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Wahl-NachleseWas beim Blick auf die Ergebnisse der AfD im Kreis Euskirchen auffällt

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AfD-MdB Rüdiger Lucassen applaudiert neben einem Banner mit dem AfD-Emblem.

AfD-Wahlkreiskandidat MdB Rüdiger Lucassen, hier während einer Wahlkampfveranstaltung in Euskirchen, kann sich über zum Teil deutliche Hinzugewinne bei den Stimmen für seine Partei freuen.

In vielen Städten und Gemeinden im Kreis Euskirchen hat die rechts-konservative Partei bei der Bundestagswahl deutlich zugelegt.

Nicht nur in Marmagen hat das Thema Migration den Wahlkampf beherrscht. Seit der Einrichtung einer Notunterkunft für Geflüchtete in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik ist dort schon viel darüber gesprochen worden. In der Zeit nach Ankunft der ersten Geflüchteten war sogar der Dorffrieden in Gefahr – auch, weil es in der Folge zu einem Anstieg von Eigentumsdelikten kam. Das Dorf geriet in die Schlagzeilen, Fernsehteams aus der ganzen Republik rückten an, um die Einrichtung („700 Geflüchtete im 1600-Seelen-Dorf“) zu thematisieren.

Wer gedacht hat, dass das alles bei der Bundestagswahl zwangsläufig zu einem besonders guten Abschneiden der AfD führen musste, hat sich geirrt: Mit einem Anteil von 17 Prozent der Zweitstimmen (ohne Briefwahlanteil) hat die AfD in Marmagen eines ihrer schlechtesten Ergebnisse im Bereich der Gemeinde Nettersheim eingefahren, während die Partei in anderen Dörfern deutlich mehr als 25 Prozent geholt hat.

Begegnungsteam aus Marmagen ist stolz auf seine Arbeit

„Wenn das auf unsere Arbeit im Begegnungsteam zurückzuführen ist, dann hat sich das Engagement gelohnt“, sagt Manfred Poth. Der Vorsitzende des Sportvereins ist zusammen mit Ortsvorsteher Bernhard Maus einer der Aktivposten im Team der ehrenamtlichen Helfer. „Wir haben uns gekümmert, bei Problemen nach Lösungen gesucht und alles öffentlich gemacht“, zählt Maus auf, was seiner Meinung nach die wichtigsten vertrauensbildenden Maßnahmen waren.

Ein Schachturnier, eine Volleyballnacht, Konzerte oder eine gemeinsame Weihnachtsfeier: Zu vielen verschiedenen Anlässen hat das Begegnungsteam Dorfbewohner und Geflüchtete zusammengebracht. „Wir haben gezeigt, was man mit ehrenamtlichem Engagement erreichen kann“, sagt Manfred Poth nicht ohne Stolz.

Auf den Dörfern schneidet die AfD zumeist schlechter ab

Während sich die CDU beim Blick aufs Gesamtergebnis auch in der Gemeinde Kall als Siegerin fühlen darf, sieht es in der „City“ deutlich anders aus: In allen drei Stimmbezirken des Hauptorts liegt die AfD mit knapp einem Drittel der abgegebenen Stimmen noch vor der CDU – auch bei der Erststimme für den Wahlkreiskandidaten. Im Stimmbezirk Kall II verzeichnet die AfD mit 33 Prozent (ohne Briefwahlanteil) ihr bestes Ergebnis auf Gemeindeebene.

Auch in Euskirchen schneidet die AfD in der Innenstadt besser ab als in den Dörfern: Im Kernstadt-Wahlbezirk 081 kommt die Partei sogar auf 40,71 Prozent der Erst- und 38,35 Prozent der Zweitstimmen.

AfD-Wähler im Kreis Euskirchen gehen lieber persönlich ins Wahllokal

Die Briefwahl scheint bei AfD-Wählern hingegen nicht besonders beliebt zu sein – vielleicht liegt es an den Äußerungen von Parteichef Tino Chrupalla, der in der Vergangenheit öfter Zweifel an der Briefwahl gesät hat. Auch im Kreis Euskirchen ist der Stimmanteil der AfD in den jeweiligen Briefwahlbezirken deutlich geringer als bei den Ergebnissen aus den Wahlräumen.

In der Gemeinde Blankenheim wird dies besonders deutlich: Während die AfD in den drei Briefwahlbezirken der Gemeinde auf Werte zwischen 10 und 12 Prozent der abgegebenen Stimmen kommt, liegt der Anteil im Wahlbezirk Blankenheim II bei 48,81 (Erst-) und 45,08 Prozent (Zweitstimmen).

Bürgermeisterin Jennifer Meuren (parteilos) findet keine rechte Erklärung für den hohen AfD-Anteil in diesem Wahlbezirk: „Bei der Europawahl hat sich dieser Trend allerdings schon angedeutet“, so Meuren. „Da ist die AfD in diesem Bereich auch schon auf ein Drittel der Stimmen gekommen.“