Rückkehr des WolfesSchäfer fühlen sich mit Problemen „allein gelassen“
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Die Hinweise, dass sich ein Wolf im Kreis Euskirchen aufhält verdichten sich.
Das Land NRW verspricht Haltern von Nutztieren finanzielle Unterstützung. Z. B. soll die Anschaffung von Zäunen gefördert werden.
Werner Kulling ist Schäfer in Alendorf. Die Maßnahmen der Landesregierung sieht er kritisch.
Kreis Euskirchen – Nach mehreren Berichten von mutmaßlichen Wolfssichtungen im Kreis Euskirchen verdichten sich die Hinweise, dass sich ein Tier möglicherweise in der Region aufhält. Auch die Nutztierhalter aus der Region beschäftigen sich intensiv damit, wie sie künftig ihre Herden schützen können.
Beim Wolfsmanagement der Bezirksregierung sei bereits eine ganze Reihe von Anträgen für Präventionsmaßnahmen aus dem Bereich des Wolfsgebietes Eifel/Hohes Venn eingegangen, hat der Sprecher der Bezirksregierung, Dirk Schneemann, auf Nachfrage bestätigt.
Um höheren Zaun anzubringen, bräuchte Kulling neue Arbeitskräfte
Mit Einrichtung des Wolfsgebietes und der Pufferzone leistet das Land NRW für die Halter von Nutztieren nach Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) „finanzielle Unterstützung“, „um die Belastung für Tierhalter so gering wie möglich“ zu halten. Im eigentlichen Wolfsgebiet werden die Anschaffung von Zäunen sowie Herdenschutzhunden zu 100 Prozent gefördert, in der Pufferzone lediglich die Zäune.
Nach der mutmaßlichen Sichtung eines Wolfs, der am 2. Januar gegen 9.10 Uhr die B266 zwischen Kalenberg und dem Eifeler Alpenhof bei Scheven gequert haben soll, hat die Euskirchener Polizei nicht die Bezirksregierung in Köln, sondern tatsächlich das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz informiert.
Damit korrigierte Polizeisprecher Lothar Willems eine erste, anderslautende Mitteilung der Kreispolizei. Beim Lanuv gebe es eine Wolfsmeldestelle, die alle mutmaßlichen Sichtungen erfasse und auswerte. Das Landesumweltamt ist tagsüber unter der Telefonnummer 0 23 61/30 50, außerhalb der Geschäftszeiten und an Wochenenden ist die Nachrichtenbereitschaftszentrale des Lanuv unter Telefon 02 01/71 44 88 erreichbar.
Weitere Informationen zum Wolfsgebiet gibt es im Internet unter: www.wolf.nrw. (bz)
Doch Schafhalter wie der Alendorfer Werner Kulling, der 700 Mutterschafe sein Eigen nennt und damit die Flächen des Lampertsbachtals beweidet, sehen mit der Duldung des Wolfes infolge des gesetzlich garantierten Artenschutzes erhebliche Probleme auf sich zukommen. Kulling widerspricht „den Wolfsfreunden“, wie er sie bezeichnet, wenn diese sagen, das Land zahle die Präventionsmaßnahmen: „Natürlich zahlt das Land höhere Zäune und stärkere Stromgeräte für Wolfsschutzzäune. Doch mit allem, was danach kommt, werden wir alleine gelassen.“
Wenn er einen höheren Zaun anschaffe, dann müsse er einen weiteren Mann einstellen, der nur noch Zäune baue, denn: Die höheren Zäune könne ein Mann nicht alleine aufstellen: „Den jetzigen Elektrozaun von 105 Zentimetern Höhe kann ich in kurzer Zeit aufbauen. Aber es gibt Berichte, dass Wölfe in Thüringen und im Wolfsgebiet Schermbeck Zäune von 1,20 Metern Höhe überspringen. Also muss ich Zäune von mindestens 1,40 Metern haben.
Höhere Tierhaltungskosten und Konflikte mit Spaziergängern
„Zudem muss ich Herdenschutzhunde zu meinen Hütehunden haben, um die Herde von innen schützen zu können.“ Damit stiegen die Tierhaltungskosten. Zudem bringe das neue Probleme. Er habe zwei junge Herdenschutzhunde angeschafft, zwei Kaukasier, die er großziehe. Er wisse aber nicht, ob sie problemlos in seiner Herde eingesetzt werden könnten. Rumänien werde oft als Beispiel angeführt. Dort schützten Herdenschutzhunde Schafe vor Wölfen. „Dort klappt das auch nicht richtig“, sagt Kulling.
Forstdirektor Horst Hoffmann
Bereits vor 15 Jahren sei ein Wolf im Kreis Euskirchen gesichtet worden. Das berichtet Forstdirektor Holger Hoffmann von der Arenbergischen Forstverwaltung. Damals hätten fast zeitgleich ein Autofahrer auf der B258 bei Losheim und ein Mann auf belgischer Seite unweit von Losheim einen Wolf gesehen. Dabei habe es sich wohl um ein wanderndes Tier gehandelt, das nicht in der Eifel heimisch geworden sei.
Zudem habe es vermutlich, so Hoffmann, an dem Tag im vergangenen Juli, als das Wolfsgebiet Eifel/Hohes Venn eingerichtet wurde, zwei Wolfsrisse in einer Arenbergischen Baumplantage in Schleiden gegeben. Dort seien zwei von drei Scropshire-Schafen eines privaten Halters gerissen worden, die die Kräuter rund um die künftigen Weihnachtsbäume niederhalten sollten. Der Schafhalter, so Forstdirektor Hoffmann weiter, habe damals jedoch keinen Wert auf eine DNA-Analyse der Bissspuren gelegt. (bz)
Er rechne zudem damit, dass Herdenschutzhunde zu Beschwerden oder gar Konflikten mit Spaziergängern oder Hundehaltern führen könnten. „Uns werden Probleme übergestülpt, mit denen wir dann zurechtkommen müssen – ob wir wollen, oder nicht“, klagt Kulling. Schon jetzt habe er seinen kompletten Schafbestand in einer Herde zusammengefasst, weil er eine große Herde besser schützen könne, als mehrere kleine.