Kommunalwahl in KölnWie türkische Proteste den jungen CDU-Kandidaten beeinflussten
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45 Wahlbezirke gibt es in Köln. Bis zur Wahl am 13. September berichten wir aus allen Veedeln der Stadt.
Es geht um spannende Duelle, interessante Kandidaten, prägende Themen und Trends und Kuriositäten.
In dieser Folge stellen wir Ihnen einen 22-jährigen Jurastudenten vor, der sich auch gegen Ladenleerstände in Braunsfeld stark machen möchte.
Braunsfeld – Felix Spehl war gerade einmal 13 Jahre alt, als sein Vater für das deutsche Automobilunternehmen Mercedes Benz nach Istanbul zog. Er ging mit. Und was er dort drei Jahre später erlebte, veränderte seinen Blick auf die Politik. Machte ihm klar, wie wichtig ein funktionierender Rechtsstaat ist.
2013 versammelten sich wochenlang tausende Menschen im Gezi Park, um gegen den Bau eines Einkaufszentrums zu protestieren. Mit Tränengas, Wasserwerfern, Schockgranaten und Gummigeschossen ging die Polizei bereits ab dem zweiten Protesttag gewaltsam gegen die Demonstrierenden vor – die Bilder gingen um die Welt. „Das mitzuerleben hat mich geprägt und mir klar gemacht, dass unser Staat von Partizipation lebt. Deswegen möchte ich mich in einer Demokratie engagieren“, so der heute 22-jährige Spehl.
CDU-Beitritt mit 16 Jahren
Nach seiner Rückkehr nach Köln habe er sich zunächst die Wahlprogramme der verschiedenen Parteien angeschaut. Dann entschied er sich für die CDU, ist nun seit sieben Jahren in der Jungen Union und seit seinem 16. Lebensjahr Mitglied der Partei. „Das christliche Menschenbild, der Einsatz für den Rechtsstaat und die soziale Marktwirtschaft – diese drei Hauptmotive kann ich bis heute komplett unterschreiben. Sie sind für mich und auch mein politisches Handeln sehr wichtig.“
In den vergangenen Jahren hat Felix Spehl, der aktuell Jura studiert, bereits verschiedene Ämter besetzt. Zwischenzeitlich war er etwa Kreisvorsitzender der Jungen Union Köln, mittlerweile ist er der Bezirksvorsitzende der Jungen Union Mittelrhein. Und möchte nun noch einen Schritt weitergehen und Mitglied des Kölner Stadtrats werden.
So kandidiert er bei der Kommunalwahl am 13. September in Lindenthal, Braunsfeld und Müngersdorf – die Stadtteile bilden den Wahlbezirk 15, bisher bekannt als CDU-Hochburg. Seine Partei hat ihm optimale Startchancen für die kommunalpolitische Karriere verschafft.
Einen Nachteil, als Neuling hier anzutreten, sieht er nicht. „Natürlich bin ich ein junger Mensch und die Interessen meiner Altersgruppe sind für mich omnipräsent. Aber mein Ziel ist es, Gruppen zu vereinen, deswegen sind für mich die Interessen der Senioren genauso ausschlaggebend.“ Er sehe sein Alter als Chance, möchte „frischen Wind“ in den Wahlbezirk bringen – denn „alle wollen, dass man Sachen auch mal neu betrachtet“.
Zudem sehe er in den drei Stadtteilen „einen unfassbar schönen Schatz“. „Darum möchte ich mein Augenmerk vor allem darauf legen, dass wir das aufwerten und pflegen, was wir schon haben, und gleichzeitig an gewissen Stellschrauben drehen, damit es noch besser wird.“ In den kommenden fünf Jahren wolle er unter anderem die Stadtteilkerne aufwerten, vor allem in Braunsfeld und Müngersdorf, „denn durch die Aachener Straße hat man einen großen Schnitt durch diese Veedel“.
Gegen leere Läden und Müll
Außerdem möchte er Ladenleerstände verhindern, bestehende Schulen sanieren lassen, allgemein die Infrastruktur verbessern und sich des Themas Sauberkeit annehmen. „Man findet immer mehr vermüllte Ecken und das mindert die Lebensqualität ungemein.“
Auch seine, denn er selber lebt gemeinsam mit seiner Freundin in Braunsfeld. Und die stehe vollkommen hinter seinem politischen Engagement – obwohl dieses oftmals sehr zeitintensiv sei. „Man muss sich gut organisieren und mit dem Partner absprechen. Und sich bewusst sein, dass man vielleicht nicht zu jedem Freundestreffen gehen kann.“. Doch das sei nicht tragisch, die Politik sein Hobby. „Auch wenn es sich manchmal eher nach Arbeit anfühlt, mir macht es Spaß.“ Und es könnte seiner Meinung nach auch gar nicht sein, dass sich nur Menschen in der Kommunalpolitik engagieren, die nichts anderes zu tun haben.
Bekennender FC-Fan
„Es sollte doch genau der Anspruch sein, dass die Menschen, die jetzt noch mitten im Leben stehen, Zeit finden, sich für den Stadtrat zu engagieren“, so Spehl, der erst vor kurzem sein erstes Staatsexamen absolviert hat. Als nächstes strebe er eine wissenschaftliche Promotion an, „da werde ich Bibliothek und Stadtrat miteinander in Verbindung bringen“.
Rückblickend habe die Zeit in Istanbul sein Leben verändert. Und auch Berlin, wo er einige Zeit lebte, habe ihn beeinflusst. Doch all das ändere nichts an der Tatsache, dass Köln seine wahre Heimat sei. „Während meiner Abwesenheit habe ich mich noch mehr in die Stadt verliebt“, sagt Felix Spehl. Und so sind auch die Farben seines Hemds alles andere als ein Zufall: „Ich bin eben großer FC-Fan.“
Noch mehr Kandidaten im Wahlbezirk 15
Im Wahlbezirk 15, zu dem Braunsfeld sowie Teile von Müngersdorf und Lindenthal gehören, ist der CDU-Kandidat klarer Favorit. 2015 holte die Partei hier 33,1 Prozent. SPD und Grüne lagen bei der letzten Kommunalwahl ungefähr gleichauf bei rund 20 Prozent.
Für die SPD tritt erstmals der Rentner Wilhelm Göttinger an.
Die Grünen gehen mit ihrem Bürgermeister Andreas Wolter ins Rennen.
Für die FDP kandidiert der in Frankreich geborene Kommunikationswirt Gerd Kaspar, der durch einen guten Listenplatz seiner Partei Chancen hat, im nächsten Stadtrat dabei zu sein. Bei der letzten Kommunalwahl holte die FDP in diesem Wahlbezirk über 8 Prozent.
Für die AFD wirbt der Landtagsabgeordnete Roger Beckamp um Stimmen. Insgesamt stellen sich elf Parteien und Kandidaten zur Wahl. (fra)