Nur noch vier statt bislang fünf Abgeordnete vertreten den Rhein-Sieg-Kreis künftig im neu gewählten Deutschen Bundestag.
Bundestagswahl 2025Gemischte Gefühle bei Bundespolitikern im Rhein-Sieg-Kreis

Norbert Röttgen, der seinen Wahlkreis erfolgreich verteidigte, gehört zu den vier Abgeordneten aus dem Rhein-Sieg-Kreis, die im neuen Bundestag vertreten sein werden.
Copyright: Quentin Bröhl
Der Rhein-Sieg-Kreis ist im künftigen Bundestag nur noch mit vier Abgeordneten vertreten. Drei von ihnen gehörten dem Parlament bislang schon an: Elisabeth Winkelmeier-Becker und Norbert Röttgen (CDU), die ihre Direktmandate in den beiden Rhein-Sieg-Wahlkreisen verteidigten, und Sebastian Hartmann (SPD), der über die Landesliste der NRW-Sozialdemokraten den Sprung in den Bundestag schaffte.
Ihr Büro im Parlament räumen muss dagegen nach mehr als siebenjähriger Zugehörigkeit Nicole Westig, deren FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Weiterhin einen Abgeordneten stellt die Rhein-Sieg-AfD. Tobias Ebenberger aus Lohmar reicht Platz 8 auf der Landesliste der Rechtsextremen für ein Mandat im Parlament.
Siegburger Abgeordnete hofft auf schnelle Erfolge der Koalition
Am Tag nach der Wahl ist die Gefühlslage der Abgeordneten, die den Rhein-Sieg-Kreis bislang im Bundestag vertreten haben, naturgemäß gemischt. „Ich freue mich sowohl darüber, dass ich mein Mandat erfolgreich verteidigen konnte, als auch darüber, dass die Wahlbeteiligung im Rhein-Sieg-Kreis noch einmal zugelegt hat“, sagt Elisabeth Winkelmeier-Becker, die die CDU Rhein-Sieg seit 2005 im Bundestag vertritt. Die hohe Wahlbeteiligung habe verhindert, dass die Parteien an den Rändern des politischen Spektrums noch stärker im Parlament vertreten seien. Sie hoffe, dass sich CDU und SPD jetzt möglichst rasch auf eine gemeinsame Koalition verständigen könnten. Es sei wichtig, dass diese Koalition, sofern sie zustande komme, schon bis zum Sommer erste politische Ergebnisse vorweisen könne.
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„Zum ersten Mal seit 1949 ist es gelungen, bereits nach einer Wahlperiode aus der Opposition heraus wieder in die Regierungsverantwortung gewählt zu werden“, freut sich Norbert Röttgen über das Abschneiden von CDU und CSU im Bund. Wichtig sei, dass jetzt im Bundestag eine Koalition mit nur einem Partner möglich sei. „Über das tolle Ergebnis in meinem Wahlkreis und im gesamten Rhein-Sieg-Kreis freue ich mich riesig“, so Röttgen.
Der SPD-Kreisvorsitzende Sebastian Hartmann ist mit seinem persönlichen Ergebnis zufrieden, auch wenn er das Direktmandat im Wahlkreis 96 erneut nicht erringen konnte und stattdessen erneut über die SPD-Landesliste in den Bundestag einzieht. „Ich liege mehr als fünf Prozent über dem Zweitstimmen-Ergebnis der SPD im gesamten Rhein-Sieg-Kreis“, schildert er. Es habe sich gelohnt, im Wahlkampf bewusst auf die Präsenz in den sozialen Medien zu setzen, ist er überzeugt. Am insgesamt schlechten Abschneiden der SPD im Bund und in der Region gebe es aber nichts schönzureden, räumt Hartmann ein. „Wir sind vom Bundestrend voll erwischt worden, dagegen konnten wir uns nicht stemmen.“
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Sebastian Hartmann zieht über die SPD-Landesliste wieder in den Bundestag ein.
Copyright: ©Büro Sebastian Hartmann
Extrem besorgt zeigt sich Hartmann über das Abschneiden der AfD in der Region und im Bund. Im Rhein-Sieg-Kreis bleiben die Sozialdemokraten nur knapp vor den Rechtsextremen zweitstärkste bundespolitische Kraft. „Es ist alarmierend, dass die AfD fast ohne Präsenz im Wahlkampf vor Ort hier im Rhein-Sieg-Kreis, aber dafür mit massiver Präsenz in Social Media und erheblicher Unterstützung aus dem Ausland solche Ergebnisse erzielen kann“, sagt er. Hartmann warnt davor, den Themen und Positionen der AfD hinterherzulaufen: „Wir müssen uns als Demokraten ganz klar von dieser Partei abgrenzen.“
Nicole Westig erreicht die Redaktion am Tag nach der Wahl im Zug auf dem Weg zur Sitzung des FDP-Bundesvorstands in Berlin, wo die Wahlniederlage der Liberalen aufgearbeitet werden soll. Die Kreisvorsitzende der FDP muss ihren Platz im Parlament räumen. „Nach den Umfragewerten der vergangenen Wochen kommt das nicht völlig überraschend“, räumt die Bad Honneferin ein. Allerdings habe sie im Wahlkampf überwiegend ein positives Feedback für die Positionen der FDP und deren Ausstieg aus der Ampelkoalition bekommen. „An den Wahlkampfständen haben wir viele gute Gespräche geführt, da habe ich tatsächlich nicht geglaubt, dass das Wahlergebnis für die FDP so niederschmetternd wird.“
Hauptausschuss der FDP Rhein-Sieg berät das Wahlergebnis
Wie es für sie nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag politisch und privat weitergeht, lässt Westig noch offen. „Ich bin zunächst einfach mal dankbar, dass ich den Rhein-Sieg-Kreis mehr als sieben Jahre lang im Bundestag vertreten durfte“, sagt sie.
Am Dienstag tagt der Hauptausschuss der Rhein-Sieg-FDP, um die Ergebnisse der Bundestagswahl aufzuarbeiten. Ob die Partei danach personelle Konsequenzen aus dem schlechten Abschneiden der Liberalen zieht, ist offen. Auch im FDP-Landesvorstand, wo Westig eine von drei Stellvertretern des Landesvorsitzenden Henning Höne ist, dürfte bei der Aufarbeitung der Wahl über Personalien gesprochen werden.
Offen ist auch die berufliche Zukunft Westigs, die vor ihrer Wahl in den Bundestag zuletzt als Fundraiserin bei der Stiftung der Diakonie Michaelshoven in Köln arbeitete. „Ich könnte mir vorstellen, wieder in das Fundraising einzusteigen“, sagt sie. „Das ist ein Feld, das in Deutschland noch unterentwickelt ist und wo man noch viel bewegen kann.“
Grundsätzlich könne sie sich auch andere Optionen vorstellen. „Es wäre aber merkwürdig gewesen, wenn ich im laufenden Wahlkampf über meine eigene berufliche Zukunft nachgedacht hätte“, sagt sie. „Dafür werde ich mir jetzt Zeit nehmen.“ Neben dem Abschneiden der FDP bewegt die scheidende Bundestagsabgeordnete am Tag nach der Wahl auch die Wahlergebnisse anderer Parteien. „Schlimm finde ich das Erstarken der politischen Ränder“, schildert Westig. „Damit umzugehen ist im neuen Bundestag eine ganz große Aufgabe für die Parteien der politischen Mitte.“