Wochenende rund ums HolzViele Besucher kommen ins Freilichtmuseum Kommern
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Mechernich-Kommern – „Von der Waldarbeit zur Holzkunst“ lautete das Motto am Wochenende im LVR-Freilichtmuseum Kommern. Auf dem 100 Hektar großen Areal war alles den Themen Holz, Holzverarbeitung und Holzkunsthandwerk gewidmet. Knapp 1000 Besucher kamen alleine am Samstag.
An der Bockwindmühle aus Spiel, dem ersten Exponat des 1958 gegründeten Freilichtmuseums, war die kleine Sophia gerade die mit einem Blütenkranz gekrönte Prinzessin Dornröschen. Ihre Eltern fanden das ganz wunderbar, und die Erzieherinnen und Erzieher des Waldkindergartens „Zwergenwald“, einer Einrichtung der Kita Router gGmbH im Museum, hatten Klein und Groß im Publikum verzaubert. Jedenfalls für einige Minuten.
Wotan im Einsatz
Das Märchenspiel mit Einbindung der jungen Besucherinnen und Besucher war einer der Programmpunkte am spätsommerlichen Aktionswochenende, das als coronabedingter Ersatz für die Traditionsveranstaltung „Verrücktes Holz“ auf dem gesamten Museumsgelände stattfand, um größere Besucheransammlungen zu vermeiden.
„Der Graue, das ist Wotan, der Europameister!“ Dirk Zöll aus Udenbreth erklärte den Besucherinnen und Besuchern an einer anderen Mühle, der Kappenwindmühle aus Cantrup am Niederrhein, unterdessen geduldig die Arbeit von Holzrückepferden – Kaltblütern, die herkömmlichen Pferden an Umfang, Gewicht und eben Pferdestärke um einiges überlegen sind.
Zöll weiß, wie man die Schwergewichte auf Hufen im Wald bewegen muss, und ließ Wotan und Lucky immer mal wieder knapp 20 Meter lange Baumstämme aus dem Unterholz herausrücken. Für die mächtigen Tiere eine leichte Aufgabe. Doch Zöll machte gegenüber seinem Publikum klar: „Das Pferderücken gehört eigentlich nicht ins Museum. Es ist noch heute üblich und in Kombination mit dem Einsatz von Maschinen auch naturverträglicher als bloße Vollernter.“ Dass das nicht alle Forstämter in der Eifel so sehen, muss er dabei bedauernd zur Kenntnis nehmen.
Eine besondere Art der Holzverarbeitung
Christel Scheffen aus Höfen fand das Angebot Zölls jedenfalls ebenso interessant wie vieles andere im Freilichtmuseum am „Holzaktionstag“. Mit ihrem Ehemann und einem befreundeten Ehepaar aus Bonn war sie zum ersten Mal auf dem Kahlenbusch. „Das ist alles ganz toll gemacht. Die Häuser, die auf dem Gelände verteilten Verkaufsstände, alles ist mit Blumen dekoriert. Sehr schön.“
Scheffen hatte da eine besondere Art der Holzverarbeitung auf der großen Wiese vor der Baugruppe Niederrhein noch gar nicht entdeckt. Dort war ein Horizontalsägegatter mit Spannwagen im Einsatz, angetrieben über den Transmissionsriemen vom vorgespannten Lanz Bulldog.
Seit 19 Jahren ist Ingo Esser, der Leiter des Waldpädagogischen Zentrums am LVR-Museums, einer der Veranstalter des Aktionswochenendes „Holz“: „Als wir damals anfingen, hatten wir hier ein Rückepferd und ein Dutzend Besuchende, die es sehen wollten. 2019, im letzten Jahr vor Corona, waren es zwischen 3000 und 4000.“ Die Idee ist also aufgegangen, und was den Besuchenden dabei besonders gefalle, so Esser, sei „alles, wo eine alte Technik demonstriert wird oder sich was bewegt“.
Fuhrwerke, Leiterwagen und Co.
Bernd Phiesel aus Kirchsahr und Walter Keil aus Gymnich waren so gesehen genau die Richtigen. Die beiden zeigten in ihrer mobilen Stellmacherwerkstatt das einst auch in der Eifel verbreitete Handwerk. Stellmacher fertigten Fuhrwerke, Leiterwagen, Rechen, Gabeln oder auch die häufig genutzten Schlagkarren, einachsige Kippkarren etwa für Rüben oder Kartoffeln. „Seit 1955 ist der Beruf aus der Handwerksrolle genommen und heute dem Fahrzeug- und Karosseriebau zugeordnet“, so Phiesel. Er zeigte, wie man einen Segmentzapfen an der Speiche abdreht, Kollege Keil zog derweil eine Speiche. Beides zusammen waren Teile eines Holzrades für ein Fuhrwerk.
Unweit in der Baugruppe Eifel gab es am Verkaufsstand der Obstweinkellerei „Am Wässerchen“ aus Eschfeld in der rheinland-pfälzischen Südeifel einen „Rauscher“, abgefüllt vor wenigen Tagen. Erfrischend, knappe drei Prozent Alkohol, das Getränk noch stark kohlensäurehaltig – eine Spezialität für den, der es zu schätzen weiß.
Julian Keil aus Odendorf, acht Jahre alt, interessierte sich wenige Meter weiter eher für den kleinen Ziegenbock im Außengehege. Vater Stefan schaute ihm fasziniert zu. „Was mir hier heute am besten gefällt? Dass mein Sohn und seine Freundin Elena schon drei Stunden lang immer wieder Neues entdecken. Und ein Ende ist nicht absehbar. Toll!“ Ein größeres Lob konnte man den Machern des Aktionswochenende kaum machen.