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Knapp 15 ProzentWarum die Linke in Köln ein „abgefahrenes“ Ergebnis erzielte

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Lea Reisner (links) zieht für die Kölner Linke in den Bundestag ein. Mit ihr freuen sich Nadine Mai und Direktkandidat Vedat Akter.

Lea Reisner (links) zieht für die Kölner Linke in den Bundestag ein. Mit ihr freuen sich Nadine Mai und Direktkandidat Vedat Akter.

Lea Reisner zieht für die Kölner Linke in den Bundestag ein. Wichtiger Bestandteil der Strategie war der Haustürwahlkampf.

Mit diesem Ergebnis hatte bei den Kölner Linken niemand gerechnet. 8,8 Prozent der Zweitstimmen auf Bundesebene und in Köln sogar knapp 15 Prozent. Es ist das historisch beste Ergebnis für die Kölner Linke bei einer Bundestagswahl. „Bundesweit wäre ich mit allem über fünf Prozent glücklich gewesen. Dass es nun so gekommen ist, ist wirklich abgefahren“, sagte die Kölner Kandidatin Lea Reisner, die über Platz drei der Landesliste in den Bundestag einziehen wird. „Die Strategie und Kampagnenarbeit der Partei sei in Köln aufgegangen“, sagt Reisner. Ein wesentlicher Bestandteil der Strategie war der Haustürwahlkampf. „Wir haben mit rund 12.000 Leuten an Haustüren gesprochen.“ Die drängendsten Themen, die die Kölnerinnen und Kölner dort nannten, habe die Partei auch auf der Straße in den Vordergrund gestellt: hohe Mieten, steigende Energiekosten, steigende Kosten im Supermarkt, zusammengefasst: bezahlbares Leben. „Diese Preissteigerungen sind ganz unmittelbar spürbar. Und das ist etwas, was die Leute beschäftigt“, sagt Reisner.

Lea Reisner, Direktkandidatin der Linken.

Lea Reisner, Direktkandidatin der Linken.

In vier Stadtteilen ist die Linke sogar stärkste Kraft: in Kalk (30,4 Prozent), Mülheim (25,8 Prozent), Humboldt/Gremberg (25,2 Prozent) und Höhenberg (22,4 Prozent). Den drittbesten Wert erzielte die Partei in Ehrenfeld (25,4 Prozent), dort waren die Grünen (32,5 Prozent) allerdings noch stärker.

Kalk sei für Reisner ein gutes Beispiel für einen Stadtteil, in dem der Wahlkampf an der Haustür besonders gut funktioniere. „Die Angst vor Verdrängung ist da sehr unmittelbar. Kalk wird langsam aber sicher hip. Die Menschen merken dort, dass der Kaffee teurer wird und immer mehr Bioläden aufmachen.“ Auch in Chorweiler habe die Partei viele Menschen angesprochen. „Viele Menschen mit Migrationsgeschichte bekommen mit, dass sie in den vergangenen Jahren und gerade in diesem Wahlkampf zu Sündenböcken für eine verfehlte Politik geworden sind.“ Die Linke habe dagegen einen „sehr antirassistischen Wahlkampf“ gemacht.

Kölner Linke: Wenige Themen, Einigkeit und soziale Medien

Grundlage für das starke Kölner Ergebnis ist zweifelsfrei aber auch der Auftritt der Linken auf Bundesebene. Noch zu Beginn des Jahres waren die Umfragewerte im Keller. Im Wahlkampf konzentrierte sich die Linke auf wenige Themen, strahlte anders als früher Einigkeit aus und erreichte mit ihren Themen insbesondere auch junge Menschen. Das liegt auch daran, dass die Partei ihre Zielgruppe auch in den sozialen Medien anspricht. Und dann ist da noch Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek, die nach ihrer Abrechnung mit Friedrich Merz im Bundestag zum Internet-Phänomen wurde, nachdem die Union zusammen mit der AfD abgestimmt hatte. „Dass sich in der Partei etwas ändert, erlebe ich schon länger, besonders noch einmal nach dem Abtritt von Sarah Wagenknecht.“

Das schwächste Ergebnis erzielte die Linke in der CDU-Hochburg Hahnwald. Während 52 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz bei den Christdemokraten setzten, bekam die Linke gerade einmal 1,9 Prozent der Stimmen.

Motivierend sei das Ergebnis für die Partei auch mit Blick auf die Kölner Kommunalwahl im September. „Wir schauen uns nun genau an, an welchen Stellen wir im Wahlkampf noch nachjustieren können“, sagte die Sprecherin des Kölner Kreisverbandes, Nadine Mai. Das Ergebnis der Bundestagswahl gebe den Kölner Linken ein „gutes Gefühl“ in Richtung Kommunalwahl.