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Landwirtschaft„Das Höfesterben wird sich im Kreis Euskirchen noch verstärken“

Lesezeit 3 Minuten

Einer der größten Milchviehbetriebe im Kreis Euskirchen ist der von Helmut Dahmen aus Lorbach.

Kreis Euskirchen – Der Strukturwandel in der Landwirtschaft setzt sich fort: Auch im Kreis Euskirchen nimmt die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter ab. Nicht zuletzt wegen der Preisdiskussionen der vergangenen Jahre stehen die Milchbetriebe dabei besonders im Fokus: „Im Jahr 2010 hatten wir im Kreis noch 293 Milchbetriebe – aktuell sind es nur noch 188“, rechnet Helmut Dahmen vor. Der Landwirt ist stellvertretender Vorsitzender der Kreisbauernschaft und ausgewiesener Experte für den Bereich Milch. Sein Betrieb in Mechernich-Lorbach gehört zu den größten Milchbetrieben im ganzen Kreis.

Zum Stichtag 3. November 2021 wurden im Kreis Euskirchen 30.974 Rinder gezählt, davon waren 10.591 Milchkühe. „Innerhalb von zwei Jahren ist die Zahl der Milchkühe um fast 1100 zurückgegangen“, so Dahmen weiter. Ist die Milchwirtschaft im Kreis Euskirchen also eine vom Aussterben bedrohte Zunft?

Keine Perspektive

„Vielen, die ihren Betrieb aufgeben, fehlt einfach die Perspektive“, beklagt Dahmen. Das Höfesterben werde sich sogar noch verstärken, ist er überzeugt: „Die Betriebe haben derzeit viele Probleme, und es kommen ständig neue hinzu.“ Gesteigerte Anforderungen in Bezug auf das Tierwohl und den Umweltschutz zwingen viele Landwirte zu hohen Investitionen, wenn neue Ställe gebaut oder Lagermöglichkeiten für Gülle geschaffen werden müssen.

Die Bio-Milch von Andreas Gentz aus Keldenich erzielt zwar einen höheren Preis – kostendeckend kann aber auch er nicht arbeiten.

„Die Anbindehaltung wird künftig nicht mehr zulässig sein. Speziell für viele kleinere Betriebe werden diese baulichen Investitionen in neue Ställe nicht zu stemmen sein“, befürchtet Dahmen. Zwar habe es aktuell leichte Steigerungen bei den Erzeugerpreisen gegeben – pro Kilo zahlen die Molkereien derzeit etwa 40 Cent an die Bauern aus.

„Die Mehreinnahmen werden aber von den allgemein steigenden Preisen sofort wieder aufgefressen“, moniert Dahmen. Und angesichts der Entwicklung bei den Marktpreisen sei die aktuelle Preisrunde gar ein Schlag ins Gesicht der Bauern gewesen. „Jetzt wäre tatsächlich die Chance gewesen, ein Zeichen für die Betriebe zu setzen, aber das haben die Molkereien verpasst“, so Dahmen.

Verändertes Landschaftsbild

Dass sich die Eifeler Kulturlandschaft in den nächsten Jahrzehnten verändern werde, sei die logische Konsequenz. „Das kann man in anderen Regionen Deutschlands schon beobachten, wie sich die Landschaft verändert, wenn es keine Milchwirtschaft mehr gibt“, sagt Dahmen. Mehr Hecken und mehr junger Wald könnten demnach die Folge sein und das gewohnte Bild grüner Wiesen und offener Landschaften nach und nach ersetzen.

Die Entwicklung des Rinderbestands im Kreis Euskirchen 

Wie aber könnte ein Ausweg aus der Misere aussehen? Kann „Bio“ die Lösung sein? Bereits im Jahr 2000 hat Andreas Gentz seinen Betrieb auf eine ökologische Wirtschaftsweise umgestellt. „Diesen Schritt habe ich nie bereut, denn wir haben auch vorher schon extensiv gewirtschaftet, und die Zertifizierung als Bio-Betrieb war dann der logische nächste Schritt“, bilanziert Gentz, der auf dem Margaretenhof bei Kall-Keldenich aktuell rund 30 Milchkühe im Stall stehen hat. Doch steht er selbst dadurch wirtschaftlich jetzt besser da als seine „konventionellen“ Kollegen? „Der Erzeugerpreis für Bio-Milch ist mit rund 51 bis 55 Cent je Kilo tatsächlich höher, aber dafür haben wir auch deutlich höhere Kosten“, rechnet Gentz vor.

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„Der Milchpreis reicht auch im Bio-Bereich nicht aus, um kostendeckend zu wirtschaften. Ohne unser Hof-Café, das meine Frau Cilia seit 2014 führt, ginge es nicht“, so die ernüchternde Bilanz des Bio-Bauern. Und auch beim Thema Generationswechsel steht er nicht besser da als viele seiner Berufskollegen: Auch bei Familie Gentz hat sich die nächste Generation für einen Beruf außerhalb der Landwirtschaft entschieden.