Leverkusen – Friedliches Zusammenleben von Bürgern mit verschiedenen Migrationshintergründen – dafür kämpft der Integrationsrat, der am 13. September neu gewählt wird. Um die knapp 40000 Wahlberechtigten in Leverkusen zu mobilisieren, stellten sich einige der verschiedenen Listen vor der Wahl vor.
Eins eint fast alle: Das Thema Rassismus, das in der jüngsten Zeit immer wieder verstärkt aufkommt. „Das Blatt hat sich gewendet“, stellt Rabia Taskesen von „Unser Leverkusen“ ernüchtert fest. Die Vorurteile seien wieder gewachsen, dabei habe man doch einiges „längst überwunden“. Bella Buchner von „Nasch Dwor – unser Hof/Davidstern“ konstatierte, dass nach dem Buch von Thilo Sarrazin das rechte Gedankengut „wieder salonfähig“ geworden sei.
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„Heute sehen wir, wohin das führt.“ Fatma Kisikyol sieht das Thema etwas entspannter: Das habe es immer gegeben, die Menschen hätten durchaus dazugelernt. Sie ist der Ansicht, dass man vermeiden sollte „solchen Chaoten“ – und bezieht sich dabei auf die Demo von „Aufbruch Leverkusen“ am Samstag – eine Plattform zu bieten. Dass die Vereinigung „Aufbruch Leverkusen“ mit einer eigenen Liste bei der Wahl zum Integrationsrat antritt, hat bei den anderen Listen für Entsetzen gesorgt.
Möglichkeit zur Teilhabe
Es gibt viel zu tun: Auch wenn der Integrationsrat nur eine beratende Funktion hat, sieht Sam Kofi Nyantakyi von Inter-Lev großes Potenzial in dem Gremium. Es biete „eine Möglichkeit am politischen Geschehen zu partizipieren“. Nämlich für diejenigen, die bei der Kommunalwahl keine Stimme haben, da sie beispielsweise nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
Konkret fordert Nyantakyi, der bereits seit 30 Jahren im Integrationsrat sitzt, mehr Geld für die kulturellen Vereine und die Einrichtung einer Anti-Diskriminierungsstelle in der Stadtverwaltung. Auch solle der Migrationshintergrund stärker bei der Einstellung für einen Job bei der Stadt berücksichtigt werden.
Andere Listen wie „Yekbun“ wollen sich verstärkt um kurdische Mitbürger kümmern. Fatma Kisikyol ist der Meinung, dass „Migrantenkinder häufig schlechtes Deutsch sprechen“ – teilweise sogar Kinder der zweiten oder dritten Einwandergeneration, wo also auch bereits die Eltern hier in Deutschland geboren sind. Bella Buchner fordert mehr Mentoringprogramme, will Frauen mehr an der politischen Arbeit beteiligen und das Thema „Umweltbewusstsein“ mehr in den Fokus rücken. Bei dem, was wir hier konsumieren würden, könne man sich nicht wundern, wenn die Menschen wegen Umweltschäden flüchteten, erklärt sie. Darüber hinaus gebe es bei dem Thema Umweltbewusstsein auch unterschiedliche Ansichten bei den verschiedenen Kulturen, sie will für mehr Sensibilität werben.
Buchner, die in den vergangenen Jahren die Vorsitzende des Integrationsrats war, sieht als größten Erfolg der zu Ende gehenden Wahlperiode die „Bewältigung der Flüchtlingskrise“. Der Integrationsrat habe gemeinsam mit der Politik beraten, viele kulturelle Vereine hätten bei den Unterkünften und auch mit Sprachkenntnissen geholfen. „Viele Initiativen sind daraus entstanden“, freut sie sich.
Mehr als 40000 Leverkusener sind am 13. September zur Wahl des Integrationsrats aufgefordert. Wer mindestens 16 Jahre alt ist, nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, neben der deutschen noch eine weitere Staatsangehörigkeit besitzt oder sie durch Einbürgerung erhalten hat, ist wahlberechtigt. Zur Wahl treten in Leverkusen die Listen „Inter-Lev“, „Unser Leverkusen“, „Nasch Dwor – unser Hof/Davidstern“, „Aufbruch Leverkusen/Migrantenliste“, „Biso na Biso“, „Internationale Union“ und „Yekbun“ an. (aga)
www.integrationlev.de