In der Woche vor der Bundestagswahl haben sich auch wieder viele Jugendliche aus dem Kreis Euskirchen an der Juniorwahl beteiligt.
Juniorwahl 2025„Social Media macht für Schüler im Kreis Euskirchen den Unterschied aus“

Die Wahlhelferinnen aus der Klasse 10b, Emma Brust, Valencia Meisler, Laura Kips und Sophia Niessen (v.l.n.r.), engagierten sich in der Woche vor der Bundestagswahl bei der Juniorwahl an der Euskirchener Marienschule.
Copyright: Thorsten Wirtz
Wie mache ich eine Steuererklärung, welche Versicherung brauche ich, und was muss ich beim Abschluss eines Handyvertrags beachten? Den Schulen wird oft vorgeworfen, dass sie die Schülerinnen und Schüler nicht praxisnah genug auf das „richtige“ Leben vorbereiten. Beim Thema Wahlen ist das anders: Das Erleben und Erlernen von Demokratie zu ermöglichen – das ist nämlich das erklärte Ziel der Juniorwahl.
In der Woche vor der „richtigen“ Bundestagswahl haben daher auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Euskirchen an der bundesweiten Juniorwahl teilgenommen. Etliche weiterführende Schulen waren beteiligt. Bundesweit waren es mehr als 7200 Schulen, an der die Wahl unter realistischen Bedingungen durchgeführt wurde: mit Wahlvorstand, Wahlhelfern, Wahlkabinen und Stimmzetteln analog zum Original des jeweiligen Wahlkreises.
Zum Konzept gehört aber auch, dass die Themen Wahlen und Demokratie vorab im Unterricht behandelt werden: „Wir gehen so vor, dass alle Kolleginnen und Kurse ab Jahrgang 8 die demokratischen Grundsätze des Grundgesetzes, die Wahlgrundsätze, das Wahlrecht, die Wahlprogramme und so weiter im Unterricht erarbeiten und die Schüler und Schülerinnen auf die Wahl vorbereiten“, erklärt Eva Balduin, Schulleiterin der Gesamtschule Eifel in Blankenheim und Nettersheim.
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Wechselnde Mehrheiten sind bei der Juniorwahl keine Seltenheit
Auch an der Marienschule Euskirchen (MSE) gehört die Juniorwahl seit Jahren zum pädagogischen Konzept. „Dabei war zu beobachten, dass sich die Wahlergebnisse bei den vergangenen Wahlen immer sehr stark unterschieden haben“, erinnert sich Lehrerin Elisabeth Dambach: „Je nachdem, welche Themen den Jugendlichen besonders wichtig waren, lagen mal die Grünen, mal sogar die FDP ziemlich weit vorn.“
So sehr mich das Ergebnis tatsächlich geschockt hat, war es natürlich auch eine didaktische Steilvorlage.
Bei der Juniorwahl anlässlich der Europawahl im vergangenen Jahr wurde von den Jugendlichen hingegen eine europakritische Partei an die Spitze gewählt: die AfD. „Das war in zweifacher Hinsicht ein Schock“, gibt Schulleiter Michael Mombaur zu: „Zum einen, weil wir als Europaschule für andere Werte stehen, und zum anderen, weil die Wahlbeteiligung sehr gering war.“ Noch nicht einmal die Hälfte der Schülerinnen und Schüler ab der neunten Jahrgangsstufe hatte im vergangenen Mai ihre Stimme bei der Juniorwahl abgegeben.
„So sehr mich das Ergebnis tatsächlich geschockt hat, war es natürlich auch eine didaktische Steilvorlage“, räumt der Schulleiter ein, denn in der Folge wurde das Wahlergebnis schulintern intensiv diskutiert. Mombaur verfasste einen offenen Brief, in dem er unter anderem auf die Vielfalt der Schülerschaft hinwies: „Das MSE beherbergt rund 30 Nationen – und jede Nation, jedes Kind und jeder Jugendliche ist willkommen und eine Bereicherung!“ Auch aus der Schülerschaft habe es nach dem überraschenden Wahlergebnis kritische Rückmeldungen gegeben, so der Schulleiter.
Juniorwahl: Ergebnisse erst nach Schließung der „richtigen“ Wahllokale
Wie die rund 500 wahlberechtigten MSE-Schüler in diesem Jahr abgestimmt haben, wurde übrigens erst nach Schließung der „richtigen“ Wahllokale am Sonntag um 18 Uhr auf der Internetseite der Juniorwahl mitgeteilt. „Es ist aber davon auszugehen, dass die Parteien, die auf Social Media besonders aktiv sind, in diesem Jahr auch bei uns vorne mit dabei sind“, wagt Lehrerin Silke Jansen eine Prognose: „Social Media macht den Unterschied aus.“
Sollte sich das bewahrheiten, könnte die Partei Die Linke in diesem Jahr auch unter den Schülerinnen und Schülern im Kreis Euskirchen auf ein gutes Ergebnis hoffen – jedenfalls, wenn man die bereits in der vergangenen Woche veröffentlichten Ergebnisse der U18-Wahl auf die Juniorwahl überträgt: Bei den Schulen im Regierungsbezirk Köln lag Die Linke mit 21,5 Prozent vor SPD (19,6), Bündnis 90/Die Grünen (19,1) und CDU (14,5). Die AfD folgt mit 8,4 Prozent auf dem fünften Platz.
Ähnlich sah es bei der Juniorwahl aus: Die Linke gewann deutlich mit 25,3 Prozent. Auf Platz zwei kam die Union mit 16,8 Prozent, dahinter die SPD mit 15,5 Prozent. Die AfD ist hier mit 14,7 nur viertstärkste Kraft, die Grünen kamen auf 9,3 Prozent.
Im Kreis Euskirchen hat allerdings nur eine einzige Schule an der U18-Wahl teilgenommen, weshalb das Ergebnis zwar ins Gesamtergebnis aufgenommen, jedoch nicht für den Wahlkreis 91 dargestellt wurde. Im Gegensatz zur Juniorwahl gibt es bei der U18-Wahl kein Mindestalter. Auch im pädagogischen Konzept unterscheiden sich die beiden Angebote.