Die Eifel-Region hat im Tourismus ein starkes Plus verbucht.
Im Vergleich zu 2011 ist der Tagestourismus um 89 Prozent gestiegen.
Was macht die Eifel so attraktiv? Eine Bestandsaufnahme.
Kreis Euskirchen – „Die Eifel ist sexy“, sagt Patrick Schmidder. Der stellvertretende Geschäftsführer der Nordeifel Tourismus GmbH (NET) belegt das auch gleich mit Zahlen: Tages- und Übernachtungsgäste spülten 2017 einen Bruttoumsatz in Höhe von 378 Millionen Euro in die verschiedenen Kassen im Kreis Euskirchen. 2011 waren es 222, drei Jahre später 262 Millionen. Im Vergleich zu 2011 sei der Umsatz im Tagestourismus um 89 Prozent und im Übernachtungstourismus um 31 Prozent gestiegen. „Mit der touristischen Entwicklung können wir zufrieden sein“, stellt Schmidder fest, der diese Aussage mit weiteren Zahlen der NET untermauert: Kamen 2011 noch etwa sieben Millionen Tagestouristen in den Kreis Euskirchen, waren es sechs Jahre später drei Millionen mehr. „Wir sind in den Köpfen der Menschen mit einem moderneren Image verankert“, so der Experte. Die Eifel sei eine Erholungsregion geworden, sie liege im Trend.
Die Eifel liegt im Besucher-Trend
Das bestätigt Philipp Piecha, Referatsleiter „Wirtschaftsförderung, Strukturpolitik und Tourismus“ bei der Industrie- und Handelskammer Aachen, gerne: „Hochgerechnet sind das 11,5 Millionen Aufenthaltstage. Die Eifel ist tatsächlich trendy.“
Ein Trend aber, der noch nicht überall angekommen ist. Gerade im Bereich Hotellerie und Gastronomie gibt es laut Schmidder mitunter Versorgungslücken. „Die neuen Betriebe schließen geradeso die Lücke, die die wegfallenden reißen. Da haben wir noch viel Potenzial“, sagt der stellvertretende NET-Geschäftsführer.
Eine weitere Herausforderung stelle der innerstädtische Leerstand dar. „Da treten wir den Kommunen schon auf die Füße, arbeiten aber auch eng mit ihnen zusammen. Ein guter, individueller Einzelhandel verbessert die Aufenthaltsqualität enorm“, so Schmidder.
Drei Nächte bleibt der durchschnittliche Tourist im Kreis Euskirchen – im Hotel Marielle in Bad Münstereifel etwas weniger. „Im Durchschnitt sind es 1,7 Nächte“, sagt Betreiberin Marielle Haep: „Wir sind ein Hotel, das den klassischen Naherholer für ein paar Nächte beheimatet.“ Zumeist seien es Gäste, die der Großstadt entfliehen wollten. Wandern, Mountainbiken, aber auch Einkaufen im City-Outlet seien die am häufigsten genannten Gründe für die Reise nach Bad Münstereifel, erklärt die 32-Jährige, die mit ihrem Mann Christopher das kleine Boutique-Hotel vor 14 Monaten eröffnet hat. Die NET habe sie dabei unterstützt.
Nordeifel Tourismus arbeitet seit zehn Jahren
Seit zehn Jahren gibt es die Nordeifel Tourismus GmbH inzwischen. Sieben Gesellschafter waren 2009 bei der Gründung im Kreishaus dabei. Mittlerweile sind alle Kreis-Kommunen Mitglied. Die Gründung damals sei notwendig gewesen, um auf die Angebotssituation reagieren zu können, die sich durch den neuen Nationalpark Eifel ergeben habe, sagt Schmidder. Zudem habe die Eifel Tourismus GmbH in Prüm von den Nordeifelern zunehmend deutlich gefordert, eigene Angebote zu entwickeln. „Dazu sahen sich die Verkehrsämter im Kreis aber nicht in der Lage“, erklärt Schmidder.
Zwar habe die Eifel-Tourismus damals bereits ein funktionierendes Buchungssystem geboten, doch jede Gemeinde habe für sich Tourismus betrieben, ihre eigenen Flyer entworfen und verbreitet. In den vergangenen zehn Jahren sei das alles professioneller geworden, findet Schmidder, der sich vom Engagement in den großen und kleinen Publikumsmagneten der Region begeistert zeigt: „Das Freilichtmuseum in Kommern erfindet sich immer wieder neu, Vogelsang ist zu einem Anziehungspunkt geworden und Wandern boomt mehr denn je.“
Die bewegte Vergangenheit der Nordeifel mache auf wenigen Kilometern Begegnungen mit Römern, dem Mittelalter und der Zeit der Industrialisierung möglich. Zeitsprünge paarten sich mit unberührter Natur, die sich über mehrere Hundert Kilometer Wanderwege entdecken lasse, beispielsweise auf dem Eifelsteig. Wandern sei der Hauptgrund, der Touristen in die Region locke. Ein Ende des Trends sei nicht in Sicht.
Auch wenn zuletzt einige Tausend Übernachtungen pro Jahr weggefallen seien, weil die alte Jugendherberge in Gemünd abgerissen wurde und der Neubau noch nicht abgeschlossen ist. „Eine Jugendherberge muss sich nicht mehr hinter einem Hotel verstecken. Dieses verstaubte Image gibt es nicht mehr“, berichtet Experte Schmidder.