Mechernich-Floisdorf – Von wegen Apfel, Zimt und Mandelkern: In Floisdorf duftet der Nikolaus nicht nach Marzipan und Tannenzweigen, da riecht es ordentlich nach Diesel. Der brave Mann und sein Gefährte Hans Muff kommen mit dem Traktor. Und damit es richtig festlich ist, gibt es einen richtigen Nikolausumzug mit Treckerparade.
Mehr und weniger Respekt
Im vergangenen, ersten Corona-Winter hatte sich der Verein „Miteinander Füreinander Floisdorf“ (MFF) zum ersten Mal den mobilen Nikolaus als Notlösung ausgedacht. Der Weihnachtsmarkt musste wegen des Lockdowns abgesagt werden, ein Besuch des Nikolaus im Kindergarten war nicht möglich, also musste eine Alternative her. Und wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, weil die Inzidenzen es ihm verbieten, dann muss sich halt der Nikolaus auf den Weg machen, um die Floisdorfer Kinder zu beschenken.
Wie im vergangenen Jahr hatte es sich René Winkel nicht nehmen lassen, mit Bischofshut, Stab, Mantel und Rauschebart in die Rolle des Heiligen Mannes zu schlüpfen. Mit ihm unterwegs war Manfred Hack als Hans Muff.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr hatte der Nikolaus kräftig aufgerüstet. Nicht nur der gute, alte McCormick aus dem Winkelschen Fuhrpark war als persönlicher Bagagetraktor dabei, diesmal gesteuert von Marcel Schoddel. Dahinter fuhr ein alter Fahr mit Geknatter und dicken Rauchwolken. Gesteuert wurde er von Manfred Lorbach, der als Beifahrer seine Söhne Anton und Theo dabei hatte. Zudem hatte der Fahr die wichtige Aufgabe, die Verpflegung zu transportieren. Mit Glühwein und Kakao versorgten Esther Lorbach, Anja Esser und Stephan Brauner die Floisdorfer, die erwartungsvoll am Straßenrand auf den kleinen Zug warteten.
Musikverein Cäcilia Floisdorf sorgt für Weihnachtsmusik
Zum Abschluss hatte sich Alexander Inden mit seinem mit Lichterketten dekorierten Deutz angeschlossen. „Am Samstag war ich auch an der Ahr, wo wir mit 1700 Traktoren unterwegs waren“, erzählte er. Da habe er allerdings einen anderen Schlepper gefahren: „Dieser hier war mit meinem Vater in dem Zug dabei, der in Euskirchen unterwegs war.“
Für Weihnachtsmusik sorgte eine Abordnung des Musikvereins Cäcilia Floisdorf, die es sich nicht nehmen ließen, vor den Häusern ihre Lieder zu spielen. 48 Kinder standen auf der Liste des Nikolaus. Doch auch für unangekündigte Gäste war vorgesorgt: 80 Tüten waren vorbereitet. Die Geschenke wurden freigiebig verteilt – und der Opa am Fenster bekam statt Tüte oder Rute zünftig ein Stubbi hineingereicht.
„Der Nikolaus ist aber groß“, staunten die Kinder, als sich Winkel im Bischofskostüm zu ihnen hinunterbeugte. Mit viel Respekt begegneten sie ihm, und wenn Hans Muff mit viel Geschepper seinen Sack auf den Boden schmiss, konnte es auch passieren, dass ein Junge flugs Fersengeld gab. Gespannt verfolgte auch Johan den leuchtenden Zug. Wie es ihm gefalle? „Hm, eigentlich ganz gut“, sagte er. „Das ist für Johan ein Ausbruch der Euphorie“, kommentierte seine Mutter Judith Drügh lachend. Ob er denn brav gewesen sei, fragte der Nikolaus. „Jo, ich glaube schon“, antwortete Johan, überlegte kurz und drehte sich dann misstrauisch zu seiner Mutter um: „Ist das René?“