Nachdem er in der Nacht von seinem Bundestagsmandat erfahren hat, steht für Jan Köstering am Montagabend das erste Treffen in Berlin an.
Neu im BundestagNümbrechter Jan Köstering (Linke) ist unterwegs von Oberberg nach Berlin
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Bei der Zusammenkunft im Kreishaus am Sonntagabend ahnte Jan Köstering (27) noch nicht, dass er ein Mandat bekommen würde.
Copyright: Siegbert Dierke
Knapp vier Stunden Schlaf, mehr waren für Jan Köstering in der Nacht auf Montag nicht drin. Der 27-jährige Nümbrechter und Kreissprecher der Linken Oberberg ist neben CDU-Mann Carsten Brodesser der zweite Oberberger im nächsten Deutschen Bundestag. Gegen 1.30 Uhr verkündete die Bundeswahlleitung auf ihrer Homepage, dass die NRW-Liste der Linken bis einschließlich Platz 13 ziehen wird – Köstering war an zwölfter Stelle gesetzt.
Anruf bei Oberbergs Linken um Mitternacht
Schon seit 22 Uhr lief in der Linken-Geschäftsstelle in Gummersbach ein Mandatsrechner-Programm. „Die Hochrechnungen versprachen ein hervorragendes Landesergebnis, aber von meinem Einzug ins Parlament war da noch überhaupt nicht die Rede“, blickte Köstering am Montag zurück. Knapp sechs Prozent der Erststimmen im Kreis hatte er eingesammelt.
Richtig Morgenluft witterten Oberbergs Linke nach einem Anruf ihrer NRW-Landessprecherin gegen Mitternacht. 90 Minuten später bestätigte die Wahlleitung in Berlin die Gerüchte, der Jubel beim Köstering-Team war riesig.
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Oberbergs neuer Abgeordneter reiste am Montag ab nach Berlin
Für den Montag hatte der Mechatroniker einer Nümbrechter Werkstatt schon vor Wochen einen Tag Urlaub eingereicht, um sich vom Wahlkampf zu erholen. Aus der Erholung wurde nichts: Am Mittag nahm Köstering von Köln aus den ICE nach Berlin, am Montagabend stehen dort bereits das erste Treffen mit der NRW-Landesgruppe der Linken und am Dienstag die erste Sitzung der neuen Fraktion an.
Opposition bedeutet nicht, dass wir uns zurücklehnen und zugucken werden.
Jan Köstering kündigte eine „klare Oppositionsarbeit“ an. „Opposition bedeutet nicht, dass wir uns zurücklehnen und zugucken werden.“ Auch von außerhalb der Regierung könne man gestalten, betont der 27-Jährige und nennt den Mindestlohn als Beispiel. „Der war unsere Idee und ist längst Gesetz, ohne dass wir mitregiert haben.“ Genauso wolle man es nun mit einem Deckel für Mietpreise und Maßnahmen zum Klimaschutz machen und der Regierung gehörig auf die Finger schauen.
Persönlich freue ihn, dass er es als Handwerker ins Parlament geschafft habe. In der letzten Legislatur hätten nur vier Prozent der Abgeordneten einen Bezug zum Handwerk gehabt, „obwohl es das Rückgrat unserer Wirtschaft bildet.“ Große Sorge bereite ihm aber der Umstand, dass jeder fünfte Oberberger die AfD gewählt habe. „Die CDU hat das Vokabular der Rechten übernommen, aber nicht davon profitiert. Die Menschen haben gleich das Original gewählt.“