Langendorf – Vor fast vier Jahrzehnten bereitete der Ehemann von Hildegard Schridde seiner Gattin ein ganz besonderes Geschenk. Völlig überraschend stand er plötzlich mit einem Neuwagen der Marke Mercedes vor der Tür und sofort verliebte sich die Hovenerin in das bereifte Schmuckstück.
Bis zum heutigen Tag sollte diese neugewonnene Leidenschaft anhalten und so nimmt sie noch immer regelmäßig an zahlreichen Rundfahrten teil. Auch bei der Rallye der Oldtimerfreunde Zülpich, die am Sonntag bereits zum 28. Mal zahlreiche Autofreunde nach Langendorf lockte, zählt sie bereits seit fünf Jahren zu den Stammgästen.
„Von der Technik des Wagens verstehe ich selbst zwar nicht viel, aber das Fahrgefühl ist einfach einmalig.“
Start und Ziel der beliebten Rundfahrt war erneut die Burg Langendorf im gleichnamigen Zülpicher Vorort. 115 Teilnehmer hatten sich für die rund 120 Kilometer lange Strecke durch die Eifel angemeldet.
Mit einem Zwischenstopp samt Mittagsimbiss in Imgenbroich, einem Stadtteil von Monschau, führte der Weg die Oldtimerfreunde nicht über vielbefahrene Straßen, sondern entlang abgelegener Wege.
Rundfahrt durch schöne Landschaft
„Wir wollen den Rallye-Teilnehmern eine Rundfahrt durch schöne Landschaften bieten, die man im Alltag eher selten zu Gesicht bekommt“, erklärte Organisator Hans Günter Müller. „Zu diesem Zweck haben wir sogar Sondergenehmigungen eingeholt, die uns das Fahren auf einigen Straßen erlaubt, die sonst nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen sind.“
Diese Streckenführung trifft auch bei den Teilnehmern der Rundfahrt auf große Begeisterung, wie Hildegard Schridde berichtete. „Bei schönem Wetter könnte ich mir kaum eine bessere Beschäftigung vorstellen, als mit dem Cabrio gemütlich über die Landstraßen zu kurven.“ Gemütlichkeit spielt generell eine große Rolle bei den Ausfahrten der Oldtimerfreunde aus Zülpich. Nicht etwa die Geschwindigkeit, mit der die Strecke absolviert wird, sondern vielmehr das Beisammensein mit gleichgesinnten Autofans steht im Mittelpunkt des Interesses aller Beteiligten.
Selbst die über die gesamte Strecke verteilten Geschicklichkeitsaufgaben stellen meist nur eine nette Bonusunterhaltung dar. So mussten die Teilnehmer beispielsweise aus einiger Entfernung die Höhe einer Begrenzung bestimmen, so dass diese bei einer Durchfahrt nicht das Wagendach berührt.
„Bei einem weiteren Posten gilt es, eine Strecke mit genau sieben Stundenkilometern zu absolvieren“, so Hans Günter Müller. „Dies stellt zeitgleich auch eine Übung für eine verkehrsberuhigte Zone bei Monschau dar, die wir auf unserem Weg passieren.“ Seit mehr als zehn Jahren hat Peter Rademacher keine Rundfahrt der Zülpicher Oldtimerfreunde mehr verpasst: „Die ganzen neumodischen Autos sehen doch alle gleich aus. Früher hatten die Wagen wenigstens noch einen eigenen Charakter und daher bin ich froh, mich hier mit Leuten austauschen zu können, die dies ebenso sehen wie ich.“
Bezüglich der finanziellen Auslagen dieses meist kostspieligen Hobbys machte sich Peter Rademacher ebenfalls keine Gedanken. „Nachdem ich vor vielen Jahren den Motor für rund 3000 D-Mark habe überholen lassen, gibt sich die Maschine sehr pflegeleicht.“
Im vergangenen Jahr habe der Miched Mark 1 aus dem Jahre 1962, der mittlerweile nur noch für Oldtimerrundfahrten aus der Garage geholt wird, lediglich 50 Euro Wartungskosten verursacht.
Sorgen um mangelnde Teilnehmerzahlen brauchen sich die Oldtimerfreunde s nicht zu machen, denn die Ausfahrt war erneut bereits Wochen vor dem Start ausgebucht.
Auch der Start- und Zielpunkt an der Burg Langendorf dürfte für die nächsten Jahre gesichert sein, wie die Eigentümerin Juliane Vetter berichtete. „Meine Kinder sind selbst Fans der alten Wagen und sowohl Veranstalter als auch Besucher sind wirklich unglaublich nett.“ So wird das stimmungsvolle Ambiente der Burg, die sonst als Austragungsort für zahlreiche Konzerte junger Musiker genutzt wird, auch in Zukunft von den knatternden Motorengeräuschen der Oldtimer erfüllt.