Kalenberg – Es war grandios. 50 000 Fans haben den Eifel-Hit von Brings beim Jubiläumskonzert im Rhein-Energie-Stadion mitgesungen. „Wir sind ohne Zweifel… mitten in der Eifel“. Diese Hommage der fünfköpfigen Band an den rauen Landstrich kann nur aus einer Feder stammen – und zwar der von Stephan Brings.
Der Bassist und Sänger, der nicht erst seit „Superjeilezick“ bekannten Band, wohnt seit drei Jahren in der Eifel. Genauer gesagt im 408 Seelen zählenden Dorf Kalenberg.
In einem kleinen Fachwerkhaus abseits der Hauptstraße lebt er zusammen mit seiner Frau Birgit. „Meine Frau ist durch die Tür getreten und hat sich sofort in das Häuschen verliebt“, erinnert sich Stephan Brings schmunzelnd: „Da hatte ich es noch gar nicht gesehen.“
Doch auch er fühlt sich heimisch in Kalenberg: „Seitdem wir das Haus haben, sind wir richtige Reisemuffel.“ Im gemütlich eingerichteten Wohnzimmer steht ein Kamin, daneben hängen Bilder des Paares. Weiter hinten hat er sich seine Fahrrad-Werkstatt eingerichtet. Dort ist auch die Tür zum kleinen Garten mit Wiese und Blumenbeeten. „Für Eifeler Verhältnisse ist das gar nichts, aber wir fühlen uns hier sehr wohl.“
Die Katze aus Nachbars Garten streicht ihm schnurrend um die Beine. Am Rand des Gartens steht eine Holzbank. Daneben hat er viele Insektenhotels für Bienen aufgestellt. Er liebt es, im Garten zu sein. Stundenlang kann er auf der Terrasse sitzen. „Von meinem Platz aus habe ich Vögel gesehen, die gibt es in Köln gar nicht.“ Die Terrasse inklusive Überdachung habe er selbst gebaut, erzählt er stolz. Der gelernte Chemiefacharbeiter hat zwar mit seiner Frau und den beiden Kindern noch eine Wohnung in Köln, die freie Zeit verbringen beide aber am liebsten in ihrem Kalenberger Häuschen.
Da die Band am Wochenende meistens auf Tour ist, sind sie eher in der Woche dort: „Montag ist immer unser Sonntag.“ Da backen sie auch schon mal Brot. „Da kämen wir in Nippes nie auf die Idee“, sagt Brings.
In der Eifel ist der 47-jährige Bassist sogar zum Grillmeister geworden: „Wir grillen auch im Winter.“ Vielleicht, weil er nicht kochen kann oder nicht mag. Diese Aufgabe übernimmt „seine“ Birgit gerne für ihn, aber: „Wenn gegrillt wird, grille ich!“
Seine Frau kennt er bereist sein halbes Leben. Beide sind in Ehrenfeld geboren. Zu Jugendzeiten hat er mit ihr gemeinsam einige Ferienfreizeiten verbracht.
Doch gefunkt hat es erst vor fünf Jahren. Nach seinem Antrag haben sie im vergangenen Jahr in Köln standesamtlich geheiratet. „Ich glaube, ich bin im Alter schon ein bisschen spießiger geworden“, stellt er schmunzelnd fest.
Immer wieder sieht man ihn auf dem Fahrrad. Am liebsten fährt er Richtung Wachendorfer Bruder-Klaus-Kapelle durch den Wald. Freiwillig fährt er oft mit dem Fahrrad zum Probenraum. 56 Kilometer sind es zwischen Kalenberg und Köln: „Mit Rückenwind brauche ich dafür knapp zweieinhalb Stunden.“
Beim Radfahren komme er oft auf die besten Ideen. Bei der Fahrt von der Eifel Richtung Kölner Fernsehturm habe er den bisher bestplatzierten Chart-Hit „Halleluja“ komponiert und ins Handy reingesungen. „Früher bin ich für jeden Driss in die Telefonzelle, um für 20 Pfennig meine Songideen auf den Anrufbeantworter aufzunehmen.“
Kalenberg haben sie sich auch ausgesucht, weil es direkt an der Bahnstrecke nach Köln liegt. Er kann in Scheven zusteigen. „Ich habe keinen Führerschein“, so Brings. Er wolle auch keinen mehr: „Ich leide nicht darunter. Ich empfinde das als totalen Luxus, nicht Auto fahren zu müssen.“ Entweder steigt er einfach zu Birgit ins Auto oder in den Band-Bus. 1990 hat er die Band mit Peter Brings, seinem älteren Bruder, gegründet. Von Anfang an haben sie Konzerte in der Eifel gespielt. „Es war schon immer eine wichtige Region für uns. Auch als es mal nicht so gut lief, haben die Fans immer zu uns gestanden.“
Mittlerweile werden sie in einem Atemzug mit Bläck Fööss und den Höhnern genannt. Ihr Markenzeichen ist das rotkarierte Schottenmuster. Im vergangenen Jahr haben sie ein Open-Air-Konzert an der Hellenthalter Urfttalsperre und bei der Prinzenproklamation im Euskirchener City-Forum gespielt: „Da ging es richtig ab – das hat echt Spaß gemacht“, erinnert sich Stephan Brings Auch beim Laga-Warm-up heizten sie den 2500 Fans kräftig ein. Die Band ist bekannt für ihre mitreißende Show. Stephan Brings ist derjenige, der auf der Bühne besonders kräftig rockt. „Klar tun mir die Knochen am nächsten Tag weh“, gibt er zu: „Und jedes Jahr ein bisschen mehr.“ Bei den Gigs hat er immer einen Schottenrock an. „Die Frauen in den großen Mädchensitzungen finden das super.“ Und für den Fall der Fälle hat er immer Ersatz von Schneider „Carlo“ im Kleiderschrank: „Es könnte mir ja mal ein Rock geklaut werden.“
Das nächste Konzert in der Region spielt Brings am Sonntag, 29. September, ab 17 Uhr im Kulturkino Vogelsang: das „Mit-Sing-Konzert“