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Handwerk bewahrtDüttlinger ernten Kohle nach jahrhundertealter Tradition

Lesezeit 4 Minuten
Frauen, Männer und Kinder arbeiten an einem Kohlenmeiler, um sie herum ist Rauch.

Mühsam und staubig ist die Arbeit am Meiler, die die freiwilligen Helfer bei der Ernte der Holzkohle verrichten.

In Düttling wird der Tag der Kohle-Ernte auch „Tag der schwarzen Männer“ genannt, obwohl längst nicht mehr nur Männer daran beteiligt sind.

Wer zum Meiler geht, braucht sich um Feinstaub keine Sorgen zu machen. „Der Tag der schwarzen Männer“ – so wird es gendergerecht nicht wirklich korrekt genannt, wenn die Ernte der Holzkohle ansteht. Denn der Staub aus Asche und Kohle setzt sich bei Frauen und Männern, Alten und Kindern gleichermaßen in jeder Pore fest, bis die Mitarbeitenden selber so aussehen, als seien sie gerade aus dem Aschehaufen gezogen worden.

Wer sich davon selbst überzeugen wollte, hatte am Wochenende Gelegenheit, als im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Stadt Land Fluss“ die Köhlercrew um den Düttlinger Gerd Linden ihren Meiler öffnete.

Düttlinger Kohlenmeiler in diesem Jahr etwas kleiner

Es war diesmal ein kleiner, schneller Meiler, ein „Zwischenmeiler“, wie Linden ihn nannte. Denn auch Holz hat ein Verfallsdatum, wie fast alles im Kreislauf der Natur. „Das Holz war bei unserem letzten Meiler übrig geblieben und musste jetzt verwendet werden“, sagte er. Im Jahr 2018 sei das Holz für den 2020 geplanten Meiler besorgt worden, der tatsächlich erst im vergangenen Jahr realisiert worden sei. Mittlerweile liege es also seit fünf Jahren und sei deshalb sehr trocken. „In einem Meiler mit frischerem Holz hätte es wie ein Brandbeschleuniger gewirkt“, erläuterte er.

Zwei Kinder und eine Frau sammeln Kohle auf.

Die Arbeit ist schweißtreibend, macht aber allen Spaß. Den haben auch Kinder und Frauen am „Tag der schwarzen Männer“.

Knapp 30 Raummeter Holz enthielt der Meiler, den Linden und seine vielen Helfer vor einer Woche angezündet hatten. Das ist immer noch eine ansehnliche Menge, doch angesichts der 60 Raummeter, die die Düttlinger Meiler üblicherweise haben, eine Nummer kleiner. Und es ging schneller, denn bereits nach vier Tagen war das Holz fertig durchgeglüht. „Am Mittwoch habe ich das letzte Luftloch verschlossen“, so Linden.

Rund 15 Helfer waren nach Düttling gekommen, um bei der Ernte der Holzkohle zu helfen. „Das funktioniert nur, weil alle ehrenamtlich helfen“, betonte der Oberköhler. Mit dem Verkauf der Holzkohle seien die Kosten für Holz und Verpflegung der Helfer kaum zu stemmen.

Daniel Linden gießt mit einer Gießkanne Wasser auf schwarze Kohle.

Immer wieder muss die Kohle, hier Daniel Linden, abgelöscht werden.

Angezündet wurde der Meiler, wie bei Linden so üblich, nicht mit dem Feuerzeug. Über einen Parabolspiegel heizten Düttlinger Kinder brennbares Material wie Papier an, bis es sich entzündete. Um das Feuer in den Meiler zu bekommen, wurden nitrierte Rohrkolben verwendet. „Das sind Schilfkolben, die in nitratreichen Pferdeurin gelegt wurden und dann besser brennen“, erläuterte er. So wurde das Feuer schließlich in den mit Asche bedeckten Holzberg eingebracht.

Die Verkohlung von Holz zu Holzkohle im Meiler ist eine jahrhundertealte Tradition, die Linden mit seinem Engagement vor dem Vergessen bewahrt. „Ich habe das Köhlerhandwerk, als ich 1985 als Landwirtschaftsmeister im Freilichtmuseum Kommern angefangen habe, von zwei Zimmerleuten gelernt, die die Technik noch von den letzten beiden Köhlern der Eifel gelernt hatten“, erzählte Linden. Das seien die Brüder Stollenwerk aus Schmidt gewesen, die noch in den 1960er-Jahren Meiler aufgeschichtet hätten.

Zwei Frauen verpacken Holzkohle in großen Papiertüten.

Die am Vortag geerntete Holzkohle wird eingetütet und verladen.

Seit 2008 brennen unter der Leitung von Linden wieder die Meiler im Kermeter, wie es über Jahrhunderte üblich war. Viele Hundert Meilerplätze haben dort einst geglüht, um die Stahlhütten im Schleidener Tal mit Holzkohle zu versorgen. Daher ist der Teil des Kermeters oberhalb von Gemünd immer noch als der „Schwarze Berg“ bekannt.

„Der Präsident der Europäischen Köhlervereinigung, Karl-Josef Tielke, habe darauf aufmerksam gemacht, dass ohne die Holzkohlemeiler kein Schiff in See gestochen wäre“, betonte Linden. Denn es wurden nicht nur die Hochöfen mit Holzkohle befeuert, um Eisennägel und -schrauben herzustellen. Auch Teer wurde aus dem Holz gewonnen, wie es heute immer noch in Rostock gemacht werde.

Ein Porträt des Mannes mit grauem Haar und rußverschmiertem Gesicht.

Immer dabei: 80 Jahre alt ist Jakob Gresser aus Bergbuir,

Andere Länder, andere Meiler. So werde traditionell die Arbeit mit den Materialien gemacht, die die Region hergebe. „In der Schweiz wird der Meiler mit Fichtenreisern abgedeckt, in Süddeutschland auch mit Laub“, berichtete Linden. In der Eifel würden Grassoden verwendet, die nicht wegglimmen, sondern zu Asche verkohlen, die den Meiler gut gegen Lufteintritt abdichtet.

„Da wir Grillkohle erzeugen, verwenden wir nur Buchenholz“, so der Köhler. Allerdings sei es möglich, jedes Holz zu verwenden. Rund 80 Kilo Holzkohle könnten mit einem Raummeter Holz erzeugt werden, so dass er mit mehr als zwei Tonnen Holzkohle rechne.

Material für nächste Kohle-Ernte in Düttling gesammelt

Wie ein choreographiertes, allerdings doch auch sehr staubiges Ballett funktionierte die Helfermannschaft, als die Köhlerbuben und -mädels sich an die schweißtreibende Arbeit machten, die letzte Kohle aus dem Meiler zu kratzen. Auch Kinder halfen mit und fuhren die Schubkarren mit der Asche zu einem großen Haufen, auf dem das Material für den nächsten Meiler gesammelt wurde.

Auch die nur halb verkohlten Scheite, die sogenannten Füchse, wurden auf einem Haufen gesammelt. Diese gut brennenden Holzklötze werden beim nächsten Meiler während des Anzündevorgangs in das Zündloch an der Spitze des Meilers geworfen, damit er direkt angeht. Denn im Kermeter ist nach dem Meiler auch immer vor dem nächsten Meiler.

Doch nicht nur das Köhlerhandwerk führte Linden im Rahmen von „Stadt Land Fluss“ vor. Darüber hinaus zeigte er interessierten Gästen auch, wie die Gerberlohe aus Eichenrinde gewonnen wurde. „Ohne die war früher eine Verarbeitung von Leder nicht möglich“, sagte Linden.