In Köln ist die CDU wieder stärkste politische Kraft. Aber in den Wahlkreisen brachte die Partei ihre PS nicht auf die Straße.
Der Erfolg der Kölner CDUDarum ist die Feierstimmung der Union gedämpft

Serap Güler feierte bei der Wahlparty der CDU den Erfolg der Partei. Da ahnte sie noch nicht, welche Zitterpartei ihr bevorstand.
Copyright: Thomas Banneyer
Dass es knapp werden kann, damit hatte Serap Güler durchaus gerechnet. Aber diese extreme Zitterpartie hatte sie dann doch nicht kommen sehen. Erst nach Mitternacht stand fest, dass sie für die CDU wieder in den Bundestag einzieht – über die Liste und als einzige Kölner Christdemokratin. Damit ist das Problem der Kölner CDU benannt. Die Partei konnte zwar bei der Bundestagswahl in Köln einen Erfolg verbuchen. Sie ist wieder stärkste politische Kraft. Mit 22,18 Prozent bei den Zweitstimmen liegt sie knapp vor den Grünen (21,67). Die Pole-Position ist zurückerobert. Aber die CDU konnte ihre PS nicht auf die Straße bringen. Keiner der vier Kandidaten gewann ein Direktmandat.
Wahlerfolg der Partei wurde Güler zur Gefahr
Warum musste Güler zittern? Das hatte gleich zwei Gründe. Zum einem kam es in ihrem Wahlkreis zwischen ihr und der Mitbewerberin der SPD, Sanae Abdi zum Fotofinish. Mit nur 24,88 zu 24,58 Prozent hatte die Sozialdemokratin die Nase knapp vorn. Dabei war Güler extra in den Wahlkreis Köln I im Kölner Südosten gewechselt, weil sie sich dort bessere Chancen ausrechnete. Gilt doch ihr ehemaliger Wahlkreis Köln IV im Nordosten als „Erbland“ von SPD-Urgestein Karl Lauterbach. Der holte den Mischkreis zwischen Köln und Leverkusen erwartungsgemäß auch wieder. Doch Güler fuhr in ihrem neuen Wahlkreis nicht den erhofften Erfolg ein. Laut ihrer eigenen Analyse lag das an einer Erststimmenkampagne von Sanae Abdi (SPD), mit der diese erfolgreich Linke-Wähler auf sich gezogen habe.
Landesliste verlor an Wert
Aber war Güler denn mit Platz sechs auf der Landesliste nicht komfortabel abgesichert? Da kam der Christdemokratin der Erfolg ihrer Partei in die Quere. Weil landesweit viele Unionskandidaten ihren Wahlkreis holten, verlor die Liste an Wert. Nur drei CDU-Bewerber konnten über die Landesliste ihr Ticket nach Berlin lösen. Gülers Glück im Unglück war, das die fünf vor ihr Platzierten ihren Wahlkreis direkt gewannen und sie damit die erste Nachrückerin wurde. Wie sich erst nach Mitternacht manifestierte. Immerhin, der Christdemokratin drohte noch ein ganz anderes Schicksal, dass sie nämlich ihren Wahlkreis gewinnt, aber wegen der Wahlreform trotzdem nicht in den Bundestag einzieht. Dennoch, dass es kein Sieg war, bezeichnet Güler als „persönliche Enttäuschung“.
Alles zum Thema Bundestagswahl
- Wahlbilanz CDU-Chefs in Bad Honnef und Königswinter spüren Rückenwind für die Kommunalwahl
- Wahl-Nachlese Was beim Blick auf die Ergebnisse der AfD im Kreis Euskirchen auffällt
- Bundestagswahl 2025 Gemischte Gefühle bei Bundespolitikern im Rhein-Sieg-Kreis
- Nach der Bundestagswahl Warum die Arbeit nun direkt beginnen muss
- Bundestagswahl 2025 Sieben Erkenntnisse aus der Wahl für Rhein-Erft
- Analyse der Stimmbezirke Wipperfürth und Lindlar bleiben CDU-Hochburgen
- Juniorwahl 2025 „Social Media macht für Schüler im Kreis Euskirchen den Unterschied aus“
„Meine politische Geschichte ist noch nicht auserzählt“
Enttäuscht ist auch Daniel Otte – wenn auch bei ihm die Voraussetzungen gänzlich andere waren. Güler ist als ehemalige Staatssekretärin der Landesregierung und Bundestagsabgeordnete eine feste Größe der Kölner CDU. Otte ist politischer Quereinsteiger und musste sich erst einmal bekannt machen. Auf der Landesliste stand er erst gar nicht. In seinem Wahlkreis Köln II im Kölner Südwesten galt Sven Lehmann (Grüne) als Favorit. Lehman wurde seiner Favoritenrolle gerecht (34,14 Prozent), Otte blieb klar hinter ihm (28,08 Prozent). Ein Ergebnis, von dem der Christdemokrat sich aber nicht abschrecken lassen will: „Meine politische Geschichte ist noch nicht auserzählt.“
Manderla beendet politische Laufbahn
Auserzählt ist seit Sonntag aber die politische Geschichte der CDU-Kandidatin Gisela Manderla. Mit einem Sieg im Wahlkreis Köln III war in ihrem Falle nicht zu rechnen. Mit 19,45 Prozent blieb sie im Kölner Nordwesten klar hinter der SPD -Größe Rolf Mützenich (25,81) zurück. „Ich werde nicht nochmals antreten“, erklärt Manderla das Ende ihrer politischen Laufbahn. Die Christdemokratin war unter anderem 13 Jahre lang Stadtratsmitglied und 25 Jahre lang Landesvorsitzende der Frauenunion in NRW. Von 2013 bis 2017 saß sie im Bundestag. Der vierte CDU-Bundestagskandidat Sigmar Heß hatte die undankbare Aufgabe, statt Güler gegen Karl Lauterbach (SPD) zu verlieren. „Wir werden diese Ergebnisse nun sauber analysieren“, sagt der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Bernd Petelkau. Am Montagabend fand eine Parteivorstandssitzung statt, zu der Güler extra aus Berlin zurückreiste. Erkenntnisse aus den Ergebnissen werden sicherlich auch in das Wahlprogramm der CDU für die Kommunalwahl im September fließen, das Parteivorsitzender Karl Alexander Mandl nun erstellen will.