen.
Die Stimmenanteile der CDU lagen damals bei rund 39 Prozent, der SPD bei rund 28 Prozent. „Ich kann nicht abstreiten, dass der Wahlkreis eher eine CDU-Hochburg ist; aber ich habe mein Amt immer in den Dienst der Sache gestellt und ich denke, dass die Wähler die gute Arbeit honorieren werden“, sagt er. Abgesehen davon stehe die SPD in Köln aus seiner Sicht besser da als in Bund und Land, wo die Partei im Umfragetief steckt.
Mike Homann ist immer wieder für Überraschungen gut. Im Vorfeld der Kommunalwahlen hatte er sich selbst als Oberbürgermeisterkandidat ins Rennen gebracht, ans Ziel kam er nicht. Erstaunlich war schon sein Amtsantritt im Jahr 2012. Sein Vorgänger Eberhard Petschel (Grüne) hatte aus gesundheitlichen Gründen den Posten während der Legislaturperiode abgeben.
Mit Unterstützung der Grünen und der FDP wurde Homann zum Nachfolger gewählt, obwohl die CDU die größte Fraktion war. Auch Monika Roß-Belkner hatte sich Chancen ausgerechnet. Ungewöhnlich war dann auch die offizielle Wahl zum Bezirksbürgermeister zwei Jahre später. Sie basierte auf einem strittigen Deal: Die CDU sagte Homann im Voraus ihre Stimmen zu unter der Bedingung, dass er nach der halben Amtszeit, also im Juni 2017, das Amt an den CDU-Bezirkschef Christoph Schykowski abgibt.
Streitthema Gymnasium oder Gesamtschule
Homann tat das nicht. Man warf sich gegenseitig Vertrauensbruch vor. Das geplatzte Job-Sharing nimmt ihm Monika Roß-Belkner heute noch übel.Aktuell kreidet sie ihm besonders an, dass er das Streitthema „Gymnasium oder Gesamtschule“ im Neubaugebiet Rondorf Nord-West immer noch schürt. „Seit 2001 haben wir für Rondorf wiederholt ein Gymnasium beschlossen“, betont die Ratsfrau, die Argumente seien nun ausgereizt. Es werde Zeit, die Beschlüsse auch Ernst zu nehmen, weitere Verzögerungen dürften jetzt nicht mehr hingenommen werden.
Mike Homann dagegen drängt auf eine Gesamtschule. Die Ratsentscheidung sei eine völlig falsche und „jenseits des gesunden Menschenverstandes getroffene Entscheidung“, findet er. Nach der Wahl könne sich das Blatt noch einmal wenden.
Dauerbrennerthema ist Meschenich mit seiner Hochhaussiedlung Kölnberg. Möglicherweise müsse sich die Stadt hier mehr einbringen, meint Monika Roß-Belkner eher zurückhaltend. Das funktioniere freilich nur mit Beteiligung der städtischen Wohnungsgesellschaft GAG. Insgesamt gebe es dort jedoch schon viele Initiativen und es sei viel Geld investiert worden, betont die 69-Jährige. Meschenich dürfe nicht nur auf die Hochhaussiedlung reduziert werden. Grundsätzlich sei das ein schönes altes Dorf, das viele Möglichkeiten biete.
Auch andere Stadtteile hätten Probleme, Hahnwald etwa sei stark belastet durch die A555 und durch die angrenzende Raffinerie. Immendorf sei abgehängt vom ÖPNV. Für eine bessere Verkehrsinfrastruktur müssten dort Neubaugebiete im Umfeld entstehen, aber nicht nur Hochhäuser und Mietskasernen, sondern auch Einfamilien- und Reihenhäuser, sagt die CDU-Frau.
Stadt Köln soll dringend handeln
Für den Kölnberg sieht Mike Homann dagegen dringenden Handlungsbedarf in Form von städtischen Hilfen. Es gebe dort zwar schon „großartige“ Bestrebungen etwa durch Streetworker. Aber das sei längst nicht ausreichend. Die Stadt müsse viel stärker die Verantwortung übernehmen als bisher, müsse Wohnungen in der Hochhaussiedlung ankaufen. „Die Stadt hat sich bisher strikt geweigert“, kritisiert er. Die Meschenicher hören das sicher gern. Der Stadtteil war schon 2014 eine Ausnahme im CDU-dominierten Wahlkreis und ein kleiner Hotspot der SPD.
Der Wahlbezirk
Der Wahlbezirk 10 mit Rondorf/Hochkirchen, Immendorf, Hahnwald, Meschenich, Raderthal Süd wurde neu zugeschnitten. 2014 war dies der Wahlkreis 15 mit Godorf statt Raderthal Süd. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 45 Prozent.
Die weiteren Kandidaten
Traude Castor-Cursiefen kandidiert für die Grünen. Die eher unbekannte Meschenicherin ist seit 2019 im Vorstand des Ortsverbandes Rodenkirchen.
Eine grüne Verkehrsinfrastruktur, Naturschutz, Kultur sind ihre Themen. Im Schnitt erreichten die Grünen bei der Rats-Wahl 2014 rund zehn Prozent der Stimmen.
Karl Wolters tritt für die FDP an. Er sitzt seit 2008 in der Bezirksvertretung Rodenkirchen.
Im Wahlbezirk hat er seine Wurzeln. Schwerpunkte sind Jugend und Familie, Sicherheit und Ordnung. Im Schnitt erreichte die FDP in 2014 sieben Prozent.
Berno Huber wirbt für die Freien Wähler um Stimmen. Der aktive Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Rondorf lässt derzeit seine Funktion ruhen, weil er als solcher für ein Gymnasium plädiert, die Freien Wähler aber für eine Gesamtschule. Die Freien Wähler erreichten 2014 rund einen Prozentpunkt.
Gernot Schubert kandidiert für die Linke (2014 vier Prozent), Christian Schwarz für die neue Ratsgruppe Gut. Die AfD kam 2014 auf vier Prozent.