Pronsfeld/Eifel – Die Milchviehwirtschaft wird nach heutigem Stand auch in den kommenden Jahren ein wichtiges Standbein für die landwirtschaftlichen Betriebe in den Höhenlagen der Eifel bleiben – sowohl dies- als auch jenseits der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie der Staatsgrenze zwischen Deutschland und Belgien.
Mit der zweiten Anlage zur Milchpulverherstellung am weltweit größten Arla-Standort stärkt die Molkereigenossenschaft nach eigener Aussage ihr internationales Geschäft, um besonders „die global steigende Nachfrage nach bezahlbaren, nahrhaften Milchprodukten bedienen zu können“.
Das 51 Meter hohe Gebäude, in dem sich der neue Trockenturm befindet, wurde in drei Jahren Bauzeit mit einer Gesamtinvestition von rund 190 Millionen Euro errichtet. Bei dem Großprojekt wurden insgesamt 12 Einzelbaustellen auf dem 55 Hektar großen Werksgelände abgearbeitet: Von der Erweiterung der Milchannahme und der Kläranlage über den Bau zusätzlicher Milchtanks bis hin zu einer neuen Energiezentrale waren umfangreiche Vorarbeiten notwendig.
„Als größtes Arla-Werk weltweit mit einem starken Exportgeschäft bekommt der Standort Pronsfeld mit der neuen Produktionsanlage einen noch größeren Stellenwert für die Wachstumsstrategie unseres internationalen Geschäfts“, sagte Peder Tuborgh, CEO der Arla Gruppe, anlässlich der offiziellen Einweihung vor zahlreichen Gästen, darunter auch die rheinland-pfälzische Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Daniela Schmitt (FDP).
188 Milchbetriebe im Kreis Euskirchen
Im Kreis Euskirchen gibt es derzeit noch 188 landwirtschaftliche Betriebe, die Milchviehhaltung betreiben, informiert Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft.Knapp die Hälfte der Betriebe, etwa 90 an der Zahl, beliefert die Molkerei Arla (früher: Milchunion Hocheifel, „MUH“) im rheinland-pfälzischen Pronsfeld.Nach Obergartzem, ins neue Werk der Firma Hochwald, liefern rund 60 Landwirte aus dem Kreis Euskirchen ihre Milch.Weitere etwa 30 Betriebe aus dem Kreis, so schätzt Dahmen, beliefern derzeit noch die Campina-Molkerei in Köln. „Zudem gibt es noch einige freie Betriebe und Selbstverarbeiter“, so Dahmen.Den Transport der Milch in die Molkerei müssen die Landwirte übrigens nicht selbst bezahlen, sagt Arla-Sprecher Kasper Thormod Nielsen: „Sie sind ja Genossen, also Miteigentümer, der Genossenschaft.“ (thw)
Auch Werkschef Jürgen Wolf machte deutlich, wie eng verbunden das Unternehmen mit der Region sei: „Arla, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unsere Genossenschaftsmitglieder, die Milchbauern, sind tief in der Region verwurzelt“, sagte er.
1000 Mitarbeiter in der Eifel
Das Werk mit seinen fast 1000 Mitarbeitenden sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Eifel und darüber hinaus. „Daher freue ich mich besonders, dass es mit diesem Großprojekt gelungen ist, den Standort weiter zu stärken und auszubauen. Dass dabei Aufträge in Höhe von rund 42 Millionen Euro des gesamten Investitionsvolumens an Firmen in der Eifel und in Rheinland-Pfalz gegangen sind, zeigt deutlich, wie intensiv wir mit der hiesigen Wirtschaft zusammenarbeiten“, so Wolf weiter.
Weltweiter Export
Im Rahmen der Unternehmensstrategie „Future26“ erwartet die Molkereigenossenschaft ein jährliches Volumenwachstum von fünf bis sieben Prozent im internationalen Markengeschäft. Dabei habe Arla besonders auch Westafrika und die Region Südostasien im Fokus. „Viele Länder dieser Regionen zeichnen sich häufig durch ein starkes Bevölkerungswachstum, mangelnde Ernährung und einen geringen Selbstversorgungsgrad mit nahrhaften Lebensmitteln aus“, teilte das Unternehmen anlässlich der Inbetriebnahme der neuen Milchpulveranlage mit.
In der neuen Anlage können jährlich bis zu 685 Millionen Kilogramm Milch aus der Eifel zu insgesamt rund 90.000 Tonnen Milchpulver verarbeitet werden. Milchpulver eigne sich aufgrund seiner Beschaffenheit und langen Lagerfähigkeit besonders für lange Transportwege ohne Kühlung, heißt es vom Unternehmen.